Mannheim. Gerüchte, der Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH des SV Waldhof sei am Samstag zu einer außerplanmäßigen Tagung zusammengekommen, machten schon im Umfeld des Drittliga-Spiels gegen den FC Ingolstadt (1:1) die Runde. Seit Montagabend ist klar, worum es bei dem Treffen ging: Der SVW trennt sich nach über sieben Jahren von seinem umstrittenen Geschäftsführer Markus Kompp. Nur der genaue Zeitpunkt ist noch offen.
„Der Aufsichtsrat der SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH hat am 2. Dezember einstimmig beschlossen, den zum 30. Juni 2025 auslaufenden Vertrag mit dem Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH, Markus Kompp, nicht zu verlängern“, hieß es am Montag in einer Pressemitteilung, die um genau 19:07 Uhr versandt wurde. Darüber hinaus arbeite „der Aufsichtsrat im Sinne aller Beteiligten intensiv an einer Lösung, den Vertrag mit Markus Kompp bereits zu einem früheren Zeitpunkt einvernehmlich aufzulösen“. Das heißt im Klartext: Es geht nur noch um die Höhe der Abfindung, Kompps Zeit beim SVW ist unwiderruflich vorbei.
Der Aufsichtsrat um seinen Vorsitzenden Christian Beetz und Präsident Bernd Beetz gab damit dem riesigen Druck aus dem Umfeld nach, die Reizfigur Kompp zu beurlauben. Auf der Mitgliederversammlung vor einer Woche hatte sich Bernd Beetz massiven Unmutsäußerungen der Basis gegenüber dem Chef der Spielbetriebs-GmbH ausgesetzt gesehen. Kompp wurde von einem Fan als „Totengräber des Vereins“ bezeichnet, ein anderes aufgebrachtes Mitglied sagte: „Der Begriff Waldhof-Familie ist in der GmbH ein Merchandise-Begriff, eine Farce. An der Spitze steht dafür eine Person, Markus Kompp. Es fehlt ein Miteinander. Das Problem muss endlich gesehen werden, vielleicht gibt es ohne diese Person wieder eine Waldhof-Familie.“ Immer wieder gab es „Kompp-muss-weg“-Sprechchöre.
Mitglieder-Protest als Auslöser
Bernd Beetz, in Personalunion Präsident, Mäzen und Investor, wirkte nach diesem emotionalen Abend nachdenklich. Lange hatte der 73-Jährige seine schützende Hand über Kompp gehalten, hatte ihn gegen die scharfe Kritik der organisierten Fans und aus dem Umfeld verteidigt. Nach der Mitgliederversammlung ging Beetz erstmals auf Distanz. „Wenn so ein Gefühl artikuliert wird, muss ich das adressieren. Ich nehme das so mit. Ich werde meine Mitglieder nicht ignorieren“, sagte er. Und auf die Frage, ob eine weitere Zusammenarbeit so überhaupt vorstellbar sei: „Das ist schwierig.“
Im Rückblick besiegelte dieses eindeutige Votum der Mitglieder das Ende der über siebenjährigen Amtszeit von Kompp am Alsenweg. Einer Ära, in der es sportlich für den SV Waldhof bis zur Krise in dieser Saison stetig nach oben ging - gekrönt mit dem Aufstieg in die 3. Liga 2019 -, in der es aber in Kompps Zuständigkeitsbereichen auch immer wieder Negativschlagzeilen, Reibereien und Affären gab.
Der Schwabe überwarf sich unter anderem im Sommer 2017 mit dem beliebten ehemaligen Trainer Gerd Dais, spielte eine äußerst fragwürdige Rolle beim Rauswurf des Sportchefs Jochen Kientz im Herbst 2021, der in einer Schlammschlacht vor dem Arbeitsgericht endete und wurde für die organisierten Fans des SVW über die Jahre regelrecht zu einem roten Tuch. Die Anhänger beklagten nicht eingehaltene Absprachen, eine arrogante Kommunikation und eine wachsende Entfremdung innerhalb des SVW, seitdem Kompp das Sagen hatte.
Sofortige Trennung von Kompp dürfte teuer werden
Immer wieder gab es bei Heimspielen Protestaktionen gegen den Chef der Spielbetriebs-Gmbh, vor der Partie gegen den MSV Duisburg am 5. November (0:0) errichteten einige Fans vor der Geschäftsstelle am Stadion eine kleine Mauer, auf der der Schriftzug „Der Kompp muss weg“ prangte. Im Sponsoring der Profi-Mannschaft waren unter dem Geschäftsführer zudem keine substanziellen Fortschritte zu verzeichnen, die Verbindlichkeiten der GmbH stiegen auf zuletzt rund neun Millionen Euro.
Der Aufsichtsrat entschied sich nun für einen klaren Schnitt, auch wenn eine sofortige Trennung den SVW bei noch anderthalb Jahren Vertragslaufzeit und Kompps bisherigem Gehalt einen mittleren sechsstelligen Betrag kosten dürfte. Wichtiger war dem Kontrollgremium der GmbH aber offensichtlich, einen Neuanfang ohne die atmosphärischen Belastungen der Ära Kompp in die Wege leiten zu können. Über eine mögliche Nachfolgeregelung war am Montagabend noch nichts in Erfahrung zu bringen.
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