Sandhausen. Kenan Kocak muss sich fühlen, als habe er dem Schauspieler Bill Murray die Hauptrolle im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ streitig gemacht. In dieser Komödie spielt Murray den Wetteransager Phil Connors, der in einer Zeitschleife festsitzt und ein und denselben Tag immer wieder erlebt. Auch Kocak macht mit dem akut abstiegsgefährdeten SV Sandhausen in der 3. Fußball-Liga Woche für Woche die gleichen Erfahrungen.
Sein Team verteilt Geschenke, die zu einfachen Gegentoren führen, und steht immer wieder ohne etwas Zählbares da. So war es auch am Sonntagabend wieder. Der Unterschied im Vergleich zu den vorangegangenen Spieltagen? Der SVS ging bei der 1:2 (0:0)-Niederlage bei der zweiten Mannschaft des deutschen Vizemeisters VfB Stuttgart endlich mal wieder in Führung. Doch es dauerte gerade einmal eine Minute, da glichen die Schwaben aus und in der Schlussphase drehten sie die Begegnung komplett.
Geschenk an den Gegner als Knackpunkt für den SV Sandhausen
„Wir hatten die Partie bis zum Gegentor im Griff. Der Knackpunkt war, dass wir den Gegner durch ein Geschenk so schnell wieder ins Spiel kommen lassen“, resümierte der Coach. „Wir verteilen jede Woche Geschenke, das darf uns nicht passieren. Es sind individuelle Fehler, durch die wir wieder mit leeren Händen dastehen.“
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich die Bundesliga-Reserve und der SVS in der ersten Halbzeit neutralisierten. In der Pause ließen die Anhänger auf Social Media mächtig Dampf ab. „Schwach, ganz schwach“, schrieb ein Fan unter den Post mit dem Pausenergebnis. Ein anderer teilte mit: „Schlecht – schlechter – SVS. Was ist nur aus dem Verein geworden?“
Die Zeit drängt
Erst nach der Pause wurde es zumindest zeitweise etwas schwungvoller. Lucas Wolf, der zum ersten Mal seit Mitte Dezember wieder in der Startelf der Gäste stand, brachte Sandhausen in Front. Doch im Gegenzug leitete SVS-Angreifer Dominic Baumann den Ausgleich von Wahid Faghir unglücklich ein. Beim Schlusspunkt belohnte Mohamed Sankoh die Hausherren für eine Steigerung in den letzten Minuten. Zwar hatten auch die Kurpfälzer noch die eine oder andere Möglichkeit, doch am Ende war es wieder einmal zu wenig, um die Talfahrt zu stoppen.
Präsident Jürgen Machmeier, der in der jüngeren Vergangenheit mit den Profis stets hart ins Gericht gegangen war, zeigte sich diesmal kämpferisch, indem er sagte: „Die Niederlage ist der nächste Nackenschlag. Dennoch glaube ich an die Mannschaft, denn die Spiele sind immer knapp. Das wird sich drehen, es sind noch acht Spiele.“ In Richtung der einmal mehr enttäuschten Fans schob der Clubboss nach: „Ich habe auch für unsere Fans, die Woche für Woche alles geben, volles Verständnis, wenn sie mit der Situation nicht zufrieden sind. Deshalb ist es vollkommen normal, dass sie eine solche Reaktion zeigen.“
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Während die Stuttgarter die Abstiegsränge verlassen, beträgt Sandhausens Rückstand als Drittletzter bereits fünf Zähler auf das rettende Ufer. Am Sonntag kommt der SC Verl an den Hardtwald, der als Tabellensechster befreit aufspielen kann (Spielbeginn: 16.30 Uhr/Magenta Sport).
Kocak wird mit großer Sicherheit darauf hoffen, dass er möglichst bald aus der Zeitschleife des Phil Connors flüchten kann und die Zeitschleife endet. Doch seine Mannschaft muss ihn dabei unterstützen und auf das Verteilen von Geschenken für die Gegner verzichten – die Zeit drängt.
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