Mannheim. Sport-Koordinator Oliver Roggisch radelte mit ein paar Fans von Ladenburg zur SAP Arena und die Profis der Rhein-Neckar Löwen trugen ein lindgrünes Sondertrikot, auf dem das namensgebende Raubtier zwischen den vielen Blättern erst etwas gesucht werden musste. Zum Umwelt-Tag hatte sich der Mannheimer Handball-Bundesligist einiges einfallen lassen, nachhaltige Auswirkungen hatte die Partie gegen den TVB Stuttgart am Donnerstagabend aber vor allem für die Schwaben, die im Abstiegskampf schließlich noch jeden Punkt benötigten.
Und am Ende war es nach der 26:33 (12:14)-Niederlage der Löwen dann tatsächlich Stuttgart, dass wichtige Punkte einfuhr, während die Löwen aufpassen müssen, dass sie nach der zweiten Heimniederlage in Folge ihre Fans nicht nachhaltig verärgern. Der zeitweise blutleere Auftritt vor allem im zweiten Durchgang sorgte bei den sonst so geduldigen Anhängern unter den 7584 Fans in der SAP Arena für nachvollziehbaren und unüberhörbaren Unmut.
„Wie wir aufgetreten sind, war in allen Belangen viel zu wenig und sehr enttäuschend“, brachte es Nationaltorwart David Späth auf den Punkt und auch Trainer Sebastian Hinze wollte nach der Partie nichts schönreden. „In den letzten zehn, zwölf Minuten brechen wir komplett auseinander. Das ist ein Auftritt der Konsequenzen haben muss. Das war nicht in Ordnung, was wir da in der letzten Viertelstunde gemacht haben. Das kann man nicht entschuldigen. Das wirkt auch bei mir gerade sehr hart und da nehme ich mit rein“, sagte Hinze, der den Eindruck machte, dass er auch persönliche Konsequenzen vor den letzten beiden Saisonspielen ziehen könnte.
Rhein-Neckar Löwen ohne Groetzki, dafür mit Martinovic
Die Löwen gingen etwas gehandicapt ins Spiel, da Kapitän Patrick Groetzki mit einer Hüftverletzung aus dem Gummersbach-Spiel vor einer Woche angeschlagen und nur für den absoluten Notfall auf der Bank Platz nehmen musste. Dafür war nach über sechs Wochen Pause Ivan Martinovic wieder mit von der Partie. Der Linkshänder kehrte nach seiner Knieverletzung, die er sich im Halbfinale des Final-Four-Turniers um den DHB-Pokal in Köln Mitte April zugezogen hatte, wieder in den Kader zurück und strotzte voller Tatendrang. „Ich bin bereit, wieder auf der Platte zu stehen. Ich wollte in dieser Saison unbedingt nochmal mit den Jungs spielen, weil es das ist, was ich liebe“, sagte der Kroate vor der Partie am Dyn-Mikrofon – und der Weltklasse-Linkshänder wurde schneller gebraucht, als es vielleicht allen lieb war.
Zwar erwischten die Löwen einen guten Start und legten auch auf die Paraden von David Späth gestützt ein 4:1 vor (7.), doch dann knirschte es doch zusehends in den Angriffsbemühungen der Badener. So funktionierten immerhin die Anspiele Richtung Kreisläufer Jannik Kohlbacher, der bis zum 7:6 schon vier Mal getroffen hatte, doch auf der Gegenseite hatte die Löwen-Abwehr sichtlich Probleme mit Routinier Kai Häfner der Kohlbacher in dieser Beziehung nichts nachstand. Es waren allerdings die berühmten „einfachen“ Tore, die den Löwen fehlten – und für die Martinovic nach seinem Comeback sorgte. So traf der Linkshänder zum 9:8 und 11:11 (25.). Mit einer 14:12-Führung ging aber Stuttgart in die Pause, weil die Schwaben im ersten Durchgang am Ende die klar bessere Abschlussquote hatten und in der Abwehr mehr Zweikämpfe gewannen.
Fataler Fehlstart für die Rhein-Neckar Löwen nach der Pause
Nachdem Seitenwechsel mussten sich die Löwen also steigern, doch sie erwischten stattdessen einen üblen Fehlstart und sahen sich nach drei Stuttgarter Gegentoren plötzlich einem 12:17-Rückstand gegenüber (33.), der nach einem kurzen Zwischenhoch der Löwen auch beim 16:21 (42.) noch Bestand hatte. Löwen-Coach Sebstian Hinze legte verständlicherweise die Grüne Karte, es musste sich etwas Grundlegendes ändern. „Cool bleiben, es ist noch alles drin“, meinte der Coach.
Rhein-Neckar Löwen – TVB Stuttgart 26:33 (12:14)
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (bei einem Siebenmeter) – Móré, Kohlbacher (6), Michalski (2) – Forsell Schefvert (2), Knorr (2), Lindenchrone (6/4) – Jaganjac, Davidsson (3), Martinovic (3), Plucnar, Nothdurft (2), Willner (n.e.), Karrenbauer (n.e.).
TVB Stuttgart: Bellahcene, Vujovic (bei einem Siebenmeter) – Fernandez (4/4), Pribetic, Villalobos (2), Rubin (8), M. Häfner (4), K. Häfner (11) – Röthlisberger, Laube (3), Bacani, Zieker (1), Schöttle, Oberman, Massana, Toskas.
Strafminuten: Jaganjac (2), Forsell Schefvert (2) – Pribetic (2). –B este Spieler: Kohlbacher – Häfner. – Schiedsrichter: Bona/Frank. – Zuschauer: 7584.
Hinze versuchte es mit dem siebten Feldspieler und Kohlbacher als verkapptem Rückraumspieler. In der Abwehr ordnete er eine offensivere Formation gegen die Häfern-Brüder an. Bis auf zwei Tore robbten sich die Löwen so wie durch das Dickicht auf ihren Sondertrikots, näher kamen sie allerdings nicht heran, weil ihr Angriffsspiel einfach zu fehlerhaft blieb. Ballverluste, überhastete Abschlüsse – von den Löwen-Angreifern kam abgesehen von Kohlbacher kaum einer zu Normalform, was Stuttgart dankend annahm.
Hinze wechselte nach der zweiten Auszeit beim 22:26 (52.) wieder zurück zur angestammten Formation, aber als Juri Knorr dem TVB den Ball direkt in die Hände spielte und Stuttgart per Gegenstoß zum 22:27 traf, war auch diese Möglichkeit verpufft. Diese Szene war bezeichnend für den verkorksten Abend. Spätestens beim 23:29 (55.) wurde es peinlich, nach dem 26:33-Endstand hatten sich die Löwen die Pfiffe der Fans redlich verdient.
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