Dortmund. Der Aufwärtstrend des Fußball-Drittligisten SV Waldhof seit dem Trainerwechsel zu Bernhard Trares war zuletzt durchaus rasant. In sechs Spielen gab es nur eine Niederlage, was zum großen Glück fehlte, war allerdings noch ein Auswärtssieg. Der letzte Erfolg auf fremdem Platz lag zudem schon über ein halbes Jahr zurück und datierte vom 30. März aus der vergangenen Saison bei Borussia Dortmund II. Und die Geschichte wiederholte sich am Dienstagabend im Kult-Stadion „Rote Erde“ tatsächlich: Mit einem 1:0 (0:0)-Sieg beim Dortmunder Bundesliga-Nachwuchs holten die Mannheimer gleich den nächsten wichtigen Dreier.
"Den Auswärtssieg nehmen wir gerne mit, der letzte ist ja auch schon ein bisschen länger her", sagte Sportchef Anthony Loviso. "Wir hatten in der ersten Halbzeit Probleme. Dann haben wir taktisch umgestellt mit einem Sechser und zwei Achtern, das hat gut geklappt. Wir waren immer wieder gefährlich und letztlich hat sich der Sascha mal belohnt." Außenverteidiger Sascha Voelcke war der Mann des Abends, der eine sich stetig steigende Mannschaftsleistung des Drittligisten mit seinem Tor in der 83. Minute vergoldete.
Borussia Dortmund II – SV Waldhof 0:1 (0:0)
- Borussia Dortmund II: Ostrzinski – Göbel, Lührs, Lelle, Mogultay – Paschke (85. Krevsun), Roggow (85. Butler), Eberwein – Foti, Paulina (68. Dragas), Hettwer (78. Elongo-Yombo).
- SV Waldhof: Bartels – Klünter, Seegert, Matriciani, Voelcke – Fein (65.Thalhammer), Sietan – Yigit, Kobylanski (79. Arase), Shipnoski (79. Okpala) – Boyd.
- Tore: 0:1 Voelcke (83.).
- Karten: Lührs, Paulina, Mogultay – Yigit, Sietan.
- Beste Spieler: Paulina – Matriciani
- Schiedsrichter: Martin Wilke (Merzhausen)
- Zuschauer: 1300.
- Nächstes Spiel: SV Waldhof – SV Wehen Wiesbaden (Sonntag, 19.30 Uhr, Carl-Benz-Stadion.
„Wir haben im letzten Spiel (3:0 gegen Erzgebirge Aue, d. Red) schon gezeigt, wie wir uns gesteigert haben. Heute haben wir einen draufgesetzt, sind drangeblieben, haben gekämpft bis zum Ende und uns belohnt“, sagte Voelcke nach seinem wichtigen Tor.
500 mitgereiste Waldhof-Fans
Trares bedankte sich bei den 500 mitgereisten Waldhof-Fans und setzte dann zu einer differenzierten Analyse an. „In der ersten Halbzeit haben wir uns echt schwergetan, da hätten wir uns auch einen fangen können. Aber in der zweiten Halbzeit haben wir es übernommen, haben die Zweikämpfe gewonnen, waren präsenter auf dem Platz, haben die Räume zugemacht und im Endeffekt verdient gewonnen“, sagte der 59-Jährige nach dem Abpfiff bei „MagentaSport“ und fügte, gefragt nach seinem Erfolgsrezept, hinzu: „Viel trainieren.“ In der Tabelle rückte der SVW vor den Spielen am Mittwochabend auf den neunten Platz vor. „Wir sind zufrieden mit der Punkteausbeute. Aber es geht weiter, bis wir so spielen können wie Dortmund in der ersten Halbzeit“, erklärte der SVW-Coach.
Der Waldhof begann mit der gleichen Startelf, die am vergangenen Freitag noch das 3:0 gegen Erzgebirge Aue eingetütet hatte. Joker Samuel Abifade (Adduktoren) musste passen. „Die haben es fantastisch gemacht, das ist jetzt die Belohnung dafür“, begründete SVW-Trainer Trares sein Vertrauen in die Startformation. Doch die „Belohnung“ bestand zunächst einmal aus purem Verteidigungsmodus. Die schnellen und spielerisch starken Dortmunder setzten den SVW von Beginn an unter Druck und wurden fast belohnt. So musste Nicklas Shipnoski in der Mitte einen Ballverlust von Marcel Seegert ausbügeln und nach der folgenden Ecke stand Keeper Jan-Christoph Bartels im Mittelpunkt. Er lenkte den Ball von Jordi Paulina über die Latte und hatte beim nächsten Eckball Glück, dass der nächste Dortmunder am zweiten Pfosten verpasste (11.).
