Interview

Eishockey-Star Tim Stützle über die WM, seine Zeit in Mannheim und die NHL

Tim Stützle gehört zu den besten Eishockeyspielern der Welt und weilt derzeit in Mannheim. Über seine Ziele für die kommende Aufgaben, aber auch über wichtige Punkte in der Vergangenheit, haben wir mit ihm gesprochen

Von 
Philipp Koehl
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Stark am Puck: Tim Stützle bereitet sich wieder in Mannheim auf seine NHL Saison vor. © Michael Ruffler / PIX

Mannheim. Tim Stützle befindet sich den Sommer über in Mannheim. Mit unserer Redaktion sprach er über seinen Alltag, die vergangene Weltmeisterschaft und seine dabei entstandene Verletzung. Zudem erläutert er, warum sich sein Golfspiel nicht so richtig verbessert sowie seine freundschaftliche Bindung zu Moritz Seider. Außerdem richtet sich der Blick bereits auf die kommende NHL-Saison mit den Ottawa Senators - die sich mit Claude Giroux und Alex DeBrincat zwei hochkarätige Zugänge gesichert haben - und welche Rolle er dabei spielen kann.

Herr Stützle, die Eishockey WM liegt bereits über zwei Monate zurück. Für Sie war sie allerdings schon nach dem dritten Gruppenspiel gegen Frankreich wegen einer Knieverletzung beendet. Deswegen die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen?

Stützle: So weit sehr, sehr gut. Ich habe überhaupt keine Probleme mehr. Das gilt auch für die anderen Verletzungen, die ich während der Saison hatte. Das Training läuft perfekt und mein Körper fühlt sich besser an als jemals zuvor.

Wie blicken Sie auf die Weltmeisterschaft zurück? Es war ja Ihre erste A-WM für Deutschland.

Stützle: Für mich war es eine sehr große Ehre, für Deutschland zu spielen und ich hatte auch sehr viel Spaß mit den Jungs auf dem Eis. Ich wollte auch trotz mancher Verletzungen, die ich mir während der Saison zugezogen hatte, unbedingt meine erste WM spielen. Allerdings konnte ich dann nicht so die Leistung abrufen, die ich selbst von mir erwartet habe.

Nochmal kurz zum Frankreich-Spiel zurück. Nach dem Check von Thomas Thiry fuhren Sie verletzt vom Eis und holten sich dabei wegen eines Stockschlags zusätzlich eine zwei Minuten Strafe ab. Danach gab es einige Stimmen, die meinten, Sie hätten souveräner in dieser Szene reagieren müssen. Wie bewerten Sie im Nachhinein diese Situation?

Stützle: Ich habe mich danach selbst sehr über mich geärgert, dass ich das gemacht habe. Aber ich glaube, ich bin ein Mensch, der oftmals zu ehrgeizig ist und allen vielleicht auch zu viel zeigen will. Bei mir ist es dann aber nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte und ich habe auch nach dem Check direkt gemerkt, dass die WM für mich wahrscheinlich vorbei ist. Dann kam noch der eine oder andere dumme Spruch von den Franzosen - und bei mir sind die Sicherungen durchgebrannt. Ich habe mich danach auch direkt bei den Jungs dafür entschuldigt und alle haben sie auch super entspannt angenommen. Dennoch muss ich da viel professioneller sein, so etwas darf mir nicht passieren.

Tim Stützle

  • Der Ausnahme-Eishockeyspieler wurde am 15.1.2002 in Viersen (NRW) geboren. Über den Krefelder EV 1981 wechselte Stützle im Sommer 2017 zu den Jungadlern Mannheim.
  • In seiner ersten DEL-Saison 2019/2020 gelangen ihm 34 Punkte in 41 Spielen.
  • Im NHL-Draft 2020 wurde Stützle von den Ottawa Senators an dritter Stelle ausgewählt und ist damit – mit Leon Draisaitl – der am höchsten gezogene deutsche Spieler in der NHL-Draft-Geschichte.
  • Stützle geht in Ottawa in sein letztes Jahr seines Einstiegvertrages.

Nach Ihrer Verletzung hat der Deutsche Eishockey-Bund in Absprache mit Ihnen und Ihrem NHL-Verein, den Ottawa Senators, beschlossen, dass Sie nicht mehr weiterspielen werden. Können Sie da etwas zur Kommunikation zwischen den jeweiligen Parteien sagen?

Stützle: Der Physio von Ottawa war ja bei der WM vor Ort und hat sich die Verletzung angeguckt. Der DEB und auch ich wollten ursprünglich, dass ich weiterspiele. Ich hatte allerdings schon vorher Probleme mit dem Knie und hatte auch unter Schmerzen gespielt. Als er (der Physio Anm. der Redaktion) dann meinte, dass die Verletzung nochmal schlimmer geworden ist, war für mich aber klar, dass, wenn Ottawa nicht will, dass ich weiter spiele, es dann auch auf keinen Fall werde. Ich bin noch jung, bei Ottawa angestellt, und habe hoffentlich noch eine lange Karriere vor mir. Deswegen war es letztlich auch absolut die richtige Entscheidung.

