Eishockey

Adler-Kapitän Michaelis: „Als hättest du die Fans im Stich gelassen“

Nach der 1:5-Niederlage im Winter Game in Frankfurt stellen sich die Adler-Spieler der Kritik aus der Mannheimer Fankurve. Beide Seiten sind nach der Niederlage - diesmal vor 45.110 Zuschauern - maßlos enttäuscht

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Christian Rotter
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Nach der 1:5-Derby-Niederlage in Frankfurt trat die Mannheimer Mannschaft den Gang zum Adler-Fanblock an. © Michael Ruffler

Frankfurt. Dieser Gang fiel den Adlern schwer. Nach der nächsten Derby-Enttäuschung wussten sie allerdings, dass sie diesen antreten mussten. Kapitän Marc Michaelis führte sein Team nach der 1:5-Abreibung im Derby zum Mannheimer Fanblock. Dort trafen sie auf Anhänger, bei denen die Emotionen zwischen Fassungslosigkeit, Frust, Wut und Trauer pendelten.

Die meisten wollten einfach nur wissen: Wie konnte es passieren, dass die Adler erneut in einem Derby, das den Fans so viel bedeutet, eine dermaßen unangemessene Leistung zeigten?

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1:5 in Frankfurt - Adler Mannheim enttäuschen im Winter Game

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Christian Rotter
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Und das noch dazu vor einer solchen Kulisse! 45 110 Zuschauer erlebten beim Winter Game der Deutschen Eishockey Liga (DEL) im Stadion, in dem normalerweise Eintracht Frankfurt Fußball-Feste feiert, wie die Mannheimer Mannschaft im letzten Drittel zusammenbrach.

„Natürlich stellst du dich nach einem solchen Spiel den Fans - was die heute wieder auf die Beine gestellt haben“, sagte Michaelis und ergänzte: „Du fühlst dich, als hättest du sie im Stich gelassen.“

In dieser Saison schon die dritte Derby-Enttäuschung

Und das nicht zum ersten Mal. Bereits die ersten beiden Derbys der Saison hatten die Adler in den Sand gesetzt. Dem 0:2 in der heimischen SAP Arena folgte ein 1:3 in Frankfurt. Nach drei Duellen mit den Löwen, die als Tabellenelfter bislang in dieser Saison keine Bäume ausgerissen haben, weisen die Mannheimer eine Torbilanz von 2:10 auf - eine erschreckende Ausbeute. „Der Stachel sitzt sehr, sehr tief bei uns“, hatte Michaelis unmittelbar nach der Schlusssirene mit Tränen in den Augen bei MagentaSport gesagt.

„Keiner verliert gerne – vor allem nicht hier“, sagte Matthias Plachta. © City-Press

In Sachen Leidenschaft rissen die Adler die Messlatte, die ihre Anhänger aufgestellt hatten, klar. Mehr als 10 000 Fans waren aus der Quadratestadt angereist. Vor der Partie war die Mannschaft mit einer riesigen Choreographie empfangen und auf den heißen Tanz gegen die Löwen eingeschworen worden „Auf in den Kampf“ stand in großen Lettern auf einem Banner. Darüber thronte ein gefährlich dreinblickender Adler.

Wieder schlägt es hinter Arno Tiefensee ein. Die Adler ließen ihren Torhüter ein ums andere Mal im Stich. © City-Press

Im Auftaktdrittel, in dem sich beide Teams erst einmal an die Bedingungen gewöhnen mussten, waren die Mannheimer auch die bessere Mannschaft. Tom Kühnhackl hatte die Führung auf dem Schläger, traf aber nur den Pfosten (18.). Nach der ersten Pause fand Frankfurt besser in die Partie und ging - wenn auch glücklich - in Führung. Daniel Wirt zog von der blauen Linie einfach mal ab, die Scheibe fand von Lukas Kälble abgefälscht den Weg ins Mannheimer Tor (25.).

Adler-Trainer Dallas Eakins kritisierte die entscheidende Phase im letzten Drittel. © Michael Ruffler

„Dieser Treffer fiel aus dem Nichts“, klagte Michaelis, der aber vor allem den Adler-Auftritt in den letzten 20 Minuten nicht beschönigen wollte: „Wir haben zwei Strafen in der offensiven Zone genommen, dazu wurde ein Fehler in unserem Spielaufbau bestraft. Das geht so nicht.“

Adler kassieren drei Gegentore in 162 Sekunden

Auch Dallas Eakins wies in seiner Analyse auf die verhängnisvollen drei Minuten hin, in denen Cameron Brace (47.), Dennis Lobach (48.) und Maksim Matushkin (50.) mit drei Toren zum 4:0 binnen 162 Sekunden für die Entscheidung sorgten. Der Coach wollte allerdings auch „das vielleicht beste erste Drittel dieser Saison“ der Adler gesehen haben. Eine mehr als fragwürdige Einschätzung, die der Bedeutung der Partie nicht gerecht wurde.

Michaelis traf da schon eher den Punkt. „Diese drei Derby-Niederlagen werden uns noch für den Rest der Saison begleiten. Ich trage das C auf der Brust und bin als Kapitän dafür verantwortlich, dass wir das Ruder wieder herumreißen“, betonte der gebürtige Mannheimer.

Matthias Plachta, der in doppelter Überzahl den einzigen Treffer für die Adler schoss (53.), sah es ähnlich. „Keiner verliert gerne - vor allem nicht hier“, sagte der 33-Jährige, der von einer guten Aussprache mit den Fans nach der Partie berichtete. Ein Anhänger fungierte als Sprachrohr und redete für einige Zeit auf das Team ein. „Für uns war es selbstverständlich, dass wir da hingehen und uns das alles anhören. Es hat auch Hand und Fuß gehabt, was wir zu hören bekamen“, erklärte Plachta: „In uns Spielern ging es ähnlich vor, auch wir waren sauer. Für die Fans ist es schwer. Sie probieren alles von den Rängen, können aber nicht auf das Geschehen auf dem Eis eingreifen. Und wir Spieler greifen ein, aber es klappt nicht - beides ist scheiße.“

Nun müsse die Mannschaft aber alles daran setzen, sich nicht runterziehen zu lassen. Nach den Niederlagen gegen Köln, in Ingolstadt und in Frankfurt bei insgesamt 4:15 Toren müssen die Adler schleunigst einen Weg finden, um in die Erfolgsspur zurückzufinden. Die Partien in Straubing (Dienstag, 19.30 Uhr), gegen die Eisbären Berlin (Donnerstag, 19.30 Uhr) und in Nürnberg (Sonntag, 19.15 Uhr) bieten ausreichend Gelegenheiten. Andererseits könnte es bei drei weiteren Niederlagen ein ungemütlicher Januar in Mannheim werden.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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