Braunschweig. Die Augenbraue geklebt statt genäht und mit einem dicken weißen Pflaster am Kopf kam Jesper Verlaat an den Mannschaftsbus. Er stand mit seinem Aussehen ein bisschen sinnbildlich für den Auftritt des SV Waldhof beim 0:0 in Braunschweig. Der SVW verließ im Verfolger-Duell der 3. Liga bei der ebenfalls ambitionierten Eintracht sichtlich angezählt den Platz im Stadion „Schwarze Erde“, doch geschlagen waren die Mannheimer nicht. Angesichts des Spielverlaufs und einem Remis auf fremdem Platz dürften sich die Kurpfälzer sogar mehr mit dem Zähler angefreundet haben als die Niedersachsen.
„Das ist ein sehr guter Punkt. Ich glaube nicht, dass sehr viele Mannschaften hier in Braunschweig gewinnen werden“, nahm auch Trainer Patrick Glöckner zumindest den einen Zähler gerne mit – vor allem mit Blick auf die ersten 45 Minuten. In denen standen die Waldhöfer schließlich unter Dauerdruck, verloren die meisten Zweikämpfe und konnten ohne die spielerischen Akzente nach vorne für keine Entlastung sorgen. Dass der Einbahnstraßen-Fußball der Braunschweiger ohne Folgen blieb, war das eigentlich Überraschende.
„Am Ende ist das gerecht – auch wenn das in der ersten Halbzeit vom Ballbesitz her eines unserer schwächeren Spiele war“, räumte Glöckner ein. Warum sich sein Team anfangs so unterbuttern ließ und zunächst zu keiner nennenswerten Torchance kam, wird zu analysieren sein.
Schlagabtausch in Halbzeit zwei
Darüber machte sich natürlich auch Routinier Marc Schnatterer so seine Gedanken. „Wir müssen daran arbeiten, unsere Spielidee auswärts deutlicher auf den Platz zu bringen und unnötige Ballverluste wie zu Beginn unterbinden. Das ist extrem wichtig, um eine gewisse Sicherheit zu bekommen“, versuchte sich der 35-Jährige in einem Erklärungsansatz und lag dabei keinesfalls daneben. Zu einigen Schlampigkeiten im Aufbau kam die körperliche Präsenz der Braunschweiger in den Zweikämpfen – und schon setzte sich eine Spirale in Gang, aus der die Mannheimer bis zur 45. Minute immerhin ungeschoren wieder herauskamen. Eine abschlussstärkere Mannschaft wie die Eintracht an diesem Tag hätte daraus wohl mehr Profit daraus geschlagen.
Dass es ab der 60. Minute dann aber doch noch zu einem offenen Schlagabtausch kam, aus dem auch der Waldhof mit etwas Glück als Sieger hätte hervorgehen können, lag nicht zuletzt an den personellen Kniffen, mit denen Trainer Glöckner versuchte, das Spiel nochmals auf seine Seite zu ziehen.
So wurde Dauer-Renner Marcel Costly neben Dominik Martinovic in die Spitze beordert, Anton Donkor kam wenig später für den glücklos agierenden Adrien Lebeau ins Mittelfeld und machte auf der linken Seite Betrieb. Dabei hatte der schnelle Außenspieler nur kurz nach seiner Einwechslung die Chance zur SVW-Führung (69.), sein zweiter Schuss wurde abgefälscht und ging knapp vorbei(74.). „Schade, dass das Ding nicht reingeht, das wäre ein guter Weckruf gewesen. Ich hoffe, der nächste sitzt“, hätte Donkor gerne die Rolle des Matchwinners übernommen. Allerdings konnten sich die SVW-Profis am Ende auch bei Torhüter Timo Königsmann bedanken, der erst im Eins-gegen-Eins-Duell Sieger gegen Benjamin Girth blieb (79.) und in der Nachspielzeit nach einer Ecke den Punkt mit einer Glanzparade festhielt (90.+5).
Die Schlussphase noch einmal so anzunehmen, war sicher mutig, aber keinesfalls übermütig, wie Kapitän Marcel Seegert den Ansatz für die letzten 20 Minuten verstanden haben wollte. „Wir sind schließlich eine offensiv ausgerichtete Mannschaft und haben inzwischen die Balance, das dann auch hinten solide und konsequent zu verteidigen“, unterstützt Seegert diesen Weg. „Wir hätten das Tor dann natürlich auch gerne gemacht, weil es um Big Points ging, die dich in der Tabelle noch ein bisschen weiter bringen. Aber insgesamt geht das 0:0 in Ordnung“, sagte der 27-Jährige und folgte Verlaat in den Bus. Nach einer Erkältung unter der Woche dick eingepackt und mit belegter Stimme. Etwas angezählt, aber eben nicht geschlagen.
Braunschweig – SVW
Eintracht Braunschweig: Fejzic – Wiebe (79. Girth), Behrendt, Schultz, Schlüter – Consbruch (67. Zauner), Nikolaou, Henning (68. Kobylanski), Krauße – Multhaup, Lauberbach (79. Ihorst, 84 Kijewski).
SV Waldhof: Königsmann – Costly, Verlaat, Seegert (78. Gohlke), Rossipal – Wagner, Saghiri – Boyamba (61. Sommer), Lebeau (68.Donkor), Schnatterer – Martinovic (77. Jurcher).
Tore: Fehlanzeige.
Karten: Krauße, Henning, Behrendt, Kijewski – Seegert, Jurcher. Schnatterer.
Beste Spieler: Königsmann, Donkor – Nikolaou, Fejzic.
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg). – Zuschauer: 7025.
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