Fußball - Duisburgs Trainer Torsten Lieberknecht freut sich auf seine Rückkehr nach Mannheim

„Der Waldhof hat auf seine Freiheit gewartet“

Von 
Claudio Palmieri
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Emotional am Seitenrand: So kennt die Fußball-Szene den Duisburger Trainer Torsten Lieberknecht, der am Sonntag mit dem MSV nach Mannheim reist. © dpa

Duisburg/Mannheim. Seine früheren Waldhof-Kollegen zählt Torsten Lieberknecht samt Spitznamen auf. „‚Dicke‘ Hofmann, ‚Bauer‘ Dehoust, ‚Fabi‘ Hayer, ‚Zico‘ Zeyer – da war schon einiges geboten, auf und neben dem Platz. Wir waren ein eingeschworener Haufen“, erinnert sich der Trainer des MSV Duisburg – und hat erkennbaren Spaß daran, Insiderwissen auszuplaudern: „Norbert Nachtweih und Fabrizio Hayer bekamen ihre Fußballschuhe immer aus der Kinderabteilung. Größe 35.“ Auch seine Lieblingsadressen aus seiner Zeit am Alsenweg hat Lieberknecht parat: „Mittags bei Giovanni auf der Augusta, und wenn es mal nach Siegen etwas länger wurde, die Spaghetti-Oper.“

Auf Leihbasis war der Mittelfeldmann vor der Saison 1994/95 vom deutschen Vizemeister 1. FC Kaiserslautern für ein Jahr nach Mannheim gekommen. Unter dem späteren DFB-Trainer Uli Stielike bestritt der damalige U-21-Nationalspieler 22 Zweitliga-Spiele und erzielte ein Tor. Es war die erste komplette Spielzeit des SV Waldhof im 1994 eingeweihten Carl-Benz-Stadion, in das Lieberknecht am Sonntag (13 Uhr) als Trainer des Drittliga-Zweiten Duisburg zurückkehrt.

MSV noch in der Findungsphase

Seine Vorfreude auf das Wiedersehen mit den Waldhöfern kann der im pfälzischen Haßloch aufgewachsene Lieberknecht kaum verbergen. „Gegen Ex-Vereine zu spielen empfinde ich immer als etwas Besonderes. Aber vor allem freue ich mich auf Fußball pur“, meint er. Die Zeit in Mannheim hat Lieberknecht in bester Erinnerung: „Das war eine meiner schönsten Spielzeiten. Wir spielten oft vor vollem Haus, aber leider hat es zum Aufstieg in die 1. Liga nicht gereicht, obwohl die Ausgangssituation sehr gut war. Wir waren eine hervorragend von Uli Stielike trainierte und unheimlich talentierte Mannschaft.“

Der direkte Kontakt zum SV Waldhof ging im Lauf der Jahre verloren. Die Entwicklung der Blau-Schwarzen hat Lieberknecht jedoch „nicht nur in der jüngeren Vergangenheit“ verfolgt, wie er betont. „Der Waldhof war wie ein Gefangener, der auf seine Freiheit gewartet hat. Diesen Hunger spürt man“, hat der Pfälzer eine Vorahnung, was seine Elf beim noch immer ungeschlagenen Aufsteiger (zwei Siege, drei Remis) erwartet. Nicht weniger ehrfurchtsvoll beantwortet Lieberknecht die Frage, welche Rolle er dem SVW zutraut: „Viel mehr, als nur gegen den Abstieg zu spielen!“

Dass das Duell zwischen Zweitliga-Absteiger und Regionalliga-Aufsteiger durchaus Spitzenspiel-Charakter hat, dazu trägt wohl vor allem der Meidericher Spielverein 02 seinen Teil bei. Nach dem 2:3 gegen Primus Ingolstadt am zweiten Spieltag legten die Duisburger wettbewerbsübergreifend vier Siege in Folge hin. In der ersten Runde des DFB-Pokals schalteten die „Zebras“ Zweitligist Greuther Fürth aus (2:0), in Runde zwei will der MSV die TSG Hoffenheim ärgern.

Diese Serie will Lieberknecht, bei aller Verbundenheit zum Waldhof („Meine Familie und Freunde werden da sein“), fortsetzen. „Natürlich sind wir mit dem Start und der Punkteausbeute nicht unzufrieden, aber wir befinden uns mit unserer in weiten Teilen neu formierten Mannschaft auch immer noch ein Stück weit in der Vorbereitungs- und Findungsphase“, erklärt er. Die Saisonvorgabe erklärt Lieberknecht so: „Unser Ziel ist es, oben mitzuspielen. Ein noch größeres Ziel war es, eine homogene Mannschaft mit einer hohen Identifikation für den MSV und unsere dynamische Spielidee zu formen und auf den Platz zu bringen.“

Mittelfristig, stellt Lieberknecht klar, gehe es darum, „den Spielverein wieder in die 2. Liga zurückzuführen. Langfristig darum, dort zu bestehen und uns zu festigen“. Einen Spaziergang erwartet Lieberknecht, der den MSV im Oktober 2018 als Zweitliga-Schlusslicht übernahm und den Abstieg nicht verhindern konnte, freilich nicht: „Die Ausgeglichenheit hat Bestand, die Liga ist taktisch anspruchsvoll und birgt beim Verlassen der Fokussierung große Gefahren.“

Für Lieberknecht war das der zweite Abstieg in Folge. Im Mai 2018 war die 15 Jahre währende Liaison des Pfälzers mit Eintracht Braunschweig („Ein großer, wichtiger und schöner Teil meines Lebens“) bitter zu Ende gegangen. Die Niedersachsen hatte er 2013 noch sensationell in die Bundesliga geführt. „Mir war eine gesunde, hart ins Gericht gehende Reflexion wichtig, wissend um meine Stärken, die lange Jahre Erfolg brachten – und diese Stärken hoch zu halten“, sagt Lieberknecht heute.

Ein Mann, der Duisburgs Chefcoach in die dritte Liga begleitet hat, ist Moritz Stoppelkamp. Der frühere Bundesliga-Stürmer (Hannover, Paderborn) erlebt mit 32 Jahren seinen zweiten Frühling, hat bisher in allen fünf Ligaspielen getroffen – siebenmal. „Er hat viel dafür getan“, lobt Lieberknecht den gebürtigen Duisburger: „Sein Bekenntnis zum MSV, eine Top-Vorbereitung und als Kapitän das Gefühl für Verantwortung auf und neben dem Platz: Für all das bekommt er die Belohnung.“ Es sind Merkmale, die ein wenig an Torsten Lieberknecht selbst erinnern.

Freier Autor Geboren in Viernheim, aufgewachsen in Bürstadt. Freier Mitarbeiter seit 2009

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