Stuttgart. Das ungarische Örtchen Telki in der erweiterten Peripherie von Budapest verbindet mit der Gemeinde Weiler-Simmerberg in Baden-Württemberg vordergründig nur dies: die sanften Hügel und das ländliche Ambiente drumherum. Beides sind bewusst gewählte Rückzugsorte für eine EM-Mission der ungarischen Nationalmannschaft. So wie sich die Magyaren 2021 in Corona-Zeiten das abgelegene Trainingszentrum ihres Fußball-Verbandes als Heimquartier nahmen, fiel 2024 die Wahl auf eine Anlage im Westallgäu.
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Es braucht Ruhe, weil bei EM-Auftritten mit ungarischer Beteiligung ein Höllenlärm herrscht. Vor drei Jahren war die Puskas-Arena in Budapest gleich wieder proppevoll, während woanders bei der paneuropäischen EM mitten in der Pandemie noch Vorsicht waltete: Das frenetisch angefeuerte Heimteam zahlte zwar gegen Portugal (0:3) erst Lehrgeld, bot dann aber Frankreich die Stirn (1:1) - und hätte in München gegen Deutschland (2:2) beinahe das Weiterkommen geschafft.
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Ans damalige Drama erinnert der seit sechs Jahren im Amt befindliche Nationaltrainer Marco Rossi vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Deutschland in Stuttgart (Mittwoch 18 Uhr/ARD und Magenta TV). „Es ist fast undenkbar, dass jemand auf uns setzen wird“, sagte der Italiener zwar nach dem Auftakt gegen die Schweiz (1:3), aber den Lerneffekt seines Teams solle bitte niemand unterschätzen.
Gulacsi hat Probleme nach seinem Kreuzbandriss
Der 1996/97 kurz bei Eintracht Frankfurt spielende Rossi wird jetzt seine Achse mit deutschen Bezügen in die Pflicht nehmen. Torwart Peter Gulacsi und Abwehrchef Willi Orban von RB Leipzig als auch der im vergangenen Jahr von den Sachsen zum FC Liverpool gewechselte Kapitän Dominik Szoboszlai sind seine Säulen. Doch bei der Nummer eins geht das Problem los: Gulacsi hat die Aura als einer der besten Ballfänger der Bundesliga nach einem Kreuzbandriss eingebüßt.
Der 34-Jährige sieht in Deutschland den „absoluten Titelfavoriten“ und empfiehlt seinem Team, sich auf bewährte Mittel zu besinnen: „Dicht stehen, solide verteidigen, mit Leidenschaft kämpfen, schnell umschalten. Wir sind taktisch sehr diszipliniert und haben jetzt auch individuelle Qualität.“ Was ihm Mut macht: Die deutsche Nationalelf fand vor zwei Jahren in den Nations-League-Duellen (1:1, 0:1) kaum eine Lücke. Und vor dem Heimvorteil der DFB-Elf fürchtet sich der Schlussmann am wenigsten: „Unsere Fans sind sehr kreativ, wenn es darum geht, an Karten zu kommen.“
Nun hat es schon in Köln nicht an Unterstützung gemangelt, doch speziell die Defensive patzte gegen die Eidgenossen furchtbar. Auch Abwehrchef Orban erwischte einen rabenschwarzen Tag: Der 31-Jährige reihte mit seinen Nebenleuten Adam Lang (Omonia Nikosia) und Attila Szalai (SC Freiburg) in der Dreierkette Fehler an Fehler. Mit den nun zum VfL Wolfsburg wechselnden Marton Dardai, Sohn von Hertha-Legende Pal Dardai, stände eine junge Alternative bereit, doch Rossi wird jetzt kaum seine Routiniers abstrafen. Den beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildeten Orban bezeichnet er ja als einen seiner Anführer: „Er ist der Typ, der nicht zu viel redet, aber wenn er was sagt, dann hören alle zu.“ Obwohl der gebürtige Pfälzer besser Deutsch als Ungarisch spricht.
Das Wort soll ohnehin Spielmacher Szoboszlai führen, der mit der Kapitänsbinde noch mehr Verantwortung übernahm. Die letzte EM verpasste der 23-Jährige verletzt, umso mehr Erwartungen lasten jetzt auf dem Edeltechniker, der eine enorme spielerische Veranlagung mitbringt.
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