Als vieles nach einem möglicherweise verhängnisvollen Rückschlag im Abstiegskampf aussah, spielte Rico Benatelli einen Chip-Ball in den Strafraum, Felix Lohkemper verlängerte per Kopf und der eingewechselte Sascha Voelcke bugsierte die Kugel am langen Pfosten zum umjubelten 2:2 für den SV Waldhof ins Tor. Das verdiente Remis beim SV Wehen Wiesbaden verhinderte einen möglichen Absturz der Mannheimer auf einen Abstiegsplatz am 31. Spieltag. Mit 38 Punkten liegt der SVW weiter auf Rang 14, kann aber am Sonntag noch von RW Essen (37 Punkte gegen Rostock) und Dortmund II (36 Punkte, gegen Ingolstadt) überholt werden. Lohkemper (45.+3) hatte die erste Wiesbadener Führung durch Nick Bätzner (44.) schnell ausgeglichen, nach der Pause erzielte Ryan Johansson (73.) das 2:1 für die Hessen, bevor Voelcke kurz vor Schluss zuschlug (86.).
„Wenn man zweimal zurückkommt, sind wir ein Stück weit zufrieden. Wenn man den Spielverlauf sieht, haben wir immer die besseren Chancen am Start gehabt“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares. „In der zweiten Halbzeit liegen wir nach einem Sonntagsschuss in den Winkel 1:2 zurück. Dann läuft die Uhr runter. Wir sind aber ruhig geblieben, haben die richtigen Spieler gebracht und dann verdient den Ausgleich gemacht. Wir können mit dem Punkt leben.“
Trares baute auf die identische Startelf wie beim 0:0 gegen Dortmund II. Als die Mannheimer um 13:23 Uhr zum Aufwärmen den Platz betraten, war aber ein Mann wieder dabei, der über dreieinhalb Monate verletzt gefehlt hatte.
SV Waldhof gegen SV Wehen: Lange viel schwer verdauliche Drittliga-Kost
Die erste Halbzeit bot viel schwer verdauliche Drittliga-Kost – und dann ein furioses Finale. Anfangs neutralisierten sich beide Teams, in einer taktisch geprägten und weitgehend ausgeglichenen Partie trat Wiesbaden für eine Heimmannschaft erstaunlich zurückhaltend auf. Ein Abnutzungskampf. „Damit war ich nicht zufrieden. Das war mir zu langsam“, kritisierte Trares. Zwingende Chancen gab es bis in die 41. Minute nicht zu sehen: Da brachte der freigespielte SVW-Mittelstürmer Andre Becker den Ball nicht an Wehens Torhüter Florian Stritzel vorbei.
Der Auftakt für ein Finish, das für vieles entschädigen sollte. Erst spielte Wiesbadens Tarik Gözüsirin einen starken langen Pass auf die entblößte linke Mannheimer Abwehrseite, Thijmen Goppel legte im Vollsprint auf Nick Bätzner ab, der in der Mitte aus kurzer Distanz problemlos einschoss (44.). Doch die Waldhof-Antwort kam nicht nur schnell, sondern war mindestens genauso hübsch anzuschauen. Einen tollen Außenrist-Pass von Lukas Klünter verwertete Felix Lohkemper erstklassig und traf lässig zum schnellen 1:1 ins lange Eck (45.+3). „Das war eine Hommage an Mats Hummels“, sagte Klünter hinterher mit einem Lachen – der am Freitag zurückgetretene Weltmeister war für seine Außenristpässe bekannt.
SV Wehen Wiesbaden - SV Waldhof 2:2 (1:1)
SV Wehen Wiesbaden: Stritzel - Fechner, Carstens, Luckeneder – Goppel (83. Nink), Greilinger (66. Johansson), Gözüsirin, E. Taffertshofer (74. Kiomourtzoglou), Bätzner (74. Agrafiotis), Kaya (83. Wohlers) – Flotho.
SV Waldhof: Bartels - Klünter, Matriciani (79. Yigit), Sechelmann, Abifade (71. Voelcke) - Fein, Rieckmann (71. Benatelli), Thalhammer (79. Sietan), Ferati - Lohkemper, Becker (63. Boyd).
Tore: 1:0 Bätzner (44.) 1:1 Lohkemper (45.+3) 2:1 Johansson (73.) 2:2 Voelcke (86.).
Beste Spieler: Bartels, Lohkemper/Bätzner.
Gelbe Karten: Taffertshofer, Bätzner, Kiomourtzoglou /Ferati.
Schiedsrichter: Robert Schröder (Hannover).
Zuschauer: 5417.
Nächstes Spiel: SV Waldhof – SpVgg Unterhaching, Dienstag, 19 Uhr.
Die zweite Halbzeit begann mit einer Wiesbadener Großchance, als Waldhof-Schlussmann nach einem langen Einwurf gegen Moritz Flotho parieren musste (49.). Aber die Mannheimer blieben drin in dieser Begegnung: Julian Rieckmanns scharfe Hereingabe verpasste der einschussbereite Lohkemper nur knapp (57.). Die Partie wurde insgesamt offener und unterhaltsamer: Nach einem schnellen Gegenstoß schnupperte Wehens Fatih Kaya am 2:1 (60.), Fabian Greilinger traf kurz danach aus spitzem Winkel nur das Außennetz (62.).
3000 Waldhof-Fans feiern Boyds Comeback
In der 63. Minute feierte Boyd sein Comeback, begleitet von einem aufmunternden „Auf!“ der 3000 mitgereisten Waldhof-Fans. Den ersten Stich setzte aber ein Wiesbadener Joker: Ryan Johansson wurde von Klünter nicht entschlossen genug attackiert und zirkelte den Ball in den Winkel (73.). Doch der SVW schlug noch einmal zurück. In den letzten Minuten drängten die Mannheimer, angetrieben von Fast-Heimspielatmosphäre, auf den Ausgleich. Lohkemper vergab nach einer Boyd-Ablage die erste gute Gelegenheit, dann rauschte Voelcke in der 86. Minute von hinten ins Glück.
„Ich habe ein bisschen auf den Ball gelauert, dass er hoffentlich durchrutscht. Dann habe ich nur noch gedacht: Irgendwie aufs Tor bringen, es kann nur gefährlich werden“, sagte Voelcke, der wegen eines schweren Blutergusses zuletzt auch zwei Wochen ausgefallen war. Ein versöhnliches Ende des Ausflugs nach Wiesbaden für den großen Waldhof-Anhang, ein Punkt, den die Mannheimer mit einem Sieg gegen Schlusslicht SpVgg Unterhaching am Dienstag (19 Uhr) aufwerten können.
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