Saisonfinale

SV Waldhof gegen Duisburg: Neidharts letztes Spiel?

Vor dem Saisonfinale gegen den MSV Duisburg am Samstag deutet vieles auf eine Trennung von Waldhof-Trainer Christian Neidhart hin. Der 54-Jährige lässt seine Zukunft in der Pressekonferenz am Donnerstag offen

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Alexander Müller
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„Es ist so, dass ich mit dem Verein in Gesprächen bin“: Waldhof-Trainer Christian Neidhart lässt seine Zukunft offen. © gora/PIX

Mannheim. Ein Blick in die Mienen verriet die Stimmung. Trainer Christian Neidhart, sonst immer für einen flapsigen Spruch zu haben, wirkte angespannt. Auch Pressesprecher Yannik Barwig hatte sicherheitshalber in den Autopiloten umgeschaltet. Die Pressekonferenz vor dem letzten Drittliga-Spiel des SV Waldhof in dieser Saison gegen den MSV Duisburg (Samstag, 13.30 Uhr) geriet zum fast sicheren Indiz dafür, dass sich die Wege von Neidhart und dem SVW nach nur einer Saison wieder trennen werden.

„Das kann ich ehrlicherweise aktuell nicht beantworten“, sagte der Trainer auf die Frage dieser Redaktion, ob er gegen Duisburg zum letzten Mal auf der Waldhof-Bank sitzen werde. „Es ist so, dass ich mit dem Verein in Gesprächen bin. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil es offen ist.“ Das klingt nicht danach, dass beide Parteien nach Neidharts Kritik an der Vereinsspitze und dem Sanierungsstau in der Infrastruktur noch einmal zusammenfinden könnten.

Auch Klaus Schlappner dreht Runde durchs Stadion

Dass sich die Waldhof-Führung um Präsident Bernd Beetz und Geschäftsführer Markus Kompp auch zwei Wochen nach Neidharts viel diskutierten Äußerungen nach dem Oldenburg-Spiel („Ich will hier nicht der Prügelknabe für alles sein“) immer noch nicht in der Trainerfrage positioniert hat, ist in erster Linie ein ausgewachsenes Kommunikationsdesaster, das im deutschen Profifußball fast beispiellos ist.

Das Schweigen der Bosse muss aber ohne große Interpretationskunst in der Weise gedeutet werden, dass Neidharts Zeit in Mannheim abgelaufen ist. Wobei: Vor Überraschungen ist man beim SV Waldhof bekanntlich nie gefeit.

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Fest steht allerdings, dass die Stimmung im Umfeld nach drei kläglichen Niederlagen in Folge komplett ins Negative gedreht ist. Zwar haben sich noch 7500 Zuschauer, davon 1200 aus Duisburg, für Samstag ein Ticket gesichert.

Aber die meisten kommen wohl eher, um Marc Schnatterer und Marco Höger gegen 12.40 Uhr einen verdientermaßen würdevollen Abschied zu bereiten und kurz vor dem Anpfiff den Vereinslegenden zuzujubeln, die 1983 in die Bundesliga aufgestiegen sind. Angeführt vom damaligen Trainer Klaus Schlappner gehen Günter Sebert, Roland Dickgießer, Kalle Bührer und viele andere Helden auf eine Ehrenrunde durch das Stadion.

Was das darauffolgende Duisburg-Spiel angeht, hat sich in der Waldhöfer Fanszene längst Fatalismus breitgemacht. „Wir müssen gucken, dass wir einen vernünftigen Ausklang hinbekommen“, sagte Neidhart. Der Glaube daran ist verschwindend gering geworden. Das Kuriose an dieser Saison, die der SVW bisher so jämmerlich austrudeln lässt: Hätten die Mannheimer ihre letzten drei Spiele gegen den FSV Zwickau, Oldenburg und 1860 München nicht verloren, sondern gewonnen, wäre am letzten Spieltag sogar theoretisch noch der direkte Aufstieg drin gewesen.

Rossipal wird wohl bleiben, viele andere gehen

Stattdessen stehen die Kurpfälzer im Sommer erneut vor einem Umbruch, den Neidhart als „schon größer“ einordnete. Bisher haben nur 14 Spieler einen Vertrag für die nächste Saison. Neben Höger und Schnatterer werden am Samstag sicher Morten Behrens (zurück zu Darmstadt 98), Marten Winkler (Hertha BSC), Gerrit Gohlke (Arminia Bielefeld), Stefano Russo (Viktoria Köln), Johannes Dörfler (SC Paderborn), Dominik Kother (Karlsruher SC), Baris Ekincier, Adrien Lebeau und Daniel Keita-Ruel verabschiedet. Ein Abgang von Dominik Martinovic ist nach Informationen dieser Redaktion höchstwahrscheinlich. Ungeklärt ist die Zukunft von Thomas Pledl, der erst im Winter verpflichtet wurde.

Bei den Vertragsgesprächen mit Alexander Rossipal gab es derweil offenbar Missstimmungen, weil das erste Angebot von Sportchef Tim Schork gemessen an der neuen (deutlich höheren) Gehaltsstruktur seit dem Weggang von Ex-Manager Jochen Kientz und dem Status des unumstrittenen Stammspielers ein wenig knauserig ausgefallen sein soll. Mittlerweile hat der SVW-Kaderplaner beim Gehalt aber offenbar nachgebessert und Rossipal wird voraussichtlich verlängern.

Wer könnte gegen Duisburg auflaufen?

Gegen Duisburg könnte der Linksverteidiger allerdings ausfallen – er leidet an einer Entzündung im Knie. Nicht dabei sind auch Fridolin Wagner (Gelbsperre), Lebeau (Adduktoren), Torwart Jan-Christoph Bartels (Gehirnerschütterung), Daniel Keita-Ruel (OP) und möglicherweise auch Pascal Sohm (Risswunde am Knie). Der gemeinsame Mannschaftsabend zum Saisonabschluss fand bereits am Mittwoch statt. Nach der Partie am Samstag verstreut sich das Team in alle Winde. Und der SV Waldhof blickt in eine ungewisse Zukunft.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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