Melsungen. Es gibt Tage, an denen die Reaktion fast genauso wichtig ist wie das Resultat. Weil es darum geht, was eine Mannschaft ausstrahlt – und nicht zwingend, was für ein Ergebnis sie erzielt. Vor genau solch einer Aufgabe standen am Sonntag die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga beim Meisterschaftskandidaten MT Melsungen.
Und obwohl die Mannheimer mit 22:25 (9:13) verloren, sendeten sie nach der blamablen 25:34-Niederlage wenige Tage zuvor beim Abstiegskandidaten HC Erlangen ein Signal. Die Botschaft lautet: Die Löwen sind noch nicht fertig mit dieser Saison und wollen sie mit Anstand zu Ende bringen. Daran hatte es nach der Selbstaufgabe im Frankenland berechtigte und vor allem erhebliche Zweifel gegeben.
Chancenverwertung wird zum großen Problem
Viel fehlte nicht und für den zweifachen Meister und Pokalsieger wäre vor 5000 Zuschauern in der Nordhessenhalle noch mehr möglich gewesen. Immer wieder kämpfte sich die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze nach Drei- oder Vier-Tore-Rückständen zurück, doch das Team nutzte seine vielen Möglichkeiten nicht. Außerdem strahlte einmal mehr nur Jon Lindenchrone Torgefahr aus dem Rückraum aus. Zwölf Treffer erzielte der Däne, der den vielen vergebenen Möglichkeiten in der engen Schlussphase nachtrauerte: „Wir waren nicht kalt genug.“ Er selbst und auch David Móré ließen jeweils einen Siebenmeter aus, Jannik Kohlbacher scheiterte frei vom Kreis. Wer solche Chancen auslässt, punktet eben nicht bei einem Spitzenteam. Aber immerhin verlangten die Löwen der MT alles ab, wie der erschöpfte Melsunger Spielmacher Erik Balenciaga zugab: „Dieses Spiel hat Energie gekostet.“
Plucnar startet im Innenblock
Im badischen Innenblock startete Steven Plucnar neben Olle Forsell Schefvert, da sich Halil Jaganjac zuletzt mit einem Magen-Darm-Infekt herumgeplagt hatte und Sebastian Heymann über Rückenschmerzen klagte. Trotz der kleinen Umstellung stand die Deckung gut. Im Angriff startete Gustav Davidsson auf der Spielmacherposition, da Juri Knorr nach seiner Erkrankung noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war.
Selbst in Unterzahl blieben die Löwen in der Deckung stabil und legten zunächst ein 4:2 (9.) vor, auch ein 0:3-Lauf brachte die Badener nicht aus der Ruhe. Torwart David Späth nahm den Siebenmeter von Ian Barrufet weg, während Lindenchrone seinen Strafwurf zum 7:5 (17.) verwandelte.
Melsungen – Löwen 25:22 (13:9)
Melsungen: Morawski, Lichtlein (n.e.) – Enderleit, Balenciaga (2), Mandic (1), Sipos (1), Kristopans (1), Ignatow (5), Ferreira (2), Jønsson (2), Arnarsson, Soler, Cavalcanti (3), Svensson, Kastening (7/7), Barrufet (1/1).
Löwen: Späth, Appelgren (bei drei Siebenmetern) – Móré, Kohlbacher (2), Groetzki (1) – Forsell Schefvert (3), Davidsson (2), Lindenchrone (12/4) – Jaganjac, Heymann, Plucnar, Nothdurft (2), Knorr, Michalski, Karrenbauer (n.e).
Schiedsrichter: Brodbeck/Reich.
Zuschauer: 5000 (ausverkauft).
Strafminuten: Sipos (2) – Groetzki (2), Forsell Schefvert (2), Kohlbacher (2), Lindenchrone (2).
Beste Spieler: Morawski, Ignatow – Späth, Lindenchrone.
Plötzlich kippte aber das Spiel, weil die Löwen im Angriff die Bälle zu schnell herschenkten und keine klaren Abschlusssituationen kreierten. Trainer Hinze reagierte beim 7:10 (24.) auf die Probleme in der Offensive, nahm eine Auszeit und brachte in Ballbesitz den siebten Feldspieler. Die Maßnahme griff, Forsell Schefvert traf direkt nach der Umstellung. Trotzdem lagen die Mannheimer zur Pause 9:13 zurück, weil Kohlbacher im Gegenstoß und Lindenchrone beim Siebenmeter scheiterte. Kurzum: Die Chancen waren da, um das Spiel deutlich enger zu gestalten.
Blitzstart nach dem Seitenwechsel
Drei Minuten und 32 Sekunden brauchten die Badener nach dem Seitenwechsel für einen 4:0-Lauf und den 13:13-Ausgleich (34.). Die Begegnung blieb ein Auf und Ab, das Momentum kippte ständig und jede Mannschaft hatte ihre guten Phasen. Die Löwen versäumten es allerdings, in Führung zu gehen. Der ungewohnt abschlussschwache Kohlbacher vergab (36.), Torwart Späth verfehlte mit einem Wurf über das ganze Feld das leere Tor (37.).
In einer wilden Begegnung versuchten es fortan beide Mannschaften mit dem siebten Feldspieler. Das ging auf Kosten des Tempos – aber beide Teams fanden Lösungen, die den jeweiligen Gegner zu unfairen Mitteln zwang. Die Folge: ein Siebenmeter-Festival. Kastening blieb sicher, Lindenchrone ebenfalls. Dann aber wehrte der eingewechselte Mikael Appelgren den Versuch von Kastening ab (46.), doch Lindenchrone vergab aus dem Rückraum und es blieb beim 19:18 (48.).
Eine enge Schlussphase
Anschließend trat David Móré zum Siebenmeter gegen Morawski an und verpasste ebenfalls den Ausgleich (50.). Melsungen agierte hingegen wie ein Spitzenteam und erhöhte auf 22:19 (53.). Zur Wahrheit gehörte aber auch: Außer Lindenchrone hatte der badische Rückraum wie schon bei der Niederlage zuvor in Erlangen nichts zu bieten.
Von Davidsson und auch Forsell Schefvert kamen zu wenig Impulse in der Offensive, dem nur sporadisch eingesetzten Knorr war seine fehlende Fitness anzumerken. Eine Viertelstunde (!) lang dauerte es, bis der Löwen-Torschütze mal nicht Lindenchrone hieß: Groetzki machte das 21:23 (55.) und es boten sich noch zwei riesige Gelegenheiten, um zu verkürzen oder auszugleichen. Aber Kohlbacher traf unbedrängt den Pfosten (57.) und Lindenchrone vergab einen Siebenmeter (58.).
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