Eishockey

Adler-Cheftrainer Dallas Eakins: "Viele Spieler wollen Teil unseres neuen Weges werden"

Adler-Cheftrainer Dallas Eakins spricht im Interview über die jüngsten Verpflichtungen, die Kaderplanung und auch über seine Zukunft in der Kurpfalz. Nicht nur die Gespräche mit seiner Familie spielen eine Rolle

Von 
Christian Rotter
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Die Zukunft von Dallas Eakins ist weiter offen. © Uwe Anspach/dpa

Mannheim. Herr Eakins, warum waren Sie in der vergangenen Woche für einige Tage in Mannheim?

Dallas Eakins: Der Hauptgrund war, dass ich mich mit Marc Michaelis, seiner Verlobten Jessica und Marcs Berater zum Abendessen getroffen habe. Ich wollte ihm unser Konzept darlegen, ihm aufzeigen, dass wir Menschen wie ihn brauchen, um es umzusetzen. Marc ist hier so verwurzelt, er und seine Verlobte kommen aus Mannheim, sein Vater arbeitet bei der SAP. Jemand wie er sollte einfach das Adler-Trikot tragen. Anscheinend war das Abendessen gut, einige Tage später haben wir den Deal in trockene Tücher gebracht.

Haben Sie bei Ihrer Rückkehr noch andere Dinge erledigt?

Eakins: Wir sind gerade dabei, unseren Kraft- und Konditionsbereich umzustrukturieren. Wir haben drei Spezialisten dazu geholt, die nicht nur unseren Athletiktrainer unterstützen, sondern auch bei den Jungadlern wichtige Arbeit leisten sollen. Wir wollen im nächsten Jahr nicht nur das fitteste Team stellen, sondern alles dafür tun, dass wir so gut es geht von Verletzungen verschont bleiben. Manchmal ist es gut, mit anderen Augen auf Dinge zu schauen, die sich möglicherweise eingefahren haben. Ich will das bestehende Programm nicht verändern, sondern es erweitern.

Lassen Sie uns zurückkommen zu Marc Michaelis. Wie lange haben Sie an diesem Transfer gearbeitet?

Eakins: Eine ganze Weile. Ich stand die ganze Zeit in Kontakt mit seinem Agenten, habe immer wieder nachgefragt. Vor einigen Wochen hat sich die Tür einen Spalt weit geöffnet, danach habe ich jeden Tag daran gearbeitet. Ich bin dankbar für das Vertrauen des EV Zug und glücklich, dass nichts an die Öffentlichkeit gelangt ist. Wenn so etwas vorher die Runde macht, stellt das den Spieler in kein gutes Licht. Und es besteht die Möglichkeit, dass der Deal noch platzt.

Welche Rolle soll Michaelis übernehmen?

Eakins: Er wird ein großer Teil unseres Teams sein und bringt Führungsqualitäten mit. Marc ist ein junger Mann, der seine Mitspieler inspiriert. Es gibt keinen, der besser in unsere Gemeinschaft passt.

Dallas Eakins

  • Dallas Eakins wurde am 27. Februar 1967 in Dade City, Florida (USA) geboren.
  • Als Spieler kämpfte er sich über die kanadischen Juniorenligen bis in die Profiliga NHL.
  • Seine Vita als Trainer liest sich beeindruckend: Bis 2023 arbeitete er als Chefcoach des NHL-Clubs Anaheim Ducks.
  • Ende November 2023 löste Eakins den Schweden Johan Lundskog als Trainer der Adler Mannheim ab. Er führte das Team ins Play-off-Viertelfinale, in dem das Aus gegen die Eisbären Berlin folgte.
  • Noch ist unklar, ob der zweifache Familienvater als Trainer und/oder Sportmanager nach Mannheim zurückkehrt. Trotz dieser offenen Frage arbeitet Eakins intensiv am Kader für die kurz- und mittelfristige Zukunft. Zuletzt holten die Adler den gebürtigen Mannheimer Marc Michaelis zurück in die Heimat. cr

Ist er der gesuchte Mittelstürmer für die erste Formation?

