Viele Fragen nach Corona-Ausbruch beim SV Waldhof

Mannheim. Als sich Dominik Martinovic Anfang vergangener Woche mit Erkältungssymptomen vom Training abmeldete, ahnte noch niemand beim SV Waldhof, welche Welle auf den Fußball-Drittligisten zurollen würde. Zehn Tage später beschäftigt ein ausgewachsener Corona-Ausbruch im Team den SVW, wie der Verein am Freitag in einer Pressemitteilung bestätigte. Nach Informationen dieser Redaktion sind mehrere Profis - darunter Torjäger Dominik Martinovic, Torhüter Timo Königsmann sowie Mittelfeld-Spieler Onur Ünlücifci - und Trainer Patrick Glöckner betroffen. Sie befinden sich in häuslicher Quarantäne, der Waldhof hat an diesem Wochenende spielfrei. Das weitere Vorgehen wird Anfang nächster Woche mit dem Mannheimer Gesundheitsamt geklärt. Das nächste Liga-Spiel steht am Samstag, 16. Oktober, beim TSV 1860 München an.

Es ist ein Vorgang, der einige Fragen aufwirft. Wie ist es eigentlich um die Impfquote bei den Mannheimern bestellt? Wird professionell genug getestet? Und wie konnte es zu der offensichtlichen Ansteckungskette in der Kabine kommen?

Die Rekonstruktion der Ereignisse beginnt mit Martinovics vermeintlicher Erkältung in der Vorwoche, die sich mit Verspätung als Corona-Infektion entpuppte. Noch am Donnerstag vor dem Ligaspiel gegen den SC Verl am Sonntag, 3. Oktober, hatte Trainer Glöckner in der Pressekonferenz offengelassen, ob der Mittelstürmer vielleicht doch mitwirken könne. Vom SVW vorgenommene Schnelltests bei Martinovic müssen bis dahin demnach negativ ausgefallen sein. Gegen Verl stand Martinovic nicht im Kader, am Samstagabend wurde er aber beim Besuch eines Mannheimer Szenelokals gesichtet. Als sich seine Symptome immer noch nicht besserten, konsultierte der SVW-Angreifer Anfang dieser Woche seinen Hausarzt, der per PCR-Test am Mittwochabend seine Corona-Infektion feststellte.

Der Waldhof musste nach Martinovics positivem Befund das Freundschaftsspiel am Donnerstag bei Zweitligist Karlsruher SC absagen. Neue Tests am gleichen Tag förderten zutage, dass sich weitere Spieler und zwei Mitglieder des Trainerteams angesteckt hatten, nach Informationen dieser Redaktion neben Glöckner auch Reha- und Athletiktrainer Florian Braband.

Hätte der Corona-Ausbruch verhindert oder zumindest eingebremst werden können, wenn es beim SVW eine höhere Impfquote gäbe? Vor Saisonstart hatte SVW-Sprecher Yannik Barwig auf Anfrage erklärt, Profis und Trainer seien bis auf wenige Ausnahmen gegen Covid-19 geimpft. Quellen im Umfeld des Vereins berichten allerdings auch davon, dass das Thema Impfung zwischen Sportchef Jochen Kientz und Trainer Glöckner im Sommer für kontroverse Diskussionen gesorgt haben soll - mit Kientz auf der Seite der Impfbefürworter. Und in der Branche ist bekannt, dass manch jüngerer Profi eine Impfung für überflüssig hält.

Konkrete Namen, wer geimpft ist, nennt der SVW unter Hinweis auf den Persönlichkeitsschutz nicht. Eine Impfpflicht sei aber nicht durchsetzbar. „Allen Mitwirkenden der SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH wurden Impfmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich ist die Impfung jedoch eine persönliche Entscheidung und wir können niemanden dazu zwingen, sich impfen zu lassen, legen jedoch diesen Schritt allen Personen nahe“, erklärte Geschäftsführer Markus Kompp am Freitag.

Martinovics erst mit Verzögerung entdeckte Infektion führt allerdings unweigerlich zu der Frage, ob die obligatorischen Corona-Tests beim SVW professionell genug durchgeführt werden. „Es gibt tägliche Schnelltests für alle nicht geimpften Spieler, vor dem Betreten des Trainingszentrums und des Stadions“, sagte Sprecher Barwig. Eingesetzt werde dabei „medizinisches Fachpersonal“. Nach Informationen dieser Redaktion gab es aber auch Tage, bei denen die Tests von Geschäftsstellenleiterin Jennifer Schäfer oder einer Mitarbeiterin des Buwe-Caterings vorgenommen wurden, die man wohl kaum als medizinische Fachkräfte bezeichnen kann.