Dass Henning Matriciani in dieser Phase der beste Mannheimer war und immer wieder Schlimmeres verhindern konnte, sagte einiges über den Spielverlauf aus, den sich die Waldhöfer sicher anders vorgestellt hatten. Auch der Versuch von Antonio Foti im Strafraum wurde gerade noch rechtzeitig abgefälscht (18.), eine Dortmunder Führung wäre zu diesem Zeitpunkt sicher nicht unverdient gewesen.
Der SVW meldete sich dann aber so langsam im Spiel an und war immer dann gefährlich, wenn er mit langen und präzisen Pässen viele Meter überbrücken konnte. Shipnoski setzte den ersten Abschluss knapp daneben (23.) und als der Dortmunder Talentschuppen nach einer Freistoßflanke vor dem eigenen Tor mächtig durcheinander kam, hatte Matriciani Pech, dass sein Versuch aus der Drehung nur an der Latte landete (30.). Auch ihre Spitze Terrence Boyd konnten die Mannheimer im Anschluss in Szene setzen. Nach einer Flanke des schnellen Seyhan Yigit wurde der Routinier noch rechtzeitig geblockt (36.) und auch der letzte gefährliche Abschluss der ersten Halbzeit gehörte dem Waldhof-Stürmer (45.). Doch auch Dortmund blieb bis zum Seitenwechsel weiter gefährlich. Dass sich Yigit und Janne Sietan jeweils eine Gelbe Karte einhandelten, weil sie einen BVB nur mit einem taktischen Foul unterbinden konnten, war dafür ein klarer Beweis.
In der Halbzeit reagierte Trares und brachte Julian Rieckmann für Yigit, der nicht nur Gelb-Rot-gefährdet war, sondern über seine Seite auch einige Offensivaktionen der Dortmunder zugelassen hatte. Rieckmann fügte sich auch gleich gut ein, indem er zweimal Sascha Voelcke freispielte, der sicher mehr aus diesen Vorlagen hätte machen können. Zielstrebiger war da schon Boyd mit seinem nächsten Abschluss, den BVB-Keeper Silas Ostrzinski aber sicher parierte (49.).
SV Waldhof mit teilweise gefährlicheren Aktionen
Auch in der Folge blieb der SV Waldhof im Gegensatz zur ersten Halbzeit nun mindestens auf Augenhöhe und hatte teilweise auch die gefährlicheren Aktionen. So versuchte es Lukas Klünter beispielsweise aus der Distanz (64.), zuvor hatte Dortmunds David Lelle per Volleyabnahme noch ein bisschen genauer gezielt, das Tor aber ebenso verfehlt. Nachdem Martin Kobylanskis Versuch von der Dortmunder Abwehr gerade noch zu Ecke geblockt wurde (64.) war die leichte Mannheimer Überlegenheit mehr als ein Gefühl. Zwischenzeitlich standen für den SVW gegenüber dem BVB II 14:8-Torschüsse in der Bilanz, auch die 56 Ballbesitz machten deutlich, dass die Kurpfälzer tatsächlich ein kleines bisschen mehr vom Spiel hatten.
Und die Blau-Schwarzen wollten keinesfalls nur den Punkt verteidigen, sondern machten mit der Einwechslung von Kelvin Arase und Kennedy Okpala (79.) deutlich, dass sie mehr mitnehmen wollten als ein Remis. Und der Mannheimer Offensivgeist wurde tatsächlich belohnt: Der SVW kombinierte sich aus einer Umschaltaktion nach links durch, wo Außenverteidiger Sascha Voelcke mitgelaufen war und wuchtig ins kurze Eck abschloss (83.). „Auswärtssieg“ stimmten die SVW-Fans an und der wurde dann Gewissheit.
Der Matchwinner freute sich diebisch über sein Tor im kultigen Stadion „Rote Erde“. „Ich habe nur noch das Tor vor mir gesehen und mir gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann? Ich habe gemerkt, als der Ball den Fuß verlassen hat, dass er ganz gut kommt“, sagte Voelcke. „Ich freue mich riesig, dass es der entscheidende Treffer war, so viele werde ich in meiner Karriere wohl nicht mehr machen.“
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