Mannheim. Timing ist alles. Auf dem Eis, im Leben. Das merkten die Adler vor der vergangenen Saison, als sie auf Tyler Gaudet zugingen und fragten, ob er sich einen Wechsel nach Mannheim vorstellen könne. „Ich habe mit Todd Hlushko gesprochen, war mir zum damaligen Zeitpunkt aber noch nicht sicher, was ich machen wollte“, sagt Gaudet. Nun, ein Jahr später, ist der Mittelstürmer nach einer Saison bei den Grizzlys Wolfsburg doch bei den Blau-Weiß-Roten gelandet. Bei der traditionellen „Boys-are-back-in-Town“-Party nahm der Kanadier erstmals Kontakt zu den euphorischen Adler-Fans auf.
Zwischen 2014 und 2016 absolvierte der 29-Jährige 20 Spiele für die Arizona Coyotes (1 Tor, 3 Vorlagen), in der NHL blieb ihm jedoch der Durchbruch verwehrt. Gaudet blickt aber nicht im Groll zurück: „Ich kam meistens nur in der dritten oder vierten Reihe zum Einsatz. Wenn man dann nur fünf, sechs, vielleicht sieben Minuten Eiszeit bekommt, ist es nicht leicht, sein volles Potenzial auszuschöpfen und sich durchzusetzen. Aber so ist das Geschäft. Ich bin unheimlich dankbar, dass ich überhaupt die Chance bekommen habe, mich mit den besten Spielern der Welt zu messen.“ Vor einem Jahr reifte in ihm dennoch der Gedanke, etwas anderes sehen, etwas anderes erleben zu wollen. Er lotete zwar noch Angebote aus der AHL aus, doch dann setzte er sich mit seiner Frau zusammen und beide entschieden, dass die Zeit für den Sprung über den großen Teich gekommen war. Gaudet traf ins Schwarze. Nicht nur, weil er mit 39 Punkten aus 41 Partien eine persönlich starke Saison mit den Niedersachsen hinlegte, sondern weil er sich neu erfand. Oder anders ausgedrückt: Gaudet durfte endlich der Eishockey-Spieler sein, der er schon immer war.
„In Nordamerika wurde ich als defensiv ausgerichteter Center charakterisiert“, erklärt der starke Bullyspieler und vermeidet nur mit großer Überwindung das Wort „abgestempelt“. Stattdessen ergänzt der Linksschütze: „In der DEL habe ich meine Rolle erweitert. Ich durfte der ganze Spieler sein, der ich bin, ein Zwei-Wege-Center. Auf diesem Weg will ich bei den Adlern weitermachen.“
Seine Entscheidung für den Wechsel sei keine gegen Wolfsburg gewesen, sondern eine für Mannheim, betont Gaudet. Das Jahr bei den Grizzlys habe ihm nämlich großen Spaß gemacht. „Ich habe mein erstes Jahr in Europa sehr genossen“, sagt er: „Ich schaue immer, wo ich mich beweisen kann. Die Adler hatten großes Interesse an mir und das auch früh bekundet. Für mich hat sich die Unterschrift in Mannheim als die beste Option angefühlt.“ In der Quadratestadt trifft Gaudet auf einige bekannte Gesichter. Mit Matthias Plachta spielte er für die Springfield Falcons, als der deutsche Nationalspieler seine Chance in Nordamerika suchte. Er kennt Jordan Szwarz gut, Matt Donovan ist ein ehemaliger Teamkollege aus Milwaukee. „Matt ist ein guter Abwehrspieler, der sich immer wieder in die Offensive einschaltet“, sagt Gaudet über den Zugang für die Verteidigung.
Voller Fokus auf neuen Arbeitgeber
Seit Ende Juli ist der in Hamilton (Ontario) geborene Center in Mannheim erwartet. Seine Frau kommt nach, weil sie in der Heimat noch bei einigen Hochzeiten eingespannt ist. Die Flitterwochen, die das frisch vermählte Paar wegen des Wechsels nach Europa im vergangenen Jahr aufschieben musste, hat es unmittelbar nach dem Aus mit den Grizzlys nachgeholt. Gaudets voller Fokus gilt nun seinem neuen Arbeitgeber, mit dem er viel vorhat: „Ich will mich in Mannheim verbessern, besser sein, als ich es im vergangenen Jahr in Wolfsburg war. Ich möchte dem Team helfen, alles zu gewinnen.“
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