Mannheim. Wer mit 22 Jahren zu einem neuen Club kommt, muss sich üblicherweise erst einmal hinten anstellen. Auch für Matchwinner wie Sascha Voelcke, der beim 1:0-Sieg des SV Waldhof gegen Rot-Weiss Essen mit seinem Vorstoß und dem anschließenden Pfostenschuss den Siegtreffer durch Abstauber Terrence Boyd erst ermöglichte (69.), wurden da keine Ausnahmen gemacht: Voelcke musste sich um den Wasserkasten an der Bank kümmern und stellte die Kiste auf dem Weg zur Kabine dann auch nur kurz ab, um sich den Fragestellern zu widmen.
Ballträger, Wasserträger und in Aachen sowie nun gegen Essen sogar Briefträger, als er nach seiner Einwechslung jeweils einen Zettel mit taktischen Anweisungen mit auf den Weg bekam - Linien-Läufer Voelcke hat offenbar viele Talente.
Für mich persönlich ist es überragend gelaufen. Dass es dann gegen RWE passiert und ich zeigen konnte, wo meine Stärken sind, ist für mich nochmal ein Bonus
„Da waren ein paar Umstellungen für die jeweiligen Spieler drauf, damit ich auf meiner linken Seite spielen konnte. Und das ist dann ja auch alles aufgegangen“, grinste der Linksfuß, der bereits in der Vorwoche gegen Osnabrück als Vorlagengeber glänzte. Dass er sich ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein Essen, bei dem er zuvor drei Jahre am Ball war, so in Szene setzen konnte, freute den Youngster natürlich umso mehr.
„Für mich persönlich ist es überragend gelaufen. Dass es dann gegen RWE passiert und ich zeigen konnte, wo meine Stärken sind, ist für mich nochmal ein Bonus“, betonte Voelcke, der sich nach der Auswechslung von Tim Sechelmann für die letzten 13 Minuten dann auf die Position des linken Außenverteidigers zurückfallen ließ.
SVW gegen RWE: Ein Trio auf der Mannheimer Schokoladenseite
Die Einwechslung Voelckes erinnerte an die Partie aus der Vorwoche gegen Osnabrück, als Samuel Abifade ins Spiel kam und ebenfalls entscheidende Akzente setzte. Zum zweiten Mal bewies Neu-Trainer Bernhard Trares damit ein glückliches Händchen, mit Nicklas Shipnoski, Abifade und Voelcke hat Trares allerdings auch gleich ein Trio im Kader, das auf der linken Außenbahn den Unterschied ausmachen kann. Vier der acht SVW-Tore wurden bislang mit viel Tempo über diese Seite herausgespielt.
Eine Stammformation zu finden, aber zugleich von der Bank nochmals Impulse setzen zu können - auch das ist ein Thema für Trares, der gegen Essen die vierte Halbzeit in Folge einer Startelf vertraute, die sich zu finden scheint. „Wir haben einen breiten Kader und auch heute wieder mit Sascha den Sieg eingewechselt. Wir können uns auf jeden verlassen, aber eine Eingespieltheit tut der Mannschaft inzwischen auch sehr gut“, nahm das der wiederentdeckte Sechelmann ebenfalls so wahr, während Siegtorschütze Boyd sogar noch viel mehr Potenzial sah. „Ich hoffe, dass das so weitergeht und wir noch weiter wachsen. Wir sind ja noch gar nicht am Ende der Fahnenstange. Wenn wir jetzt noch den Kopf freikriegen und Selbstbewusstsein bekommen, dann wird das was“, meinte der Routinier.
Man sieht schon, dass die Mannschaft nach dem Trainerwechsel viele Sachen gut angenommen hat
Nach der Englischen Woche und sieben von neun möglichen Punkten zeigt sich zudem, dass der Trainerwechsel wohl genau zum richtigen Zeitpunkt vollzogen wurde. Um der SVW-Formkurve schon eine endgültige Trendwende zu attestieren, ist es vielleicht noch etwas zu früh und auch Coach Trares blieb mit dem Verweis auf eine gewisse Verunsicherung vorsichtig.
„In der ersten Halbzeit hat Essen das Spiel gemacht“, räumte der 59-Jährige ein und auch nach 90 Minuten lagen die Westdeutschen in Sachen Ballbesitz und Torschüssen klar vorne. Es ist also weiter Luft nach oben bei den Blau-Schwarzen, die sich mit Austausch des Chefcoachs aber doch irgendwie freischwimmen konnten. „Man sieht schon, dass die Mannschaft nach dem Trainerwechsel viele Sachen gut angenommen hat“, bestätigte das Sportchef Anthony Loviso, während Angreifer Boyd von einem „Neustart“ sprach.
„Er lässt uns auch mal machen und gibt uns das Vertrauen, kreativ zu sein“, sagte der Siegtorschütze, was Vorbereiter Voelcke ähnlich sah. „Durch den Trainerwechsel ist natürlich frischer Wind reingekommen. Jeder wollte sich noch einmal neu beweisen und ich denke, das sieht man“, profitierte nicht zuletzt der Sommer-Zugang von Trares’ Vertrauen in die individuellen Stärken Einzelner.
Bis zum Nachbarschaftsduell am Samstag beim stark gestarteten SV Sandhausen gilt es nun aber vor allem, wieder zu Kräften zu kommen. Zudem droht der längerfristige Ausfall von Felix Lohkemper, dessen Verletzung zu Wochenbeginn noch eingehender untersucht werden soll.
Doch mit dem Rückenwind von sieben Punkten aus acht Tagen wollen die SVW-Profis auch diese Herausforderung angehen. „Wir können selbstbewusst in diese Partie gehen und wollen da anknüpfen, wo wir gegen Essen aufgehört haben. Wenn wir unsere Stärken ins Spiel bringen, müssen wir nirgendwo mit Angst antreten“, brachte es Sascha Voelcke nochmals auf den Punkt, bevor er den Wasserkasten Richtung Kabine wuchtete.
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