Eakins: Ich mag es nicht, von einer ersten, zweiten, dritten und vierten Reihe zu sprechen. Ich erwarte, dass Marc einer der besten Spieler in unserem Team wird. Er wird sicherlich eine unserer Topformationen anführen. Wenn unser Gegner nicht weiß, welches unsere erste und zweite Reihe ist, ist das umso besser.

Tags zuvor haben die Adler den Wechsel von Kristian Reichel bestätigt. Wie kam der zustande?

Eakins: Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber dafür viele, die für die Winnipeg Jets arbeiten. Kristian hat eine exzellente Saison in der American Hockey League gespielt und ist mir damit aufgefallen. Als ich erfahren habe, dass er sogar einen deutschen Pass hat, wurde das Interesse noch größer. Kristian war einer der dominantesten Spieler bei den Manitoba Moose, nicht nur wegen seiner 23 Tore. Er hat in Unterzahl gespielt und in Überzahl, war der Stürmer, wenn sein Team eine Drei-gegen-Fünf-Unterzahl verteidigten musste. Er passt sehr gut in unsere Mannschaft hinein.

Stehen die genannten Spieler für den neuen Kurs, den die Adler angekündigt haben?

Eakins: Ich habe in den Monaten in Mannheim erlebt, dass viele negative Dinge um den Club geschwirrt sind, da war so viel Drama! Viele Geschichten wurden aufgeblasen. Einer hat dem anderen etwas erzählt, und der hat der Story noch etwas hinzugefügt. Die Viertelfinalniederlage gegen Berlin hat wehgetan, aber ich war stolz auf die Spieler. Danach haben wir einige harte Entscheidungen getroffen. Es ist interessant, wie sich die Stimmung seitdem verändert hat: Je mehr Spieler wir verpflichtet haben, desto häufiger hat mein Telefon geklingelt. Sogar Spieler, die noch anderswo unter Vertrag standen, haben sich gemeldet und gesagt, dass sie ein Teil unseres neuen Weges sein wollen.

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Lassen Sie uns durch die Mannschaftsteile gehen und im Tor anfangen: Wie groß ist die Gefahr, dass der NHL-Club Dallas Stars Arno Tiefensee nach Nordamerika holen will?

Eakins: Zurzeit habe ich das Gefühl, dass Arno nächste Saison noch bei uns bleiben wird. Aber ich kenne die NHL gut genug, um zu wissen, dass sich die Situation innerhalb von einer Sekunde ändern kann. Entsprechend verfolge ich den Torhütermarkt. Wir sind nicht in Eile, jemanden unter Vertrag zu nehmen, aber wenn ein Kracher zu haben ist, werden wir uns damit beschäftigen. Alles andere wäre unverantwortlich. Zudem ist es ziemlich wahrscheinlich, dass uns Arno nach der nächsten Saison verlässt – und dann würden wir ohne Torhüter dastehen.

Nick Mattinen hatte schon bei den Adlern unterschrieben, dann aber ein NHL-Angebot erhalten. Wie sehen Sie die Abwehr nach seinem Abgang aufgestellt?

Eakins: Mattinens Abgang war für mich bitter-süß. Einerseits war ich traurig, weil er mit seiner Einstellung als harter Arbeiter perfekt für uns gewesen wäre. Andererseits freue ich mich für den Jungen, weil er sich nun einen Kindheitstraum erfüllen kann. Er wurde in Toronto geboren, wurde 2016 von den Maple Leafs gedraftet, und jetzt hat ihn der Club unter Vertrag genommen.

Es gibt das Gerücht, der Amerikaner Connor Carrick könne Mattinen in Mannheim ersetzen. Was sagen Sie dazu?

