Mannheim/Flensburg. Hin und wieder mag es von Vorteil sein, die Vergangenheit einfach ruhen zu lassen. Das sieht auch Sebastian Hinze so, weil der Trainer der Mannheimer Rhein-Neckar Löwen natürlich weiß, dass sich die vier Niederlagen, die seine Mannschaft zuletzt in der Handball-Bundesliga kassierte, nicht mehr korrigieren lassen.
Andererseits ist dem 43-Jährigen vor der Pokalendrunde am Wochenende um den DHB-Pokal auch klar, dass sich diese Negativerlebnisse nicht einfach ausblenden lassen. Obwohl die Löwen nun in einem anderen Wettbewerb starten und eigentlich nur etwas zu gewinnen haben. Nämlich den Titel.
Alles, was jetzt auf uns einprasselt, prasselt auch zu Recht auf uns ein
Hinze spricht davon, dass man die Situation „nicht einfach wegdiskutieren“ könne und gibt auch zu, dass die vier Niederlagen eine gewisse „Wirkung“ gehabt hätten: „Das merkt man. Und alles, was jetzt auf uns einprasselt, prasselt auch zu Recht auf uns ein.“ Schließlich sei zuletzt die erste Halbzeit beim 37:42 gegen den VfL Gummersbach „sehr schlecht“ gewesen. Und zwar so schlecht, dass er darüber nicht einfach hinwegsehen konnte.
Entsprechend war der phasenweise desolate Auftritt noch einmal ein Thema zu Beginn dieser Trainingswoche, ehe es anschließend um einen „Versuch des schnellen Abschüttelns“ ging, wie Hinze berichtet. Er legt Wert darauf, dass sein Team dem Halbfinale am Samstag (16.10 Uhr/ARD) in Köln gegen die SG Flensburg-Handewitt mit einer gewissen „Vorfreude“ entgegenfiebert, gleichzeitig aber auch akzeptiert, „dass wir in keiner guten Phase sind“.
Groetzki hütet krank das Bett
Umso wichtiger wäre es deshalb, Kapitän Patrick Groetzki dabei zu haben. Doch der Rechtsaußen hütet erkrankt das Bett. Laut Vereinsangaben ist mit einem Einsatz des momentan einzigen formstarken Löwen am Samstag nicht zu rechnen.
Gewiss: Angesichts dieses Ausfalls sowie der bedenklichen Gesamtverfassung ist es gerade schwer vorstellbar, dass die Löwen am Sonntag im Finale gegen den Sieger des zweiten Halbfinales zwischen dem TBV Lemgo Lippe und dem SC Magdeburg um den Titel spielen. Denn es sind ja nicht nur die vier Niederlagen, die der Mannheimer Bundesligist mit sich herumschleppt.
Klarer Plan nach Idee des Trainers
Umgekehrt reihen die Flensburger gerade seit Wochen einen Sieg an den nächsten. Und doch haben solche Quervergleiche oftmals weniger Aussagekraft als 16-Tage-Wetterprognosen. Zumal die Badener in dieser Saison ja die meiste Zeit gezeigt haben, dass sie es besser können. Und zwar deutlich besser. Dank eines klaren Plans, der auf der Idee ihres Trainers fußt. Es gibt einen Wiedererkennungswert. Eine Identität. Oder anders ausgedrückt: Diese Mannschaft ist von ihrer Charakteristik eine Hinze-Mannschaft.
„Es kann nicht alles weg sein“
Die Löwen setzen auf Tempo und sind deshalb in dieser Saison meistens besser gewesen, als es die Summe ihrer individuellen Möglichkeiten erlaubt. Mit der Tabellenführung Anfang März waren sie ihrer Zeit voraus, vielleicht sogar schon in der Zukunft angelangt. Nun hat sie aber die Gegenwart eingeholt. Und in eben dieser fehlt ihnen dieser eine Schlüsselmoment. Die Mannheimer suchen dieses eine Erlebnis, das aus einer Mannschaft, die weiß, dass sie gut spielen kann, wieder eine macht, die weiß, dass sie gut spielen wird. Es geht um Selbstvertrauen und Selbstverständnis, damit der finstere Mix aus Verkrampfung und Verunsicherung hinter sich gelassen wird.
Kampf gegen negative Gedanken
Um zu alter Stärke zurückzufinden, setzt Hinze auf die Einfachheit des Spiels. Es geht um Kleinigkeiten und das Vertrauen in Bewährtes. „Alles, was wir uns erarbeitet haben, kann nicht weg sein. Wir finden es aber momentan nur phasenweise“, sagt der Trainer, dessen Mannschaft zuletzt immer sehr schnell sehr hoch in Rückstand geriet. Fürs Selbstvertrauen ist das zweifelsohne nicht förderlich, weshalb Hinze darauf hofft, dass die Löwen endlich einmal wieder ruhiger und vor allem fehlerloser in eine Begegnung starten, „damit die negativen Gedanken wegbleiben“.
Hinze führte in dieser Woche viele Einzelgespräche. Der Tenor: Die Stärken stärken und Ängste nehmen. Es sei sein „Hauptjob, den Spielern Sicherheit zu geben, um mit einem guten Gefühl zu starten“. Gleichzeitig sieht er aber auch jeden und nicht nur einzelne Profis in der momentanen Situation in der Pflicht, seinen Teil zur Wende beizutragen.
Schließlich sei es auch das Kollektiv gewesen, dass die Löwen über einen Großteil der Saison sehr erfolgreich getragen habe, wie der Trainer betont: „Die Jungs waren extrem verantwortlich für die positive Phase. Jetzt liegt sicherlich ein wenig mehr Verantwortung bei mir. Aber ich möchte auch, dass die Spieler mit dieser Verantwortung umgehen. Nur das wird uns weiterbringen und bessermachen.“
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