Mannheim. „Waldhof gibt nie auf“, sangen die SVW-Fans, doch auf dem Platz sehnten einige Profis des Mannheimer Drittligisten am Samstagnachmittag sichtlich den Abpfiff herbei. Mit einer 1:4 (1:0)-Klatsche gegen den VfL Osnabrück verabschiedete sich der SV Waldhof aus der zweiten Englischen Woche dieser Saison, die so hoffnungsvoll mit zwei Siegen begonnen hatte. Doch mit einem totalen Einbruch nach der 1:0-Pausenführung verbauten sich die Blau-Schwarzen eine bessere Ausbeute und offenbarten dabei eine bedenkliche Abwehrleistung.
„Mit so einer Verteidigungsmentalität müssen wir echt aufpassen“, war Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber nach der dritten Heimniederlage sichtlich angefressen und auch Trainer Luc Holtz kündigte an, die 20 katastrophalen Minuten nach dem Wiederanpfiff deutlich anzusprechen. „Deshalb haben wir das Spiel verloren. Das wird Thema sein, so können wir uns nicht präsentieren“, sagte der Luxemburger.
Holtz veränderte seine Startelf auf drei Positionen. Für den angeschlagenen Torwart Thijmen Nijhuis rückte Lucien Hawryluk zwischen die Pfosten, Julian Rieckmann ersetzte den gelb-gesperrten Niklas Hoffmann und Nicklas Shipnoski wurde nach zuletzt vier Toren in zwei Spielen mit einem Startelf-Platz belohnt. Der Schweigeminute für den am Donnerstag verstorbenen langjährigen Finanzchef und Vize-Präsidenten Manfred Göth folgte dann unmittelbar nach dem Anpfiff gleich die erste Schrecksekunde für die Blau-Schwarzen. Mit ihrem ersten Angriff nach nur 54 Sekunden kamen die Osnabrücker mit einer Flanke von Lars Kehl vor das SVW-Tor, die Abnahme von Patrick Karrenbauer gegen die Laufrichtung parierte Hawryluk aber stark mit dem Fuß.
Hawryluk verhindert von Beginn an Schlimmeres
Das war ein Einstand nach Maß für den Ersatz-Keeper der Mannheimer. Und die Torhüter sollten weiter im Mittelpunkt des Geschehens bleiben, wobei Hawryluks Gegenüber Lukas Jonsson aber eher mit einem folgenschweren Patzer auf sich aufmerksam machte: Der 32-Jährige spielte einen Ball aus dem eigenen Sechzehner unbedrängt zwischen Freund und Feind, Shipnoski grätschte das Spielgerät geistesgegenwärtig zu Felix Lohkemper und der passte den Ball mit all seiner Routine rechts unten in die Maschen ein (14.). Solche Geschenke verteilt die bislang beste Abwehr der Liga sonst eigentlich nicht.
SV Waldhof - VfL Osnabrück 1:4 (1:0)
SV Waldhof: Hawryluk – Klünter, Rieckmann, Sechelmann, Voelcke – Shipnoski (59. Masca), Sietan (59. Thalhammer), Ferati (83. Mendes), Diakhaby (59. Michel) – Okpala (71. Boyd), Lohkemper.
VfL Osnabrück: Jonsson ¬– Janotta, J. Müller, Karademir - Kammerbauer, Jacobsen, Wagner (71. Henning), Christensen (71. Schumacher), Lesueur (71. Badjie), Kehl (86. Pröger) – Meißner (80. Riesselmann).
Tore: 1:0 Lohkemper (14.), 1:1 Meißner (48.), 1:2 Meißner (58.), 1:3 Christensen (64.), 1:4 Badjie (87.).
Karten: Shipnoski, Boyd – Wagner, Christensen
Beste Spieler: Hawryluk – Kehl, Meißner.
Schiedsrichter: Max Burda (Berlin).
Zuschauer: 9413.
Das Spielglück aus den vergangenen Partien blieb dem SVW also erhalten, ganz darauf verlassen sollten sich die Mannheimer aber nicht, wie der weitere Spielverlauf zeigte. So musste Hawryluk nach einem feinen Schnittstellenpass gegen Tony Lesueur erneut sein ganzes Können aufbieten (18.) und in der zentralen Zone ließen die Waldhöfer einfach zu viel zu. So hätte bereits Robin Meißner mehr aus seinem Abschluss machen können, als er aus 17 Metern frei zum Schuss kam (32.). Ähnliche Möglichkeiten hatte der SVW bis zum Pausenpfiff nicht mehr aufzubieten, weil er die Umschaltmomente zu behäbig ausspielte. „Da haben wir immer wieder das Tempo herausgenommen und in die Breite gespielt“, wunderte sich Coach Holtz, warum sich sein Team eher auf Ballbesitz konzentrierte, anstatt die Räume konsequenter zu nutzen.
Osnabrück nutzt die Fehlerparade des SVW
Nach dem Wechsel setzte sich dieser Trend mit fatalen Folgen fort. Osnabrücks Kehl packte den nächsten Zuckerpass in die Spitze aus, den Meißner zum 1:1 veredelte (47.). Und anstatt sich zu straffen, fiel das Waldhof-Spiel gegen den Ball nun ganz in sich zusammen. Meißner durfte mit Kehl vor dem 1:2 (58.) unbedrängt Doppelpass spielen und nach einem Voelcke-Fehlpass und der folgenden Flanke scheiterte der Ex-Waldhöfer Fridolin Wagner mit seinem Kopfball erst an Hawryluk, bevor Frederik Christensen den Abpraller zum 1:3 verwertete (64.). Auch der Dreifach-Wechsel nach dem 1:2-Rückstand brachte nicht mehr die nötige Stabilität. Abgesehen von der Doppel-Chance für Lohkemper und den eingewechselten Diego Michel (69.) fand der SVW gegen die Norddeutschen trotz aller Bemühungen kein Mittel mehr und kassierte sogar noch das deprimierende 1:4 durch Ismail Badjie (87.).
Entsprechend frustriert machten sich die Waldhof-Profis auf den Weg in die Kabine. „Wir gehen hier gegen eine so defensivstarke Mannschaft zu Hause mit 1:0 in Führung und geben das dann so aus der Hand. Das ist natürlich bitter“, ordnete etwa Angreifer Kennedy Okpala die Heimniederlage ein. „Vier Tore auf dem eigenen Platz ist eine herbe Klatsche und das Spiel hat uns gezeigt, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir vielleicht dachten“, sagte der Youngster. Nach drei freien Tagen trifft sich der Waldhof-Kader nun am nächsten Mittwoch wieder, am Freitag darauf steht dann ein Testspiel in Metz an, um im Rhythmus zu bleiben und an den unübersehbaren Schwächen zu arbeiten.
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