Fußball

Wie Co-Trainer Michael Boris sein erstes Spiel beim SV Waldhof erlebt hat

Michael Boris will als neuer Co-Trainer dabei mithelfen, den SV Waldhof vor dem Abstieg zu retten. Im Gespräch nach dem 1:0 gegen Bielefeld erklärt er, warum er mit dem Job in der zweiten Reihe keine Probleme hat

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Alexander Müller
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Der neue Waldhof-Co-Trainer Michael Boris (li.) bei den Play-offs der Conference League mit dem ungarischen Erstligisten Fehérvár in Köln. © Marton Monus/dpa

Mannheim. Die Anekdote, wie Michael Boris den Einstieg ins professionelle Fußball-Geschäft geschafft hat, ist zu schön, um sie nicht noch ein weiteres Mal zu erzählen. Als der junge Trainer mit dem rheinischen Dorfverein Germania Windeck in der ersten Runde des DFB-Pokals im August 2009 auf den FC Schalke traf, sagte Boris dem damaligen S04-Coach Felix Magath vor laufender Fernsehkamera, dass er gerne ein Praktikum in Gelsenkirchen machen würde. Ein halbes Jahr später war Boris Trainer der zweiten Schalker Mannschaft. Der Beginn einer interessanten Karriere, die ihn jetzt nach Mannheim geführt hat.

Michael Boris bei seiner Vorstellung als neuer Spielanalyst des SVW. © red

An einem milden Freitagabend im März 2024 sitzt Michael Boris in einer kleinen Kabine auf der Haupttribüne des Carl-Benz-Stadions und staunt. Ein paar Tage zuvor hat ihn der abstiegsbedrohte Drittligist SV Waldhof als neuen Co-Trainer vorgestellt, während des Kellerduells gegen Arminia Bielefeld gibt der 48-Jährige von oben per Headset seine Eindrücke an Frank Döpper am Spielfeldrand weiter. Seinem alten Kumpel, als dessen Chef er schon bei Windeck, Schalke II, Siegen und Lotte gearbeitet hat - und der jetzt Waldhof-Trainer Marco Antwerpen als Assistent unterstützt.

Boris Stimme dringt beim SV Waldhof akustisch kaum durch

Das Problem ist nur: Boris dringt in der Schlussphase akustisch kaum durch, weil die über 14 000 Zuschauer im Car-Benz-Stadion so laut sind. „Die Stimmung war brutal. Ich glaube, die Waldhof-Fans haben so ein Karnevalslied gesungen, irgendwas mit Ahoi am Ende. Das kannte ich noch nicht“, sagt Boris nach dem Abpfiff - und lacht.

Seine Laune ist gut. Der SVW hat knapp 1:0 gewonnen, eine gelungene Mannheim-Premiere für das in Bottrop geborene Kind des Ruhrpotts, das nach Stationen beim ungarischen Verband (U19, U21) sowie den Erstligisten MTK Budapest und Fehérvár seinen festen Lebensmittelpunkt nach Budapest verlegt hat.



Auch in Dänemark (SönderjyskE) und kurz in Japan (Tokyo Verdy) hat Michael Boris schon gearbeitet. „Das war alles nicht so geplant“, sagt Boris, der seit acht Jahren im Ausland arbeitet: „Ich habe auf keinen Fall das Ziel, in jedem Land der Welt Cheftrainer zu werden.“ Eine Trainer-Laufbahn sei manchmal nicht planbar. „Manchmal muss man eben einen Umweg nehmen.“

Boris hat den 1. FC Köln im eigenen Stadion düpiert

Den hat Boris genommen - und es sogar bis auf die ganz große Bühne geschafft. Mit Fehérvár zog der frühere Torhüter von Hessen Kassel in die Play-offs zur Conference League ein - und düpierte den 1. FC Köln im Sommer 2022 mit einem 2:1-Hinspielsieg im ausverkauften Müngersdorfer Stadion. Im Rückspiel in Budapest setzte sich der zu jener Zeit noch von Steffen Baumgart trainierte FC allerdings mit 3:0 durch und kam weiter.

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Wer auf diese Vita blickt, wunderte sich ein wenig darüber, warum Michael Boris sofort zusagte, als seine alten Bekannten Antwerpen und Döpper in der vergangenen Woche anfragten, ob er bis zum Saisonende als Spielanalyst aushelfen könne. „Er ist eigentlich in anderen Sphären unterwegs, im Cheftrainerbereich“, meinte Antwerpen. Der bisherige zweite Co-Trainer Theodores Dedes hatte am Dienstag bekannt gegeben, dass er in der neuen Saison als Chefcoach zu den Hoffenheimer Bundesliga-Frauen wechselt. Antwerpen drängte daraufhin intern auf eine Neubesetzung der Stelle.

„Marco hat es ja schon gesagt. Das war ein Freundschaftsdienst. Für mich kam das auch sehr kurzfristig, aber es passte einfach alles“, erklärt Boris, der im Oktober 2022 bei Fehérvár freigestellt worden und seitdem ohne Verein war. Der SVW profitierte neben der persönlichen Beziehung des Trainer-Trios auch von einer privaten Komponente. Boris muss während seiner Mannheim-Monate nicht im Hotel wohnen, sondern ist in der Einliegerwohnung einer Bekannten in der Nähe von Karlsruhe untergekommen. „Ich fahre jeden Tag 45 Minuten aus dem Walzbachtal nach Mannheim. Bei einem Verein im Norden oder Osten hätte das alles so nicht funktioniert“, sagt er.

Boris hat mit seiner Rolle beim SV Waldhof kein Problem

Mit der Rolle als Zuarbeiter aus der zweiten Reihe hat der Fußballlehrer Boris kein Problem. „Nee, das macht super Spaß“, meint der 48-Jährige. „Ich habe ja als Cheftrainer auch Analysen gemacht.“ Schon beim Antwerpen-Debüt gegen Preußen Münster Anfang Februar (2:2) war Michael Boris im Carl-Benz-Stadion, auch das 2:2 bei Viktoria Köln hat er sich aus alter Verbundenheit angeschaut - ohne zu wissen, dass er ein paar Tage später selbst beim SVW angestellt sein würde.

Die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen Wochen stimmt ihn positiv, dass der Klassenerhalt gelingen wird. „Wenn man das erste Spiel gegen Münster nimmt, hat man schon in Köln einen großen Unterschied gesehen, wie die Mannschaft aufgetreten ist“, sagt Michael Boris. Er will mit seinem Fachwissen mithelfen, den Mannheimer Aufwärtstrend mit zuletzt sieben Punkten aus drei Spielen zu verfestigen. Damit die Fans im Mai die große Nichtabstiegsparty feiern können.

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