Eakins: Ich weiß nicht, woher das kommt. Ich habe jedenfalls noch nie in meinem Leben mit diesem Spieler gesprochen. Generell ist es so: Da wir bislang nur fünf Ausländerlizenzen vergeben haben, gibt uns das eine unglaubliche Flexibilität. Wir können uns den Luxus erlauben, geduldig zu bleiben. Gerade im Juli kommen einige Spieler auf den Markt, die nicht das passende NHL-Angebot bekommen haben und sich dann nach Europa umorientieren.

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Früher hieß es: Der Club, der die besten Ausländer hat, wird Meister. Ist es jetzt so, dass der Club die größten Titelchancen hat, bei dem die besten deutschen Spieler unter Vertrag stehen?

Eakins: Ich bin bei dieser Frage kein Experte. Mein guter Freund Stéphane Richer von den Eisbären Berlin wäre da der bessere Ansprechpartner. Ich weiß nur: Um Erfolg zu haben, braucht man einen guten Kern von deutschen Spielern. Und dazu Ausländer, die erfolgshungrig sind und nicht über den großen Teich kommen, weil es hier den angenehmeren Spielplan gibt und sie etwas von Europa sehen wollen. Luke Esposito, den wir aus Augsburg geholt haben, ist ein Paradebeispiel dafür, welche Importspieler wir haben wollen: Ich kenne ihn aus Bakersfield, ich kenne seine Familie. Er ist in Deutschland, weil er Erfolg haben will, nicht um in Italien an einem freien Tag guten Wein zu trinken.

Einige der neuen Spieler hat Ihr Vorgänger Jan-Axel Alavaara verpflichtet, macht Ihnen das Ihre Arbeit schwieriger? Was halten Sie zum Beispiel von den Verteidigern Lukas Kälble und Tobias Fohrler?

Eakins: Das sind zwei junge Männer, die mir sehr imponieren. Sie passen sehr gut bei uns rein.

Wie planen Sie für die noch offenen Positionen in der Abwehr und im Sturm?

Eakins: Fest steht, dass wir noch einen Verteidiger verpflichten wollen. Im Sturm ist die Sache ein wenig komplizierter, wir haben hier bereits eine ordentliche Tiefe. Einige Spieler werden bei unseren bisher getätigten Verpflichtungen auch ihre eigene Situation beleuchten und auf uns zukommen mit der Frage, ob es eine Lösung gibt. Ich will auf keinen Fall, junge Spieler aus der Aufstellung streichen müssen. Bei mir genießen die Adler Mannheim die oberste Priorität, ich will den jungen Spielern aber auch helfen und sie nicht nur im Kader belassen für den Fall, dass sich ein Spieler verletzt.

Bei all diesen Ausführungen lässt sich erkennen, wie sehr Sie in die Entscheidungen involviert sind. Da drängt sich die Frage auf: Haben Sie schon eine Entscheidung bezüglich Ihrer eigenen Zukunft getroffen?

Eakins: Ich bin mit dieser Frage sehr transparent umgegangen. Daniel Hopp ist einer der besten Menschen, die ich jemals getroffen habe. Er hat mir ein tolles Angebot unterbreitet. Ich habe ihm gesagt, dass ich Zeit brauche, um die richtige Entscheidung zu treffen. Ich habe schon mit meiner Frau und meinen beiden Töchtern gesprochen, sie wissen um die große Gelegenheit. Ich arbeite aber seit 30 Jahren im Profi-Eishockey und pflege tiefe Beziehungen. Schon als ich noch bei den Adlern an der Bande stand, haben Bekannte Kontakt zu mir aufgenommen und mich gebeten, nichts zu unterschreiben, bevor ich mir nicht ihr Angebot angehört hätte. Einige Treffen hatte ich jetzt schon, andere stehen noch aus. Zurzeit scheint es so, als könnte ich zu den Adlern zurückkehren. Bis ich eine endgültige Entscheidung treffe, kann es aber noch ein bisschen dauern.

Gibt es ein Zeitfenster?

Eakins: Vielleicht wissen wir Ende Mai, Anfang Juni mehr. Gleichzeitig arbeite ich an Alternativen für den Fall, dass ich nicht zurückkehre.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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