Mannheim. Im Moment läuft wirklich alles schief beim SV Waldhof. Die Nachspielzeit im Stadion am Hardtwald war angebrochen, das Spiel beim SV Sandhausen beim Stand von 0:2 faktisch verloren, da stimmten die SVW-Fans im Gästeblock die Vereinshymne an. Ein Lied, das für Treue und Zusammenhalt steht – auch in schweren Zeiten. Doch dann schlug es ein drittes Mal im Kasten der Mannheimer ein, als Tim Maciejewskis Schuss vom Innenpfosten ins Tor prallt (90.+4). Der Gesang stoppte, kurz danach war das Spiel vorbei. 0:3 (0:1) beim SV Sandhausen, das zehnte Liga-Spiel in Folge ohne ein Erfolgserlebnis. Der SV Waldhof taumelt weiter Richtung Abgrund.
„Das Ergebnis tut uns weh. Nachdem wir am Anfang ein bisschen Glück hatten, war es ein 50:50-Spiel ohne große Torgefahr“, resümierte Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm. Das 0:1 durch ein Traumtor von Yassin Ben Balla (38.) brachte Sandhausen auf die Siegerstraße. „Das war ein wunderbares Tor aus dem Nichts. Der Rückstand war extrem bitter“, sagte Rehm, dessen Team insgesamt einen zwar leidenschaftlichen, aber in den entscheidenden fußballerischen Bereichen zu harmlosen und fehleranfälligen Auftritt zeigte. Wieder einmal.
„Wir müssen sehen, dass wir mehr Torgefahr entwickeln, damit der gegnerische Torwart was zu tun hat. Unsere Abschlüsse sind zu unpräzise. Das ist der ganz große Knackpunkt“, sagte Rehm. Nach dem 2:0 für Sandhausen, das Franck Evina nach einem Konter erzielte (86.), war die Partie entschieden. Der Tabellen-18. SVW liegt nach dem 18. Spieltag mittlerweile vier Punkte hinter dem ersten Nichtabstiegsplatz. Die übliche Runde nach der Pressekonferenz mit den Mannheimer Journalisten sagte Rehm ab.
SV Waldhof mit mehreren Ausfällen belastet
In der Abwehrkette musste der Waldhof-Trainer umstellen. Außenverteidiger Jonas Albenas meldete sich nach dem Freitagstraining mit Adduktorenbeschwerden ab, für ihn begann Malte Karbstein in der Innenverteidigung, Julian Riedel rückte nach links. In Jonas Carls (Infekt) stand ein weiterer Abwehrspieler kurzfristig nicht zur Verfügung. Für Baxter Bahn (Gelbsperre) rückte Angreifer Pascal Sohm ins Team, der als hängende Spitze hinter Mittelstürmer Kennedy Okpala (mit neuer Rasta-Frisur) begann. Eine vergleichsweise offensive Variante.
Beim 1:4 im Verbandspokal-Viertelfinale an gleicher Stelle vor drei Wochen hatte der Sandhausen aus den ersten beiden Chancen gleich zwei Treffer erzielt. Zum Glück für den SV Waldhof gab es davon am Samstag keine Wiederauflage – die Gelegenheiten wären für den SVS allerdings da gewesen. Erst zielte Abu-Bekir El Zein nur knapp vorbei (2.), kurz danach ließen sich die Mannheimer im gegnerischen Stadion auskontern: Eine Sandhäuser 3-gegen-1-Situation klärte Karbstein in allerhöchster Not gegen Livan Burcu – und feierte seine Rettungstat nicht weit entfernt von Leimen mit der Becker-Faust (4.).
Doch der SVW überstand die heikle Anfangsphase und arbeitete sich in diese Partie. Vor allem dank einer guten Struktur, intakter Einstellung und knackiger Zweikampfführung. Die Mannheimer Führung wäre nicht unverdient gewesen, als Julian Rieckmann nach einem Hawkins-Freistoß den zweiten Ball vor die Füße bekam, aus acht Metern aber drüber schoss (34.).
Aber statt sich für eine anständige Auswärtsleistung zu belohnen, musste der Waldhof – nicht zum ersten Mal in diesem Horror-Herbst – ein Traumtor schlucken. Sandhausens Yassin Ben Balla zirkelte die Kugel aus über 25 Metern mit der Innenseite über den machtlosen Torhüter Lucien Hawryluk hinweg in den Winkel (38.). Individuelle Qualität klar, aber das Spielglück gepachtet hat der SVW in diesen Tagen wahrlich nicht.
Die Gäste blieben jedoch trotz des nächsten Nackenschlags weiter stabil. In der Nachspielzeit hatte Okpala sogar noch eine Gelegenheit zum Ausgleich, als Okpala aus kurzer Distanz den Ball nicht mehr in Richtung Tor bugsiert bekam. Marcel Seegert wäre sogar noch besser postiert gewesen (45.+2).
Die Mannheimer spielen auch im zweiten Durchgang lange mit
Ein Unterschied zwischen ambitioniertem Top-Team und einem Abstiegskandidaten war auch im zweiten Durchgang nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Der SVW hatte durch Rieckmanns Fernschuss (46.) gleich einen Abschluss. Aber der Waldhof blieb offensiv zu wenig zwingend – und wäre beinahe frühzeitig entscheidend in Rückstand geraten. Beim Zweikampf zwischen Laurent Jans und Jonas Weik, dem Linksverteidiger aus der SVW-Jugend in Sandhäuser Diensten, kam es zu einem Minimalkontakt. Der erfahrene Bundesliga-Schiedsrichter Tobias Welz pfiff diesen 50:50-Elfmeter. Keeper Hawryluk aber hielt El-Zeins schlecht getretenen Strafstoß (61.) – sein zweiter entschärfter Elfmeter nach dem 3:1 in Münster in dieser Saison.
Das Spiel blieb also weiter offen, aber trotz Feldüberlegenheit wirkten die Mannheimer Offensivbemühungen auch nach den Einwechslungen von Berkan Taz, Samuel Abifade und später Jesaja Herrmann insgesamt zu harmlos. Die klarste Chance hatte wieder der SVS: Seegert rettete bei Ben Ballas Schuss auf der Linie (73.). Auf der Gegenseite brachte Taz Okpala einmal mit einem Steilpass in eine gute Position, doch der 18-Jährige verzog (81.).
Ein Konter besiegelte das Mannheimer Schicksal: Der eingewechselte Franck Evina traf von links ins lange Eck (86.). „Nach dem 0:2 war es extrem schwer. Das ist in unserer Situation schon extrem heftig für die Birne. Ich will aber betonen, dass jeder Einzelne die richtige Einstellung zum Spiel hatte“, sagte Kapitän Marcel Seegert.
Selbst nach dem zweiten Gegentreffer gab der SVW nicht auf: Okpala zwang Felix Göttlicher mit einer scharfen Hereingabe fast zu einem Eigentor (87.). Bis Maciejewskis 3:0 in der Nachspielzeit die 3000 mitgereisten Waldhof-Fans endgültig zum Verstummen brachte. „Wir ham die Schnauze voll“ und „Wir sind Mannheimer und ihr nicht“, war nach dem Abpfiff aus der Gästekurve zu hören. Die Krise ist des SV Waldhof längst zu einer Dauerkrise geworden. Mit möglicherweise verheerenden Konsequenzen.
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