Mannheim. Rechtzeitig vor der Länderspielpause hat der SV Waldhof in der 3. Liga mit zwei Siegen am Stück die Kurve bekommen. Nach fünf Spieltagen stehen die Mannheimer mit sieben Punkten auf Platz neun. Wir ziehen eine Startbilanz und präsentieren die fünf wichtigsten Erkenntnisse der ersten Saisonphase.
1. Die Arbeit des neuen Trainers Rüdiger Rehm wirkt, es ist von Spieltag zu Spieltag ein kontinuierlicher Aufwärtstrend festzustellen.
Zum Auftakt bei 1860 München (0:2) fehlte die Zielstrebigkeit in der Offensive, gegen Lübeck (2:2) und in Dresden (1:2) zeigte der SVW phasenweise gute Auftritte, ohne sich mit den nötigen Punkten zu belohnen. Doch schon beim Zittersieg gegen Halle (3:2) deutete sich in furiosen sieben Minuten mit drei Toren erstmals das Potenzial des vor der Saison umgekrempelten SV Waldhof an – und das letztlich ungefährdete 3:1 bei Preußen Münster ging dann sogar als richtiger Mutmacher durch. Die Formkurve zeigt nach oben, die Handschrift von Trainer Rüdiger Rehm ist langsam besser erkennbar. „Wir befinden uns in einem Entwicklungsprozess, der die ganze Saison andauern wird“, bekundet der SVW-Coach zwar mantraartig – aber schon nach wenigen Wochen funktionieren die Abläufe so gut, dass die Mannheimer gegen jeden Gegner konkurrenzfähig sind.
2. Rehm hat eine funktionierende Stammformation gefunden, die – Verletzungen und Sperren ausgeklammert – vorerst das Vertrauen des Trainers genießt.
Die Experimentierphase ist offensichtlich beendet. 23 Spieler setzte Trainer Rehm an den ersten fünf Spieltagen ein – aber gegen Halle und in Münster vertraute er bereits einer identischen Startformation. Das ist keine gute Nachricht für Kapitän Marcel Seegert oder Verteidiger Jonas Carls, die sich momentan hinten anstellen müssen. Aber wenn sich eine erste Elf eingespielt hat – und mit Siegen Selbstbewusstsein sammelt –, gibt es eben erst einmal keinen Grund, etwas zu ändern. In der Viererkette hat das Duo Julian Riedel/Tim Sechelmann zentral zuletzt überzeugt, auch Laurent Jans (links stärker als zuvor rechts) und Neuzugang Jonas Albenas als Rechtsverteidiger wirken grundsätzlich gefestigt. Im Mittelfeld setzt Rehm auf das Trio Per Lockl, Fridolin Wagner und Baxter Bahn, wobei Julian Rieckmann nach seiner Einwechslung in Münster bewies, dass bei ihm die Formkurve steil nach oben zeigt. Vorne hat Mittelstürmer Pascal Sohm (2 Saisontore) vorerst die Nase vorn, auf den offensiven Außenbahnen geht aktuell am starken Kelvin Arase und an Minos Gouras (Tor gegen Halle) kein Weg vorbei.
3. Lucien Hawryluk hat sich mit guten Leistungen zu einem ernstzunehmenden Herausforderer von Stammtorhüter Jan-Christoph Bartels entwickelt.
Für Bartels, als klare Nummer 1 in gestartet, begann die Saison denkbar unglücklich. In München prallte ein 30-Meter-Fernschuss des Löwen Manfred Starke von seinem Rücken zum 0:1 ins Tor, vor dem irregulären 2:2 gegen Lübeck wurde er von Gästespieler Mats Facklam fast ausgeknockt. Seitdem kämpft der Wiesbadener mit den Folgen einer leichten Gehirnerschütterung – und sein Vertreter Lucien Hawryluk sammelte mit drei guten Leistungen einige Argumente, den Platz zwischen den Pfosten nicht mehr räumen zu müssen, wenn Bartels wieder fit ist. „Wir vertrauen Barto, er muss aber erst einmal wieder gesund werden“, sagte Trainer Rehm vor dem Münster-Spiel zwar, ließ sich aber auch ein Hintertürchen auf: „Lucien hat das gut gemacht.“ Wer am 17. September gegen Ulm im SVW-Tor steht, scheint offen.
4. Die Bilanz von neun Gegentoren in fünf Spielen täuscht ein wenig – die Defensive ist im Vergleich zur Vorsaison insgesamt stabiler geworden.
Klar, die Zahlen lügen nicht. Der aktuelle Gegentorschnitt von 1,8 ist sogar noch schlechter als in der defensiv vermaledeiten Vorsaison (1,7). Und die Anfälligkeit bei gegnerischen Standardsituationen, aus denen die vier Gegentore gegen Lübeck und Halle resultierten, muss behoben werden. Aber zumindest aus dem Spiel heraus lässt der SVW nicht mehr so viele Chancen des Gegners zu wie in der vergangenen Spielzeit. Nimmt man Münsters Elfmetertor und den Sonntagsschuss von Starke aus 30 Metern bei 1860 aus der Rechnung heraus, bleiben nur noch drei Gegentreffer übrig. Das spricht dafür, dass das Gesamtgebilde stabiler geworden ist. Rehm gab nach dem Sieg in Münster gleich das nächste Ziel aus: „Jetzt wollen wir mal zu Null spielen.“
5. Der SV Waldhof kann in dieser Saison nur erfolgreich sein, wenn er als funktionierendes Kollektiv in jedem Spiel an sein Leistungsmaximum kommt.
Machen wir uns nichts vor: Etliche Konkurrenten in der 3. Liga verfügen über eine höhere individuelle Qualität als der SVW. Aber das Schöne an der untersten deutschen Profiklasse ist ja, dass man diese Unterschiede anders als in der 1. und 2. Liga kompensieren kann. Mit einer Spielidee und einem Matchplan, die zum Personal passen und konsequent umgesetzt werden, mit verinnerlichten Abläufen und zuverlässig abgerufenen Grundtugenden wie Ordnung und Zweikampfstärke haben hier schon viele Teams überraschend gute Platzierungen erreicht. Wenn der SV Waldhof in dieser Saison ins obere Tabellendrittel vorstoßen will, wird es nur so gehen. Was wiederum den Fokus auf Trainer Rehm dreht, der den vielbeschworenen Entwicklungsprozess auf eine Stufe heben muss, auf der der Waldhof tatsächlich eine nur noch schwer zu bezwingende Einheit wird.
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