Mannheim. Als der spanische Schiedsrichter Jose Maria Sanchez am Donnerstagabend im Boris-Paitschadse-Nationalstadion abpfiff, blieb Laurent Jans noch sekundenlang im Tifliser Dauerregen stehen. Die Hände in die Hüften gestemmt, versuchte der luxemburgische Kapitän die erste Welle der Enttäuschung über die 0:2 (0:1)-Niederlage im Halbfinale der Play-offs zur Fußball-Europameisterschaft zu verarbeiten. „Unser Traum ist geplatzt“, sagte der Außenverteidiger von Drittligist SV Waldhof Mannheim später. Der Traum davon, dass der auf akzeptable Größe gewachsene frühere Fußball-Zwerg Luxemburg zum ersten Mal in seiner Geschichte zu einem großen Turnier fährt.
Durch zwei Tore von Budu Zivzivadze (41., 63.) bekommt Georgien am Dienstag im Endspiel gegen Griechenland (5:0 gegen Kasachstan) die Chance aufs historische EM-Ticket. Jans’ 100. Länderspiel wurde zu einer traurigen Angelegenheit.
Daheim in Luxemburg fieberten zigtausende Fans beim Public Viewing auf dem Platz Knuedler im wichtigsten Fußball-Spiel in der Geschichte des Großherzogtums mit, in Mannheim saßen fast alle Profis und das Trainerteam des SV Waldhof vor den Fernsehern, um ihrem Kumpel Jans die Daumen zu drücken. Erfolglos.
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In der ersten Halbzeit traten die Luxemburger vor über 50 000 Zuschauern in der ausverkauften Arena zu mutlos und gehemmt auf. „„Es ist uns nicht wirklich gelungen, ins Spiel zu finden“, sagte Torwart Anthony Morris. „Wir hatten Glück, dass es zur Halbzeit nur 0:1 stand.“ Und gerade, als die „Rout Leiwen“ (Rote Löwen) in der zweiten Halbzeit das Team des früheren Bayern-Profis Willy Sagnol ernsthaft in die Bredouille brachten, griff der Schiedsrichter bei einer kuriosen Szene ein - und entschied damit die Partie. Was war passiert? Zunächst ging der Georgier Georges Mikautadze nach einem Zweikampf mit Maxime Chanot zu Boden. Die Heimfans reklamierten noch Foul, da traf Gerson Rodrigues auf der anderen Seite zum vermeintlichen Ausgleich (54.).
Doch Schiedsrichter Sanchez bekam einen Hinweis vom VAR und schaute sich die Szene noch einmal am Bildschirm an. Seine Entscheidung: kein Tor für Luxemburg, stattdessen Freistoß für Georgien und Rot für Chanot wegen einer Notbremse. In Unterzahl für die Elf von Nationaltrainer Luc Holtz spätestens nach dem zweiten Treffer von Zivzivadze (63.) verloren.
„Gerade, als wir besser ins Spiel reingekommen waren, hat uns diese Entscheidung zurückgeworfen“, sagte der luxemburgische Coach. „Dieses Match mit zehn Mann spielen zu müssen, war extrem hart.“ Rotsünder Chanot regte sich in der Zeitung „Luxemburger Wort“ auf: „Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die nicht besser ist als wir. Vielleicht etwas erfahrener, aber nicht besser.“
Der Aufwärtstrend bei den „Rout Leiwen“ ist damit vorerst gestoppt. Am Dienstag treffen die Luxemburger im sportlichen wertlosen Spiel um Platz drei auf Kasachstan. Für Laurent Jans hat die Partie dennoch eine besondere Bedeutung. Bei einem Einsatz gegen Kasachstan ist er mit dann 101 Länderspielen alleiniger luxemburgischer Rekord-Nationalspieler. „Das macht mich sehr stolz und liegt mir sehr am Herzen. Es ist schon eines der größten Dinge in meiner Karriere“, sagte Jans. Nach der großen Enttäuschung von Tiflis wartet ein kleines Trostpflaster.
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