Mannheim. Als sich der Sturm vom Samstag gelegt hatte, konnten die Profis des SV Waldhof am Tag danach den ersten ihrer drei freien Tage genießen. Nach der bereits zweiten Englischen Woche in dieser Saison gab es für die Mannheimer Drittliga-Kicker nach dem zehnten Spieltag eine kleine Auszeit, bevor es am Mittwoch weitergeht und am Freitag in der Länderspielpause noch ein Testspiel im französischen Metz ansteht.
Das 1:4 (1:0) gegen den VfL Osnabrück wird die Blau-Schwarzen aber wohl auch am etwas freundlicheren Sonntag beschäftigt haben. Zu augenfällig waren die Defensiv-Probleme, mit denen es die Waldhöfer dem VfL ermöglichten, einen 0:1-Rückstand innerhalb von nur 20 Minuten in eine eigene 3:1-Führung zu drehen. Zu offensichtlich waren die Zerfallserscheinungen vor dem eigenen Tor, die von einem zugegebenermaßen starken Gegner gnadenlos ausgenutzt wurden und für jede Menge Gesprächsbedarf sorgen dürften.
Sportgeschäftsführer Zuber: „Das war eine glatte Sechs“
„Das passiert uns vor allem immer wieder, wenn wir in Führung liegen. So können wir uns nicht präsentieren. Das wird ein Thema sein“, arbeitete es beispielsweise noch am späten Samstagnachmittag sichtbar in SVW-Trainer Luc Holtz, dessen immer charmant klingender Akzent dieses Mal nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass der 56-Jährige sauer war und vom Säuregehalt her wohl nur noch von Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber übertroffen wurde. „Mit Blick auf unsere Verteidigungsmentalität war das eine glatte Sechs“, verteilte Zuber kompromisslos seine Noten.
„Das müssen wir intern jetzt echt ansprechen, denn wenn wir so weiterspielen, werden wir Probleme bekommen, weitere Punkte zu holen“, gestand Zuber den Blau-Schwarzen am Ende der Englischen Woche zwar einige Einbußen an Frische zu, sah aber dennoch viel zu viel Luft nach oben. „Osnabrück hat es uns vorgemacht und sich aggressiv und mit brutaler Laufstärke in alles reingeworfen“, zählte Zuber indirekt auf, was der SVW vor allem nach dem Wechsel alles vermissen ließ.
Dabei hatte sich der Niedergang schon vor dem Seitenwechsel angedeutet. Nach dem Osnabrücker Geschenk zum 1:0, um das Felix Lohkemper nach Torwart Lukas Jonssons Patzer die passende Schleife band (14.), zeigten die Norddeutsche die bessere Spielanlage, während der SVW auch seine Umschaltmomente nicht nutzte. „Da haben wir das Tempo herausgenommen und eher in die Breite statt in die Spitze gespielt“, wunderte sich Trainer Holtz, dass sie Mannheimer Überfälle ausblieben – und sich die Mannheimer Räuberbande nach dem Wechsel dann auch noch selbst ins Knie schoss. Mit Räume eröffnenden Ballverlusten und Stellungsfehlern baute der SVW den VfL zusätzlich auf, der mit dem Doppelschlag des starken Robin Meißner (48./58.) und dem Treffer von Frederik Christensen (64.) die Partie spielentscheidend drehte. Nach einem kurzen Aufbäumen der Mannheimer setzte Ismail Badije den Schlusspunkt zum 1:4 (87.).
SV Waldhof - VfL Osnabrück 1:4 (1:0)
SV Waldhof: Hawryluk – Klünter, Rieckmann, Sechelmann, Voelcke – Shipnoski (59. Masca), Sietan (59. Thalhammer), Ferati (83. Mendes), Diakhaby (59. Michel) – Okpala (71. Boyd), Lohkemper.
VfL Osnabrück: Jonsson – Janotta, J. Müller, Karademir - Kammerbauer, Jacobsen, Wagner (71. Henning), Christensen (71. Schumacher), Lesueur (71. Badjie), Kehl (86. Pröger) – Meißner (80. Riesselmann).
Tore: 1:0 Lohkemper (14.), 1:1 Meißner (48.), 1:2 Meißner (58.), 1:3 Christensen (64.), 1:4 Badjie (87.).
Karten: Shipnoski, Boyd – Wagner, Christensen
Beste Spieler: Hawryluk – Kehl, Meißner.
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin).
Zuschauer: 9413.
Zu viele Künstler, zu wenig Arbeiter
„Wir führen mit 1:0. Ich weiß nicht, warum uns da der Mut fehlt, weiter hoch zu pressen. Das war anders vorgegeben“, fragte sich auch Torschütze Lohkemper, was nach dem Seitenwechsel in den Köpfen der SVW-Profis vorgegangen war, die allerdings auch mit grundlegenden Dingen zu kämpfen hatte. So war die Raute vor der letzten Abwehrreihe bis auf Janne Sietan vorrangig mit Spielern besetzt, die das Verteidigen nicht gerade erfunden haben und auch in der Vierer-Kette, in der Kapitän Lukas Klünter auf der rechten Seite immer etwas verschenkt wirkt, hatten nicht alle ihren besten Tag erwischt. Der gelb-gesperrte Niklas Hoffmann hätte hier sicher ein stabilerer Anker sein können.
Entsprechend wird Trainer Luc Holtz die defensive Struktur nochmals überdenken müssen, ohne gleich die Grundidee komplett über den Haufen zu werfen. „Wir wollen Fußball mit einem gewissen Risiko spielen und da passieren eben auch Fehler“, sprach sich deshalb auch Kennedy Okpala dafür aus, den eingeschlagenen Weg angesichts der bitteren Heimpleite gegen eine Spitzenmannschaft wie den VfL Osnabrück nicht gleich wieder zu verlassen. Doch noch wichtiger klang die Mahnung des erst 20-jährigen Stürmers. „Das Spiel hat uns gezeigt, dass wir noch lange nicht da sind, wo viele vielleicht dachten“, setzt auch der Angreifer auf die ab Mittwoch anstehenden Trainingstage, bevor es am 17. Oktober in Aue weitergeht.
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