Von der Vergangenheit in die Gegenwart: Sie verbringen Ihren Sommer traditionell in Mannheim. Was stand bisher so auf dem Tagesprogramm?

Stützle: „Ich habe pro Tag circa eineinhalb Stunden Personaltraining. Dann noch eine Stunde Ausdauer, also Fahrradfahren oder Laufen und danach auch noch physiotherapeutische Behandlungen. Und seit August bin ich auch mit den Adlern auf dem Eis.

Und neben dem Training? Wie läuft es mit dem Golfspielen? Sie sind ja regelmäßig mit Matthias Plachta, David Wolf und Marcus Kink auf dem Golfplatz unterwegs.

Stützle: Wir waren auch zusammen im Golf-Urlaub und hatten da mega viel Spaß. Für mich ist es aber immer schwer, da nach vorne zu kommen. Vor allem unter der Saison, bei dem kalten Wetter in Ottawa, gibt es einfach kein Golf und entsprechend verschlechtern sich meine Fähigkeiten über den Winter. Aber mir macht es einfach sehr viel Spaß, mit den Jungs auf den Golfplatz zu gehen, und ein bisschen zu spielen.

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Neben Ihnen ist noch ein weiterer deutscher NHL-Spieler in Mannheim: Moritz Seider. Sie sind gut befreundet, machen das Sommertraining zusammen und haben sicherlich seine Aus-zeichnung mit der Calder Cup Trophy eng verfolgt. Muss „Mo“ nach diesem Erfolg jetzt mal öfter einen in Mannheim ausgeben?

Stützle: (lacht) Nein, muss er nicht. Wir verstehen uns privat schon immer sehr, sehr gut, reden aber ehrlich gesagt gar nicht so viel über Eishockey. Und entsprechend geht es da bei uns dann auch nicht über die Leistung, die man im Eishockey bringt, sondern einfach um die Person und den Menschen und ich glaube, dass wir da auf einer sehr guten Ebene sind.

Und wie bewerten Sie seine Saison?

Stützle: Ich habe mich natürlich total für ihn gefreut. Gerade weil es damals viele Stimmen gab, die sich gefragt haben, warum Mo so hoch gedrafted wurde. Da habe ich schon gesagt, ,wartet nur ab, er wird es euch zeigen’ - und genau das hat er gemacht. Ich habe mir unter der Saison auch sehr viele Spiele von ihm angesehen und es hat einfach Spaß gemacht zu sehen, wie er sich immer weiter entwickelt hat. Außerdem ist diese Auszeichnung natürlich auch mega für das deutsche Eishockey, dass wir momentan einfach einige Spieler haben, die ihren Weg in Nordamerika gehen.

Das trifft natürlich auch auf Sie zu und damit zur NHL: Ihr Team, die Ottawa Senators, war in der Free-Agency-Phase recht aktiv und hat sich vor allem im Sturm mit Alex DeBrincat und Claude Giroux prominent verstärkt. Ist mit Ottawa in Sachen Play-offs also in diesem Jahr zu rechnen?

Stützle: Klar wollen wir so viel wie möglich erreichen und in die Play-offs kommen. Und es ist uns auf jeden Fall gelungen, sehr gute Spieler zu holen. Gerade Giroux, der so viel Erfahrung hat, und auch DeBrincat, der schon in zwei Spielzeiten mehr als 40 Tore geschossen hat, haben eine sehr hohe Qualität.

Wie sehr können Sie auch persönlich von einem Giroux lernen? In Ihren ersten beiden Jahren in Ottawa gab es ja nicht wirklich einen erfahrenen Stürmer, an dem man sich hätte hochziehen können.

Stützle: Wenn man so einen Spieler dazubekommt, der so viel Erfahrung hat, dann hilft das natürlich allen ungemein. Ich hatte schon viele Spieler, von denen ich viel lernen konnte, aber solch eine Erfahrung, wie sie Giroux hat, ist natürlich schon etwas Cooles. Aber ich muss auch sagen, dass mit den Jungs, mit denen ich bisher in Ottawa gespielt habe, nichts falsch war. Wir hatten bisher immer eine sehr enge Verbundenheit und ich konnte von allen, egal ob erste oder vierte Reihe, sehr viel mitnehmen.

Mit 22 Toren und 36 Assists haben Sie eine starke zweite NHL-Saison gespielt. Eine Leistungsexplosion in puncto Scoring gab es in der zweiten Saisonhälfte, als Sie vermehrt als Center aufgelaufen sind. Ist das die Position, die ihnen auch für die kommende Spielzeit vorschwebt?

Stützle: Auf jeden Fall. Seit dem Tag, an dem ich Center gespielt habe, lief es bei mir besser, weil ich mehr die Scheibe hatte und damit auch mehr im Spiel war. Ich glaube es hat auch jeder gesehen - auch wenn ich mich da noch viel verbessern kann und muss -, dass die Centerposition meine beste Position ist.

Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die kommende NHL-Spielzeit und woran müssen Sie noch arbeiten?

Stützle: Ich werde den ganzen Sommer noch sehr hart weiter an mir arbeiten. Für mich gibt es aber kein anderes Ziel, als mit dem Team in die Play-offs zu kommen. Ich weiß, dass ich dafür ein großer Faktor sein muss.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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