Mannheim. In der „Weiße-Weste“-Tabelle waren die Torhüter des SV Waldhof in den vergangenen Drittliga-Jahren nie weit vorne zu finden. Es klingelte regelmäßig im Kasten der Mannheimer, Spiele ohne Gegentor blieben eine echte Rarität. Das hatte oft weniger mit Fehlern des jeweiligen Torwarts, sondern mit einem insgesamt mangelhaften Abwehrverhalten zu tun. Umso erstaunlicher wirkt der Blick auf diese Statistik in diesen Tagen. Da steht Mannheims Schlussmann Jan-Christoph Bartels im „Weiße-Weste“-Ranking mit vier Spielen ohne Gegentor ligaweit auf Platz zwei hinter Saarbrückens Keeper Philipp Menzel (5). Der FCS-Torwart benötigte dafür allerdings elf Partien, Bartels nur sieben.
Auch beim 1:0-Arbeitssieg am Dienstag bei Borussia Dortmund II präsentierte sich der SVW-Torwart in bestechender Form. Ohne seine Paraden hätte es niemals drei Punkte im Stadion „Rote Erde“ gegeben. Bartels ist eines der Gesichter des Aufschwungs beim Mannheimer Drittligisten, der am Sonntag (19.30 Uhr) gegen den SV Wehen Wiesbaden mit einem Sieg eine perfekte englische Woche beschließen will. Dann hätten die Kurpfälzer neun von neun möglichen Punkten innerhalb von neun Tagen geholt.
Bartels’ Renaissance im SVW-Tor kommt überraschend. Vor dem Saisonstart war dem gebürtigen Wiesbadener ein Vereinswechsel nahegelegt worden, ins Trainingslager nach Österreich durfte er nicht mitfahren. Doch Bartels blieb. „Ich bin ein Stück weit ein Stehaufmännchen“, sagte der 25-Jährige, nachdem er beim 1:1 in Rostock auf einmal wieder im Waldhof-Tor stand. Diese Entscheidung seines Vorgängers Marco Antwerpen revidierte auch Trares nicht. Im Gegenteil: Am Freitag machte der SVW-Coach Bartels auch offiziell zur Nummer eins für den Rest der Saison.
„Von mir kam die Torwartdiskussion nicht. Ich bin hochzufrieden mit Jan-Christoph. Er ist relativ komplett, bis vielleicht auf ein paar Zentimeter - und für seine Größe kann er nix“, sagte Trares. Bartels sei „mit dem Fuß gut, habe eine gute Präsenz im Strafraum und starke Reflexe“. Außerdem funktioniere die Verbindung und Kommunikation mit der Verteidigung exzellent.
Dementsprechend wird Bartels auch am Sonntag gegen den Club aus seiner Heimatstadt im Kasten stehen. Es ist das erste Heimspiel des SV Waldhof an dem immer noch ein bisschen ungewohnten Termin zum Ausklang des Fußball-Wochenendes mit Anstoß um 19.30 Uhr. 6500 Karten sind bisher verkauft, es bleibt demnach abzuwarten, ob es im Carl-Benz-Stadion wieder eine fünfstellige Kulisse geben wird.
Die Frage nach der richtigen Mischung im Mittelfeld
Wehen Wiesbaden zeigte in der englischen Woche bisher zwei ganz unterschiedliche Gesichter: Auf eine 1:5-Heimklatsche gegen Aufsteiger Hannover II folgte am Mittwoch ein 1:0-Sieg gegen Aufstiegskandidat Dynamo Dresden. „Das wird eine enge Kiste“, sagte Trares, der Wiesbaden als „spielstarke Mannschaft“ mit „guten Abläufen“ im Mittelfeld charakterisierte. Sein eigenes Team sei von der taktischen Disziplin, dem Zusammenhalt und der Konsequenz in der Abwehrarbeit auf einem guten Weg, ausbaufähig sei jedoch das Offensivspiel. Konkret: das Herausarbeiten von Torchancen.
Da kommt es besonders auf das zentrale Mittelfeld an. In Dortmund bildete Trares nach der Hereinnahme von Julian Rieckmann zur zweiten Halbzeit eine Dreierreihe im Zentrum, zusammen mit dem beim 3:0 gegen Aue furiosen Abräumer Janne Sietan und dem mehr über das Spielerische kommenden Adrian Fein. „Ja, das ist so“, antwortete der Waldhof-Trainer am Freitag auf die Frage, ob es momentan knifflig sei, im Mittelfeld die richtige Mischung zwischen Robustheit und Fußballkultur zu finden. „Wir sind im Zweikampf gut aufgestellt, der Übertrag ins vordere Drittel ist gut, aber noch nicht sehr gut“, sagte Trares.
Wer am Ende gegen Wiesbaden spielen wird? Mit Rieckmann kam in Dortmund die Wende, er dürfte ein heißer Startelf-Kandidat sein. Dann müsste womöglich Sietan weichen, der Rieckmann vom Profil ähnelt. Eine weitere Option wäre Maximilian Thalhammer, der seine Adduktorenprobleme auskuriert hat. Rico Benatelli (Rücken) stieg erst am Freitag wieder ins Training ein, genau wie Samuel Abifade (Adduktoren). Tim Sechelmann (Zerrung), Niklas Hoffmann (Riss der Plantarsehne) sowie Felix Lohkemper und Malte Karbstein (beide Innenbandriss im Knie) fallen weiter aus.
Aber wenn Bartels hinten seine fünfte „Weiße Weste“ behauptet und seine Kollegen auf dem Platz den Schwung aus den beiden Siegen gegen Aue (3:0) und in Dortmund (1:0) mitnehmen, ist die perfekte englische Woche zum Greifen nah.
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