Gummersbach. Sebastian Hinze ballte die Fäuste, ging leicht in die Knie und schrie seine Freude heraus. Dieser Sieg, dieser Erfolg, diese zwei Punkte waren für den Trainer der Rhein-Neckar Löwen am Donnerstagabend etwas ganz Besonderes. Denn das 32:29 (18:16) in der Handball-Bundesliga erkämpften sich die Mannheimer unter schwierigsten personellen Bedingungen. „Das ist einfach unfassbar, ich musste ganz schön puzzeln“, meinte der überglückliche Hinze mit Blick auf die großen Sorgen.
Zwei weitere Stars fehlen
Nach dem Ausfall der Leistungsträger Uwe Gensheimer (Muskelfaserriss) und Halil Jaganjac (Schulter) mussten die Löwen kurzfristig auf zwei weitere wichtige Stützen verzichten. Der schwedische Weltklasse-Torwart Mikael Appelgren und der deutsche Nationalspieler Patrick Groetzki meldeten sich erkältet ab, was insbesondere auf der Rechtsaußenposition für einen echten personellen Engpass sorgte. Denn auch der zu Saisonbeginn aus dem Drittliga- in den Profikader beförderte Niklas Michalski (Bänderriss) fehlte.
Hinze blieb entsprechend nichts anderes übrig, als sein Aufgebot mit Talenten aus der A-Jugend und dem Drittligateam aufzufüllen. Gleich sechs Spieler waren 20 Jahre oder jünger, das Durchschnittsalter der Löwen-Mannschaft lag in Gummersbach bei 23,25 Jahren. Das nennt man dann wohl „Jugend forscht“.
Der 18-jährige Theo Straub schaffte es auf der Rechtsaußenposition gleich in die Startformation der Mannheimer, die einen schwachen Start in die Begegnung erwischten. Gleich zu Beginn scheiterten sie mehrfach an VfL-Schlussmann Tibor Ivanisevic, der in der Anfangsviertelstunde fast 50 Prozent der Würfe auf sein Tor abwehrte. Die Löwen führten nach dem 1:3-Rücktand (4.) trotzdem in der gesamten ersten Halbzeit, weil sich die Gummersbacher ungewöhnlich viele Ballverluste erlaubten.
Im Angriff lief bei den Badenern alles über die zuletzt schon überragenden Albin Lagergren und Juri Knorr, die ihre Nebenleute und sich gegenseitig in Szene setzen oder selbst trafen. Beim 11:8 (17.) führten die Mannheimer erstmals mit drei Treffern, obwohl Ivanisevic immer wieder zur Stelle war. Auch gegen Jannik Kohlbacher, der frei vom Kreis scheiterte und sich Sekunden später in der Abwehr seine zweite Zeitstrafe abholte.
Dem Odenwälder drohte eine frühe Disqualifikation und er blieb anschließend erst einmal draußen, was die personellen Möglichkeiten von Trainer Hinze noch mehr einengte. Fortan agierte Kristjan Horzen am Kreis – und der Slowene war sofort im Spiel. Er holte einen Siebenmeter heraus und erzielte drei Treffer.
Keine Frage: Die Löwen trotzten als Team erfolgreich und mit großer Leidenschaft den Widrigkeiten. Einzig Torwart Joel Birlehm fand nicht zu seiner Form und wurde gegen David Späth ausgetauscht (23.), der bis zum 18:16-Pausenstand gleich vier Paraden zeigte – und nach dem Seitenwechsel neben Knorr zu einem entscheidenden Faktor wurde. „Ihn haben wir eigentlich nie in den Griff bekommen“, lobte VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson den Löwen-Spielmacher, der 15 Tore erzielte.
Knorr und Späth trumpfen auf
Zu Beginn des zweiten Durchgangs vergaben die Löwen zunächst wieder zu viele Möglichkeiten. Lukas Nilsson, Benjamin Helander, Horzen, Straub und Lagergren versäumten es, den Vorsprung für ihre Mannschaft auszubauen. Kohlbacher kehrte am Kreis zurück und erzielte wichtige Treffer, unter anderem das 25:22 (45.) für die Löwen. Doch Gummersbach kam zurück, auch weil Helander (drei freie Würfe, kein Tor) erneut Nerven zeigte. Beim 26:25 (50.) für den VfL drohte die Partie zu kippen, doch dann trumpfte Späth zwischen den Pfosten auf. „Er war überragend“, lobte Hinze den Schlussmann (13 Paraden), sah aber das große Ganze: „Wie wir auf den Rückstand reagiert haben, das ist beeindruckend.“ Knorr traf zum 29:28 (53.) und 30:28 (55.), bereitete zudem das 31:28 (57.) durch Kohlbacher vor. Und dazwischen war immer wieder Späth zur Stelle.
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