Fußball

Intensives Training nach Köln-Pleite: Warum es sich beim SV Waldhof ausgekuschelt hat

Im ersten Training nach der Bauchlandung gegen Viktoria Köln geht es beim SV Waldhof am Dienstag trotz brütender Hitze sehr intensiv zur Sache. Der Ton ist teils rau. Trainer Antwerpen erklärt sein Kalkül

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Alexander Müller
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„Wenn es nicht läuft, muss man mehr trainieren“: SVW-Coach Marco Antwerpen (r.) mit Fitnesstrainer Dirk Stelly. Links Julian Rieckmann und Terrence Boyd. © SV Waldhof

Mannheim. Eine große Wolke spendet ein bisschen Schatten, als Co-Trainer Frank Döpper am Dienstag um 9:54 Uhr als Erster den Trainingsplatz des SV Waldhof am Alsenweg betritt. Brütend heiß ist es dennoch schon, 28 Grad zeigen die Thermometer im Mannheimer Norden zu diesem frühen Zeitpunkt des Tages bereits an. Angeführt von Terrence Boyd trotten die SVW-Profis danach auf den Rasen. Lukas Klünter (leichte Zerrung) und Janne Sietan (Infekt) fehlen genau wie Torhüter Malwin Zok (Knieblessur), Marcel Seegert (Knieprellung) und Jonas Carls (Achillessehnenprobleme) brechen parallel zu einer halbstündigen Joggingrunde auf. Wenn man in die Gesichter blickt, sieht man viel Ernsthaftigkeit. Gelacht wird auch während der folgenden, über anderthalb Stunden langen und sehr intensiven Trainingseinheit nicht.

Ernsthafte Gesichter beim SV Waldhof nach Niederlage gegen Viktoria Köln

Die 1:2-Heimniederlage am Samstag gegen Viktoria Köln drückt die Stimmung auch drei Tage später noch in den Keller. Zumal die Spieler wissen, dass Trainer Marco Antwerpen angekündigt hat, nach dem in der zweiten Halbzeit inakzeptablen Auftritt gegen Köln und null Punkten aus zwei Spielen die Trainingsintensität hochzufahren. Der 52-Jährige hatte am Samstag in einer kleinen Brandrede die mangelnde Einstellung und fehlende Siegermentalität im Team kritisiert, es habe gegen die Viktoria auch an den Basics wie Laufbereitschaft gefehlt. Aus einer Einheit am Tag sind deshalb in dieser Woche zwei geworden, selbst am Sonntagmorgen, nach dem Landespokal-Achtelfinale beim TSV Tauberbischofsheim (Samstag, 17 Uhr), hat Antwerpen ein Training angesetzt.

Die Jungs müssen wissen, dass das hier alles nicht selbstverständlich ist.
Marco Antwerpen Waldhof-Trainer

Am Dienstag erklärt der 52-Jährige diese verschärfte Gangart. „Das ist kein Straftraining“, sagt Antwerpen dieser Redaktion. „Aber ich bin ein Freund davon, dass man, wenn es nicht läuft, mehr trainieren muss.“ Gelegentlich müssten die Spieler an ihre privilegierte Situation erinnert werden. „Wir haben Betreuer, die nach einer Nachtschicht beim Benz morgens zum Training kommen. Die Jungs müssen wissen, dass das hier alles nicht selbstverständlich ist. Sie dürfen machen, was ihnen Spaß macht. Und ein bisschen Geld bekommen sie meines Wissens auch dafür“, erklärt Antwerpen.

Auf dem Trainingsplatz geht es unterdessen richtig zur Sache. Die sonst übliche Länge von 75 Minuten ist schon weit überschritten, aber unter Anleitung von Co-Trainer Döpper müssen die Profis immer wieder eine Spielform üben, bei der sie sich auf engem Raum mit wenigen Ballkontakten aus einer Pressingsituation befreien müssen. Der Schweiß fließt in Strömen, der Ton ist bisweilen rau.

„Das kann man sich nicht mehr anschauen“, bemängelt Antwerpen einmal, als sich einige Spieler seiner Meinung nach zu wenig bewegen. Und sein Assistent Döpper kritisiert gegen Ende der Einheit in gehobener Lautstärke: „Jedes Mal spielen wir ins Pressing rein. Ihr müsst das doch irgendwann mal checken, das versteh’ ich nicht. Wir spielen Tri-Tra-Trullala und dann gibt es den Ballverlust.“ Auch Torjäger Boyd bekommt nach einer aus Döppers Sicht schlechten Positionierung bei der Übung einen Rüffel. Am Alsenweg hat es sich ausgekuschelt.

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Auf dem Weg zu einem Termin schaut Anthony Loviso kurz am Trainingsplatz vorbei. „Die Ansprache des Trainers heute Morgen war deutlich, das war sie auch schon direkt nach dem Spiel. Wir hatten in der zweiten Halbzeit gegen Köln ungefähr 500 Zweitliga-Spiele auf dem Platz, da kann ich so eine Leistung immer noch nicht verstehen“, meint der Technische Leiter Sport und geht weiter in Richtung seines Autos.

SV-Waldhof-Verteidiger Malte Karbstein gelobt Besserung

Als die überlange Einheit um 11.45 Uhr beendet ist, schlurft Innenverteidiger Malte Karbstein abgekämpft und in Adiletten zum Gespräch heran. „Das Training ist bei diesen Temperaturen schon sehr anstrengend. Die Hitze zieht viel Energie, aber wir sind Sportler und müssen das auch aushalten“, sagt der 26-Jährige. Die Stimmung in der Mannschaft sei nach dem schweren Dämpfer gegen Köln „natürlich nicht gut. Wäre es anders, würde einiges schieflaufen“, bekundet Karbstein. „Wir haben uns auch selbst hinterfragt, weil unser Anspruch einfach ein ganz anderer ist. Die Qualität wird dem nicht gerecht. Wenn man beide Spiele sieht, haben wir von vier Halbzeiten drei gut gespielt und eine grottenschlecht. Wir müssen uns schon ankreiden lassen, dass wir sechs Punkte haben können und jetzt mit leeren Händen dastehen.“

Der Verteidiger kann die scharfe Kritik des Trainers nach dem Köln-Spiel deshalb nachvollziehen. „Das ist verständlich. Wir haben uns das alle etwas anders vorgestellt. Dann ist eine klare Ansage auch einmal zurecht.“



Da weiß Karbstein noch nicht, dass Trainer Antwerpen die für den Nachmittag vorgesehene 15-Uhr-Einheit - bei dann kaum noch erträglichen 35 Grad - in eine Videoanalyse umgewandelt hat. Beim SV Waldhof erleben trotz des enttäuschenden Saisonstarts also nicht die teils unmenschlichen Schleifer-Methoden aus den 80er Jahren ein Revival.

Dass die Mannschaft im Landespokal in Tauberbischofsheim und vor allem die Woche darauf in der Liga in Verl eine Reaktion auf die Köln-Bauchlandung zeigen muss, gesteht jedoch auch Karbstein. „Wir müssen 90 Minuten Vollgas geben, Leidenschaft und Kampf zeigen. Dann müssen wir vorne ein Tor schießen und hinten keines bekommen. So einfach ist das“, sagt der Verteidiger. Jetzt gilt es, diesen Worten auch Taten folgen zu lassen.

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Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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