Mannheim. Denis Reul musste nicht lange überlegen. „Das müsste mein erstes DEL-Pflichtspiel für die Adler gegen Nürnberg gewesen sein“, antwortete er auf die Frage dieser Redaktion, ob er noch weiß, was am 3. September 2009 war.
Beim 4:1-Heimerfolg über die Ice Tigers war der damals 20-Jährige als achter Verteidiger gelistet - 2009 durften im Gegensatz zu heute (21) noch 22 Akteure auf dem Spielberichtsbogen stehen. „Ich glaube, ich hatte einen Wechsel und das war’s. Es war aber trotzdem schön“, sagte der Verteidiger mit einem breiten Grinsen.
Reul absolvierte 799 Pflichtspiele für die Adler
Fast 15 Jahre ist Reuls Debüt für die Adler in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nun schon her. Nach 799 weiteren Pflichtspielen für die Mannheimer trennen sich jetzt die Wege des Vorzeigeathleten und der Blau-Weiß-Roten. Am Freitagabend wurde der Kapitän der vergangenen drei Jahre mit einem Abschiedsvideo - und alleine auf der Bühne stehend - gebührend von den Adlern und seinen zahlreichen Fans in der SAP Arena verabschiedet.
„Ich hatte hier eine sehr schöne Zeit mit vielen tollen Momenten. Es waren natürlich auch ein paar Tiefen dabei, aber ich möchte mich nur an die guten erinnern“, sagte das Mannheimer Urgestein, das bereits 2004 zu den Jungadlern gewechselt war, beim Blick zurück.
Der Kanadier Dan McGillis war für Reul ein wichtiger Mentor
Bei seinem Debüt schossen Tomas Martinec, François Méthot, Justin Papineau und Scott King den Mannheimer Heimsieg heraus. Reul, der bislang nur für die Blau-Weiß-Roten in der DEL aufs Eis ging, hat in seiner Laufbahn schon entsprechend viele Spieler in die Mannheimer Kabine kommen und gehen gesehen. „Ich habe in dieser Zeit viele Freunde gefunden, die teilweise auch gar nicht mehr spielen, mit denen ich aber immer noch in engem Kontakt stehe“, sagte Reul und hob vor allem einen seiner ersten Reihenkollegen hervor: Dan McGillis.
Der Kanadier und ehemalige NHL-Veteran kam im Laufe der Saison 2009/10 nach Mannheim und unterstützte den jungen Reul in allen möglichen Situationen. „Dan hat mir in meinem ersten Jahr sehr geholfen, hat mich an die Hand genommen und gezeigt, wie das Profigeschäft funktioniert“, betonte Reul, der von allen nur „Robo“ gerufen wird.
Diesen Spitznamen verdankt er einem anderen Mitspieler: Frank Mauer: Der ehemalige Adler-Stürmer und gute Freund verpasste Reul diesen Namen schon zu gemeinsamen Jungadler-Zeiten. „Da war ich 15 oder 16, hatte ein verchromtes Gitter und silberne Schlittschuhe. Zudem war ich relativ groß und kräftig, da hat mich Franky ,Robocop’ getauft. .Robo’ ist dann bis heute geblieben“, erläuterte der 1,93 Meter große und 112 Kilogram schwere Abwehrhüne.
Reuls beispiellose Karriere bei den Adlern in Mannheim
Als „Bodyguard der Stars“ habe sich Reul wegen dieses Namens oder seiner Spielweise zu Beginn seiner Profikarriere - in der er auch gerne mal die Handschuhe fallen ließ - aber nie gesehen. „Ich habe aber verstanden, dass ich sehr körperbetont spielen muss, um ein Platz in der Mannschaft zu bekommen. Das habe ich in den Spielen wie auch im Training gemacht und mir dadurch mit der Zeit mehr Eiszeit verdient“, sagte Reul.
Was folgte, war eine beispiellose Karriere. Reul arbeitete hart, warf sich in jeden Schuss und schonte bei seinen knallharten Checks weder sich noch seine Gegenspieler. Damit erarbeitet er sich gehörigen Respekt in der deutschen wie internationalen Eishockeyszene.
In Mannheim war er schnell nicht mehr wegzudenken. Auch, weil der als wortkarg geltende Defensivspezialist an Kleinigkeiten feilte. Reul arbeitete unter anderem unermüdlich an seiner Beweglichkeit und Schlittschuhtechnik. Zwei Deutsche Meisterschaften mit den Adlern (2015 und 2019) sowie sechs Weltmeisterschaften mit der A-Nationalmannschaft - darunter die Heim-WM 2017 - sind eine mehr als sehenswerte Bestätigung für die Nummer 29 der Adler.
„15 Jahre sind eine lange Zeit. Ich brauche noch ein bisschen, bis ich das alles auch verarbeitet habe“, sagte Reul und ergänzte: „Die Meisterschaften stehen natürlich im Vordergrund. Aber auch der Moment, als ich das erste Mal mit dem ,C’ auf der Brust aufgelaufen bin, werde ich nie vergessen“, so Reul, für den das Kapitänsamt „stets eine Ehre gewesen sei - auch wenn es Jahre mit sehr viel Unruhe waren, was es mir nicht immer einfach gemacht hat“.
Reul möchte weiter in der DEL auf Schlittschuhen stehen
Die sportlich in den vergangenen Spielzeiten ins Schlingern geratenen Adler haben einen Wandel ausgerufen. Prägende Gesichter wie Reul oder auch Stürmer David Wolf müssen den Club verlassen. „Der Verein hat sich mir gegenüber immer sehr fair verhalten. Es wurde schon Anfang des Jahres kommuniziert, dass ich höchstwahrscheinlich keinen neuen Vertrag bekomme“, sagte Reul und ergänzte: „Ich habe aber natürlich immer weiter mein Bestes gegeben. Dass es jetzt endgültig vorbei ist, wird aber erst mit der Zeit kommen“.
Mit der Profikarriere soll es für Reul aber noch nicht vorbei sein. Der 34-Jährige möchte noch „auf Schlittschuhen stehen, mir aber auch noch ein bisschen Zeit nehmen, um zu reflektieren“. Clubs aus der DEL und DEL2 sollen bereits ihre Fühler ausgestreckt haben. Sicher sei laut Reul noch nichts, doch er „präferiere die DEL“.
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