Fußball

Niederlage zum Saisonstart: Warum der SV Waldhof noch in der Findungsphase steckt

Die 0:2-Niederlage zum Saisonauftakt bei 1860 München zeigt, mit welchen Problemen der neuformierte SV Waldhof kämpft. Muss noch ein neuer Stürmer verpflichtet werden?

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Alexander Müller
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Diskussionen nach dem Abpfiff: Waldhof-Kapitän Marcel Seegert (rechts) mit Laurent Jans in München. © Michael Ruffler

Mannheim. Das Wetter passte sich der Stimmungslage beim SV Waldhof an. 15 Grad, Dauerregen. Die aktuelle herbstliche Episode mitten im Hochsommer sorgte für einen komplett durchnässten Mannheimer Anhang im nicht überdachten Gästeblock, das Ergebnis des Auftaktspiels in der 3. Liga beim TSV 1860 München hellte die Laune bei den 1500 mitgereisten SVW-Fans selbstredend auch nicht auf.

Die 0:2-Niederlage in Giesing war bitter, weil vermeidbar - gegen einen alles andere als übermächtigen Gegner. „Auf dem Spielfeld hat es sich ausgeglichen angefühlt, aber de facto steht da ein 0:2. Wir haben Fehler vor den Gegentoren gemacht und brauchen mehr Durchschlagskraft in der Box. Es ist überall Luft nach oben“, sagte Mittelfeld-Mann Baxter Bahn.

Der SV Waldhof steckt nach dem erneuten großen Umbruch im Sommer zu Beginn der neuen Spielzeit noch in der Findungsphase. Als Mutmacher taugte der Auftritt im Stadion an der Grünwalder Straße nicht. Trotz einiger passabler Ansätze und einer insgesamt kompakten Vorstellung ließen die Kurpfälzer wieder zwei Gegentore zu.

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Wobei das 0:1 - letztlich als Eigentor von Keeper Jan-Christoph Bartels gewertet, von dessen Rücken der Lattenabpraller über die Linie ging - einem 30-Meter-Traumschuss von Manfred Starke entsprang (12.), und das 0:2 auf einem von Fynn Lakenmacher vollendeten Konter der Münchner Löwen im eigenen Stadion basierte (56.). In dessen Entstehung sich die Mannheimer Fridolin Wagner und Per Lockl von Starke in der gegnerischen Hälfte düpieren ließen - und den folgenden Konter auch nicht mit einem Foulspiel unterbanden.

Fehler vor den beiden Gegentoren

„Wenn wir den Ball gewinnen, haben wir eine Riesenchance, dann dreht Starke raus“, analysierte Trainer Rüdiger Rehm die verhängnisvolle Szene mitten in einer Mannheimer Drangphase. Vom 0:2 sollte sich der SVW trotz intakter Struktur und Mentalität nicht mehr erholen. Was vor allem daran lag, dass im Offensivspiel die Räder sichtbar (noch) nicht ineinandergriffen. „Wir müssen die Situationen im letzten Drittel besser ausspielen. Wir haben aus der Überlegenheit zu wenig Torchancen kreiert und müssen torgefährlicher werden, dessen sind wir uns bewusst“, mahnte Rehm, bevor er den Mannschaftsbus zur vierstündigen Heimfahrt nach Mannheim bestieg.

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Auf den neuen Waldhof-Coach wartet weiterhin viel Arbeit, das belegte die durchwachsene Vorstellung beim TSV 1860, der nach erheblichen Umbaumaßnahmen im Kader ebenfalls nicht eingespielt sein konnte - aber in den entscheidenden Szenen über die größere Klasse und Effizienz als der zweifellos engagierte SV Waldhof verfügte.

Zu wenig Handlungsschnelligkeit im Umschaltspiel, individuelle Fehler vor dem 0:1 (Jonas Carls) und dem 0:2 (Wagner/Lockl), zudem reihenweise falsche Entscheidungen und eine mangelhafte Passqualität am gegnerischen Strafraum - der SVW bleibt nach sechs Wochen Vorbereitung zum Start der Saison 2023/2024 ein noch unfertiges Konstrukt.

„Nachdem wir fast die ganze Offensive verloren haben, müssen wir uns erst einmal finden“, erklärte Rehm fast entschuldigend. In München stach ins Auge, welchen Wert der zu Zweitliga-Aufsteiger Elversberg gewechselte Dominik Martinovic mit seinen Tiefenläufen, seiner Präsenz und seiner Torgefahr für den Mannheimer Angriff besessen hat. Und dass auf den offensiven Außenbahnen - bei allem vorhandenen Talent und Tempo eines Jalen Hawkins oder Minos Gouras - die Fußstapfen eines Marten Winkler und eines (fitten) Adrien Lebeau groß sind.

Fehlt die Qualität im Waldhof-Angriff?

„Unsere Abläufe werden sich noch entwickeln müssen“, setzte Sportchef Tim Schork auf den Faktor Zeit. Weiter zusammenwachsen, Automatismen einüben, an Erfolgserlebnissen wachsen. So soll aus einem Team, das zumindest bisher nicht über die großen Unterschiedsspieler für die 3. Liga verfügt, schrittweise ein für die vorderen Plätze konkurrenzfähiges Ensemble werden. Was es Stand Anfang August 2023 noch nicht ist, aber vielleicht auch noch gar nicht sein kann. „Es muss noch vieles wachsen, aber wir waren bis zum 0:2 klarer im Spiel als die Löwen“, sagte Rehm - und hatte damit sicher nicht unrecht.

Eine Debatte, ob die vorhandene Qualität in der Offensive ausreicht oder ob bis zum Ende des Transferfensters am 31. August noch ein neuer Stürmer verpflichtet werden muss, wollten weder Schork noch Rehm führen. „Ich bin der Trainer, ich werde mit den Jungs arbeiten“, sagte Rehm.

Gegen Lübeck sollten drei Punkte her

Der neue Waldhof-Trainer wirkt wie ein authentischer Organisator des Umbruchs, der weiß, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss - was ihm auch die Fans zutrauen, wie die aufmunternde Reaktion auf die Niederlage im Gästeblock in München bewies. Schon am Mittwoch (19 Uhr) geht es für die Mannheimer in der dritten Runde des badischen Verbandspokals beim Landesligisten FV Lauda für den SVW weiter, im Erfolgsfall stünde schon am Samstag das Achtelfinale bei Verbandsligist VfB Eppingen an. Seriös angegangen fallen diese Spiele in die Kategorie Pflichtsieg.

In zwei Wochen, beim ersten Drittliga-Heimspiel gegen Aufsteiger VfB Lübeck, sollte der Entwicklungsprozess dann aber besser schon so weit vorangeschritten sein, dass die ersten drei Punkte aufs Konto des SV Waldhof wandern. Zumal in der folgenden englischen Woche direkt danach die enorm schwere Partie bei Aufstiegsaspirant Dynamo Dresden wartet. Wenn das Ergebnis gegen Lübeck wieder nicht stimmen sollte, wäre die Gefahr eines Fehlstarts real.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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