Köln/Mannheim. Nach der 0:1-Niederlage des SV Waldhof bei Viktoria Köln am Freitagabend war Lukas Klünter ein gefragter Mann - und das aus einem für ihn wohl eher unangenehmen Grund. So war der Ex-Profi des 1. FC Köln bei seinem Gastspiel auf der „Schäl Sick“ der Domstadt im Sportpark Höhenberg einerseits der beste Mann auf dem Platz. Zugleich verursachte der 28-Jährige aber auch den spielentscheidenden Strafstoß, den Serhat Güler nach 39 Minuten zum späteren 1:0-Endstand nutzte. Im Dauerregen von Köln war die Erzählung „Waldhof, deine Elfmeter“ damit um ein weiteres Kapitel reicher - und Klünter, der einmal mehr die Kapitänsbinde der Mannheimer trug, hatte als direkt Beteiligter natürlich eine dezidierte Meinung zu diesem Pfiff.
„Ich bin am Rückwärtslaufen, muss natürlich irgendwo Schwung holen und treffe ihn nicht im Gesicht, sondern eher so am Hals. Ich meine, das beeinflusst die Szene nicht wirklich“, sah sich Klünter mit dem Elfmeterpfiff und seiner fünften Gelben Karte nicht nur zu hart bestraft, sondern über die 90 Minuten betrachtet auch sein komplettes Team benachteiligt. „Es gab danach drei Szenen, die mindestens ebenso 50:50 sind - und die nicht gepfiffen werden. Und das steht für mich dann nicht im Verhältnis. Wir werden Woche für Woche leider betrogen. Das ist einfach so.“
Zeitweise Dominanz und Schlussoffensive waren nicht genug
Dabei dürfte Klünter vor allem an die Szene in der Schlussphase gedacht haben, als Julian Rieckmann von den Kölnern im letzten Moment gestoppt wurde. Hier hätte sich die Viktoria wohl noch am ehesten nicht über einen Pfiff von Schiedsrichter Martin Wilke beschweren können. Aber mit etwas Abstand betrachtet, war die Szene letztlich ebenso halbgar wie die Mannheimer Angriffsbemühungen, die auf diesem Niveau trotz zeitweiser Dominanz und einer Schlussoffensive eben wieder einmal nicht zwingend genug waren. „Da müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen“, räumte Abwehrspezialist Klünter angesichts von zwei Törchen aus den vergangenen sechs sieglosen Spielen ein.
Dass diese Torflaute unmittelbar die magere Punkteausbeute seit dem letzten Erfolg gegen Hannover 96 II Ende November zur Folge hat, ist dem bundesligaerfahrenen Kicker natürlich bewusst - mit den ganzen beängstigenden Auswirkungen auf die Situation im Tabellenkeller. „Darüber müssen wir natürlich sprechen“, weiß Klünter, setzt aber vor allem auf die übrige Tendenz jenseits der Ergebnisse. „Wir entwickeln uns spielerisch trotzdem. Das merken wir, bleiben da dran und bleiben positiv“, sagt Klünter, der im nächsten Heimspiel gegen den SC Verl nun gelb-gesperrt zusehen muss.
Ein Umstand, der Waldhof-Trainer Bernhard Trares überhaupt nicht schmeckt. Schließlich scheint Klünter in seiner neuen Rolle als Innenverteidiger dem Waldhof nach der Winterpause defensiv noch mehr Stabilität geben zu können. „Der hat ja alles abgelaufen, da kommt ja gar keiner ans Tor. Das war überragend“, betrachtete auch der SVW-Coach den immer noch pfeilschnellen Routinier als „mit Abstand“ besten Mann auf dem Platz. „Die Position als Innenverteidiger steht ihm noch besser, weil er mehr in den Aktionen ist und noch mehr Verantwortung hat“, zollte der ehemalige Abwehrspieler Trares dem aktuellen Abwehrspieler Klünter das Höchstmaß an Respekt.
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Doch Sorgenfalten treiben dem Coach der Blau-Schwarzen natürlich die weiter fehlende Durchschlagskraft und die mangelnde Chancenverwertung auf die hohe Stirn - weil das Dinge sind, die seine Profis im Gegensatz zu umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen („was willst du dazu noch sagen“) eben selbst beeinflussen können.
„Da waren wir ein Stück weit zu brav, da brauchen wir einfach mehr Brutalität, um bei so einer Überlegenheit wie am Ende auch mal ein Tor zu erzwingen. Da ist einfach enttäuschend, dass wir so Spiele verlieren“, zog Trares mit leichter Verbitterung einen Strich hinter die vierte Niederlage aus sechs Spielen, die auch ihn nach dem Abpfiff zum gefragten Mann als Krisen-Erklärer machte - mit einem nicht weniger unangenehmen Hintergrund wie bei seinem Spieler Lukas Klünter.
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