Handball

Darum gewinnen die Rhein-Neckar Löwen trotz großer Personalnot

Das 32:29 beim VfL Gummersbach bringt zwei Sieggaranten bei den Löwen hervor. Aber nicht nur sie sind der Grund für den Erfolg

Von 
Marc Stevermüer
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Torwart David Späth hielt den hart erkämpften Sieg der Löwen in Gummersbach mit 13 Paraden fest. © Bild Binder

Gummersbach. Beim Abendessen am Mittwoch ist Albin Lagergren überrascht. Denn als bei den Handballern der Rhein-Neckar Löwen der älteste Spieler am Tisch gesucht wird, um „Mahlzeit“ zu rufen, ist auf einmal er an der Reihe. „Mit gerade einmal 30 Jahren“, wie Trainer Sebastian Hinze zu bedenken gibt, nachdem seine stark ersatzgeschwächte Mannschaft 24 Stunden später die Bundesligapartie beim VfL Gummersbach mit 32:29 (18:16) gewonnen hat. Mit einem Kader, der im Schnitt etwas mehr als 23 Jahre alt ist und von einem halben Dutzend Talenten aus dem eigenen Nachwuchs geprägt wird.

Torwart David Späth gibt sich bescheiden

Einer von ihnen: Torwart David Späth, der nach 23 Minuten für Joel Birlehm zwischen die Pfosten rückt und anschließend 42 Prozent der Würfe auf sein Tor abwehrt. Fünf seiner 13 Paraden zeigt der 20-Jährige in den letzten sieben Spielminuten, was ihn zwangsläufig zu einem Sieggaranten macht. „Ganz gut“ sei seine Leistung gewesen, meint Späth mit aufrichtiger Bescheidenheit, die zu keiner Sekunde gespielt ist, sondern ihn seit jeher auszeichnet. Er ist einfach keiner, der abhebt.

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Entsprechend schaut er auch verdutzt, als ihn Trainer Hinze aus der Kabine beordert, ihn leicht an sich drückt und ihm fast schon väterlich die Worte „Demut, Demut, Demut“ mit auf den Weg gibt, ehe er den Torwart dann zum Interview zu schickt. Kurz danach realisiert aber auch Späth den scherzhaften Hintergrund. Und muss grinsen. Obwohl sich der Schlussmann noch „über ein, zwei Dinger“ ärgert, die er seiner Meinung nach hätte halten können. Keine Frage: Der Hochtalentierte bleibt gierig und strebsam, will besser werden – und sich auf keinen Fall ausruhen.

Trainer Sebastian Hinze: „Das macht mich glücklich“

Hinze gefällt der Arbeitseifer des Torwarts, der in Gummersbach nur zum Zug kommt, weil Mikael Appelgren mit einer Erkältung ausfällt. „Beeindruckend“ sei Späths Leistung gewesen, meint Hinze, der erst vor wenigen Monaten bei den Löwen anfing und den jungen Schlussmann entsprechend noch gar nicht so lange kennt: „Mir wurde viel berichtet, dass David unfassbar gut ist, wenn er heiß läuft. Jetzt habe ich es live erlebt. Der Junge macht Spaß.“ Was ebenso für Juri Knorr gilt.

Der Spielmacher ist zwar auch erst 22 Jahre alt, bestreitet nun aber schon seine vierte (!) Bundesligasaison. In Gummersbach schwingt er sich mit 15 Toren einmal mehr zum Anführer auf, ist – wie auch Späth – vor allem in der Schlussphase entscheidend zur Stelle und wiederholt nach dem Abpfiff immer wieder ein Wort. „Überglücklich“ sei er, „überglücklich.“ Weil „jeder seinen Job gemacht“ habe: „Irgendwie haben wir es geschafft, die ganzen Ausfälle auszugleichen.“ Wenngleich nicht jeder die Abwesenheit von etablierten Kräften so zu nutzen weiß wie Späth. Linksaußen Benjamin Helander bleibt erneut den Nachweis schuldig, Uwe Gensheimer zumindest halbwegs ersetzen zu können. Der Vertrag des Finnen endet im Sommer 2023 und auch auf dieser Position haben die Löwen mit Lion Zacharias (19 Jahre) und dem bei der U-18-EM ins All-Star-Team berufenen David Moré (18 Jahre) längst zwei eigene Talente in der Hinterhand.

Rhein-Neckar Löwen präsentieren sich als Einheit

Auf der Rechtsaußenposition spielt Theo Straub (18) 60 Minuten durch. In seinem ersten Bundesligaspiel gelingen ihm zwei Tore bei sechs Würfen, was – bei aller Nachsicht für die Jugend – ausbaufähig ist. Auch Hinze sieht das so. „Theo schließt sicherlich nicht sehr glücklich ab“, sagt der Trainer, dem es in diesen Szenen aber weniger um den Wurf an sich, sondern die Reaktion der gesamten Mannschaft darauf geht: „Ich habe keine Zweifel gesehen. Alle haben weitergemacht, den Jungen aufgebaut. Das macht mich glücklich.“ Weil im schwierigen Auswärtsspiel beim starken Aufsteiger eben nicht nur Späth und Knorr für den Unterschied sorgen, sondern sich die Löwen als niemals aufgebende Einheit präsentieren, die sich gegen alle Widerstände wehrt.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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