Mannheim. Die sieben Minuten Nachspielzeit fühlten sich an wie eine Ewigkeit. Als die letzten wütenden Angriffe des Halleschen FC überstanden und der erste Sieg des SV Waldhof in dieser Drittliga-Saison durch den Abpfiff von Schiedsrichter Florian Badstübner besiegelt war, schrie Rüdiger Rehm seine Erleichterung heraus. Beim 3:2 (3:1)-Erfolg gegen das Team aus Sachsen-Anhalt hatten es die Mannheimer verpasst, nach einer wilden Anfangsphase und einer 3:1-Führung nach 13 Minuten für die vorzeitige Entscheidung zu sorgen. Stattdessen kam Halle in der Schlussphase und dem Anschlusstreffer von Tom Baumgart (69.) noch einmal mächtig auf - und der SVW zitterte sich mit Mühe und Not ins Ziel. Mit nun vier Punkten aus vier Partien verließen die Kurpfälzer die Abstiegsplätze.
„Ich bin einfach nur sehr glücklich, dass wir die ersten drei Punkte haben. In die Analyse steigen wir morgen ein“, sagte Rehm am Sonntagabend. Die Erleichterung des 44-Jährigen war unüberhörbar. SVW-Verteidiger Julian Riedel freute sich ebenfalls über den hart erkämpften ersten Dreier dieser Spielzeit, wunderte sich aber auch über den zu passiven Auftritt nach der Pause. „Wir haben wie gegen Lübeck in der zweiten Halbzeit unterbewusst in den Verwaltungsmodus geschaltet. Und nach einem Anschlusstreffer wird es immer eklig“, sagte Riedel.
Denkwürdige Viertelstunde
Am Ende der Englischen Woche hatte sich Rehm dazu entschieden, vier frische Kräfte auf den Platz zu schicken. Minos Gouras und Kelvin Arase begannen auf der offensiven Außenbahn statt Samuel Abifade und Jalen Hawkins, Pascal Sohm ersetzte Jesaja Herrmann als Mittelstürmer und als Rechtsverteidiger bekam Jonas Albenas eine Bewährungschance. Laurent Jans rückte auf die linke Seite.
Personelles Vorgeplänkel, auf dem Rasen ging es in einer denkwürdigen ersten Viertelstunde voll zur Sache. Wer seinen Platz zur noch ungewohnten Anstoßzeit von 16.30 Uhr nicht eingenommen hatte, sollte dies bereuen. Nach nur 13 Minuten stand es 3:1 für den SV Waldhof - und das kam so. Am Anfang stand der Schock: Halles Tunay Deniz zirkelte einen Eckball direkt auf den an der Strafraumkante postierten Enrique Lofolomo, dessen sehenswerte Volleyabnahme im Eck hinter SVW-Schlussmann Lucien Hawryluk (vertrat weiter Jan-Christoph Bartels) einschlug (5.). „Das war ein Traumtor“, urteilte Rehm, „aber die Reaktion meiner Mannschaft hat mich begeistert.“
Waldhof schlägt mit drei Treffern in sieben Minuten zurück
Denn der Waldhof schlug gegen einen zeitweise völlig konsternierten HFC mit drei Treffern innerhalb von nur sieben Minuten fulminant zurück. Ein blau-schwarzer Rekord-Dreierpack. Erst versprang Halles Torschütze Lofolomo der Ball, Sohm sprintete Richtung Strafraum und spielte einen starken Pass auf Gouras, der HFC-Schlussmann Sven Müller umkurvte und zum schnellen Ausgleich traf (6.).
Die Sachsen-Anhalter kollabierten zeitweise vor der Waldhof-Wucht. Arase setzte sich robust durch und fand am linken Flügel Jans, dessen Schuss von Lofolomo (von wem auch sonst?) entscheidend ins eigene Tor abgefälscht wurde (10.). Und drei Minuten danach rannte Tim-Justin Dietfeld wohl außerhalb des Strafraums Baxter Bahn um. Der Gefoulte - als sicherer Elfmeterschütze bekannt - vollstreckte zum 3:1 (13.). Die durch diese Blitz-Tore hervorgerufenen gewaltigen Dezibelausschläge im Carl-Benz-Stadion registrierten sogar die Buga-Besucher im nahen Luisenpark.
Zweite Halbzeit eher unterdurchschnittlich
Wenn sich der SVW einen Vorwurf gefallen lassen musste, war dies die Tatsache, dass die Mannheimer die Hallenser in diese Partie zurückkehren ließen und nicht schon im ersten Durchgang vehementer auf den vierten Treffer und damit die Entscheidung drängten. Der HFC kam so zu einigen passablen Gelegenheiten, aber der junge Schlussmann Hawryluk packte bei seinem Heimdebüt mehrfach konzentriert zu. Die Gäste konnten sich allerdings auch bei der Milde von Schiedsrichter Badstübner bedanken, der den mit der Gelben Karte vorbelasteten Dietrich nicht vom Platz schickte, als dieser Arase an der Seitenlinie ordentlich umgesenst hatte. Fünf Minuten später wurde Dietrich vorsorglich ausgewechselt.
Was in der ersten verrückten ersten Viertelstunde das Potenzial zu einem der spektakulärsten Spiele in dieser Drittliga-Saison angedeutet hatte, entwickelte sich schrittweise zu einem eher unterdurchschnittlichen Kick, in den der SVW mit einer immer fahrigeren Spielweise selbst verschuldet noch einmal Spannung brachte. Die Mannheimer spielten etliche potenzielle Gelegenheiten sowie Umschaltmomente nicht mehr konsequent genug aus - und passten hinten wieder bei einer Standardsituation nicht richtig auf. Erneut traf Halle nach einem Eckball von Deniz: Diesmal köpfte Baumgart am langen Pfosten zum 2:3 ein (69.).
Eine heiße Schlussphase inklusive mächtig Zittern gab es als Strafe obendrauf: In der 76. Minute traf Deniz nur den Pfosten, Halle forderte nach einem Zupfer von Jans gegen Patrick Hasenhüttl nicht ganz zu Unrecht einen Elfmeter (83.). Im Gegensatz zum 2:2 im ersten Heimspiel gegen den VfB Lübeck brachte der SVW die drei Punkte aber mit viel Kampf und ein bisschen Glück nach Hause.
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