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Remis gegen Bergischen HC: Rhein-Neckar Löwen verlieren in der Schlussphase den Kopf

Von 
Marc Stevermüer
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Mal wieder Redebedarf: Patrick Groetzki (links) diskutiert mit Spielmacher Andy Schmid, was in der Schlussphase gegen den Bergischen HC schief gelaufen ist. Die Badener gaben am Ende einen Drei-Tore-Vorsprung aus der Hand. © Pix

Düsseldorf. Klaus Gärtner haderte. Und dazu hatte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen auch allen Grund. Denn in der Handball-Bundesliga-Partie beim Bergischen HC sah seine Mannschaft am Sonntag lange Zeit wie der Sieger aus, ehe sich der zweifache deutsche Meister mit einer teils katastrophalen Schlussphase um einen Punkt brachte und nur 25:25 (13:13) spielte. „Wir waren die bessere Mannschaft in der zweiten Halbzeit“, sagte Gärtner und schränkte ein: „Mit Ausnahme der letzten fünf Minuten.“

„Unerklärliche Fehler“

In genau diesen erzielten die Badener keinen einzigen Treffer mehr und erlaubten sich Fehler, die Gärtner als „unerklärlich“ bezeichnete. Ex-Löwe David Schmidt bestrafte diese Nachlässigkeiten und besorgte zwei Sekunden vor Schluss den Ausgleich für den BHC. „Da passt es ins Bild, dass er dann auch noch trifft. Immer wird David den auch nicht so reinmachen“, meinte Gärtner.

Dessen Hoffnung auf eine Rückkehr von Torwart Andreas Palicka erfüllte sich nicht. Mit Problemen am Innenband fiel der Keeper erneut aus, kurzfristig musste außerdem Lukas Nilsson passen. Dem Schweden machen Schmerzen am Meniskus zu schaffen. „Wann Andreas zurückkehrt, kann ich nicht prognostizieren. Bei Lukas hoffen wir, dass er uns nicht zu lange fehlen wird. Er war in dieser Saison unser stabilster Rückraumspieler und auf einem richtig guten Weg“, sagte Gärtner, der auch auf Abwehrkante Ilija Abutovic (Fieber) verzichten musste und den Dreifach-Ausfall mit Galgenhumor nahm: „Wenn es nicht läuft, dann so richtig.“

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Löwen spielen Unentschieden gegen den Bergischen HC

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Die personellen Sorgen wurden in der Anfangsphase zunächst noch größer, als Andy Schmid vom Feld humpelte. Sieben Minuten waren gespielt, als der Schweizer nach einem Wurf umknickte und sofort signalisierte, dass es erst einmal nicht weitergeht. Juri Knorr rückte von der halblinken Position auf die Mitte - und übernahm sofort Verantwortung. Der 21-Jährige traf zum 6:5 und 7:5 (12.) für den zweifachen deutschen Meister, bei dem Mait Patrail und Ymir Gislason im Zentrum verteidigten.

Nach achtminütiger Behandlungspause kehrte Schmid zurück - und leistete sich gleich in seiner ersten Aktion einen Fehlwurf. Doch nicht nur er ließ eine klare Möglichkeit aus, in den folgenden Minuten wurde einmal mehr die Chancenverwertung zu einem großen Problem. Ymir Gislason vergab frei vom Kreis, Mamadou Diocou von der Außenposition und Knorr in der zweiten Welle.

BHC – Löwen 25:25 (13:13)

  • Bergischer HC: Rudeck (n.e.), Mrvka – Darj (4), Schönningsen (2), Weck (2), Gunnarsson (4), Babak, Szücs (1), Damm (1), Arnesson (5), Nikolaisen, Boomhouwer (1), Hansson, Stutzke (2), Schmidt (3).
  • Rhein-Neckar Löwen: Katsigiannis, Späth (n.e) – Gensheimer (6/1), Kohlbacher (4), Groetzki (1) – Knorr (6), Schmid (4), Lagergren – Abutovic (n.e.), Gislason, Kirkeløkke, Patrail, Diocou, Horzen (2), Helander, Ahouansou (2).
  • Schiedsrichter: Christian Hannes/David Hannes (Aachen/Frankfurt).
  • Zuschauer: 2286. – Strafminuten: Darj (4), Schönningsen (2) – Ahouansou (2), Groetzki (2), Lagergren (2), Gensheimer (2), Gislason (2), Kohlbacher (2). – Beste Spieler: Darj, Mrvka – Knorr, Gensheimer.

Keine Frage: BHC-Keeper Tomas Mrvka spielte Mitte des ersten Durchgangs groß auf, beim 12:10 (23.) hatte die Heim-Mannschaft die Begegnung gedreht und die Möglichkeit, den Vorsprung auszubauen. Doch auch Löwen-Schlussmann Nikolas Katsigiannis war nun zur Stelle und parierte ein paar Würfe aus dem Rückraum - was ihm zuvor praktisch gar nicht gelungen war. Entsprechend sorgte er dafür, dass seine Mannschaft zumindest ein 13:13 mit in die Pause nahm.

Kein Tor der Halbrechten

Nach dem Seitenwechsel erwischten die Badener den deutlich besseren Start, vor allem die 5:1-Deckung mit Gislason auf der Spitze stellte den BHC vor Probleme. „In der zweiten Halbzeit haben wir viel aggressiver verteidigt“, freute sich Gärtner, dessen Mannschaft zunächst auf 20:16 (44.) davonzog. Entscheidend daran beteiligt: Knorr, der insgesamt sechsmal traf.

Allerdings gelang es den Löwen nicht, sich weiter abzusetzen. Und das lag auch daran, dass sie ständig in Unterzahl agierten und Katsigiannis kaum noch einen Ball parierte. Im Angriff lastete zudem zu viel Verantwortung auf Knorr, Schmid, Uwe Gensheimer und Jannik Kohlbacher. Von der halbrechten Rückraumposition kam wieder einmal viel zu wenig: Niclas Kirkeløkke und Albin Lagergren erzielten gemeinsam keinen einzigen Treffer.

Doch trotz dieser fehlenden Unterstützung hatten die Löwen lange Zeit alles unter Kontrolle und nach dem 24:21 (51.) durch Jannik Kohlbacher sogar zweimal in Ballbesitz die Chance, den Vorsprung auf vier Treffer auszubauen und für eine Vorentscheidung zu sorgen. Kurzum: Alles sprach für den deutschen Pokalsieger von 2018, der in den Schlussminuten aber plötzlich komplett den Halt verlor. „Wir waren zu hektisch. Es sah so aus als, ob wir auf der Flucht sind. Das war unnötig, denn wir standen ja gar nicht unter Druck“, ärgerte sich Gärtner: „Es ist schade, wie wir das noch hergegeben haben.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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