Handball

Patrail bleibt Löwe, Palickas Abschied naht

Von 
Marc Stevermüer
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Den Ball hat Mait Patrail (links) im Blick und Gegenspieler Tin Kontrec im Griff. © Binder

Mannheim. Für die extreme Schnelllebigkeit des Profisports gibt es wahrlich unzählige Belege. Wer heute noch die Zielscheibe der Kritik ist, wird morgen vielleicht schon zum Helden. Oder: Wer als Stammspieler in die Saison startet, ist nach wenigen Wochen plötzlich nur noch Edelreservist. Genau umgekehrt verlief es indes bei Mait Patrail von den Rhein-Neckar Löwen. Der Este ist zwar vom Status eines unumstrittenen Leistungsträgers noch ein gutes Stück entfernt, erhält seit einigen Wochen aber deutlich mehr Spielzeit als zu Saisonbeginn. Da nominierte ihn Trainer Klaus Gärtner sogar einmal nicht für den Kader, weil er mit Patrails Trainingsleistungen unzufrieden war. Auf diesen Warnschuss reagierte der 33-Jährige aber nicht beleidigt, sondern mit einer veränderten Einstellung.

Torwartsuche läuft

Beim 35:25 (16:11)-Sieg des badischen Handball-Bundesligisten am Samstag über TuS N-Lübbecke kam er 60 Minuten lang in der Abwehr zum Zug – und machte wie schon in den Wochen zuvor ein gutes Spiel. „Bei ihm ist der Knoten geplatzt. Ich glaube nicht, dass das eine Trotzreaktion war. Er hat die vergangenen Wochen besser trainiert“, sagte Gärtner über den Mann, dessen Arbeitspapier bis Juni 2022 datiert ist und der sich zuletzt mangels Einsatzzeit mit einem sofortigen Wechsel zu GWD Minden beschäftigt hatte. Doch das ist jetzt kein Thema mehr, wie Patrail gegenüber dieser Redaktion bestätigte: „Mein Vertrag ist bis zum Saisonende gültig und ich habe nicht vor, vorher zu gehen. Es sei denn, der Verein will etwas anderes.“ Das will er allerdings nicht.

Patrail soll und wird also bleiben – ein anderer hingegen vorzeitig gehen: Nach Informationen dieser Redaktion gibt es nun endgültig keine gemeinsame Basis mehr zwischen Torwart Andreas Palicka und den Löwen. Über die Gründe für den Bruch hüllen sich beide Seiten in Schweigen, entsprechend ist die Schuldfrage in diesem Zwist bislang offen – und wird sich final vermutlich auch nicht mehr klären lassen. Fest steht nur: Zusammen gehen die Löwen und Palicka nicht ins neue Jahr, weshalb sich die Badener nach einem neuen Schlussmann umsehen.

Gegen Lübbecke stand wieder Nikolas Katsigiannis zwischen den Pfosten, zu Beginn hielt der 39-Jährige sehr stark und hatte seinen Anteil daran, dass der zweifache deutsche Meister schnell mit 13:5 (20.) führte. Als er nach 47 Minuten seinen Platz für Nachwuchsmann Mats Gruppe räumte, hatte „Katze“ allerdings lediglich 27 Prozent der Würfe auf sein Tor abgewehrt. Mehr als 30 Prozent sollten es jedoch konstant sein, wenn ein Club zumindest im ersten Tabellendrittel stehen will. Doch diesen Durchschnittswert erreicht Katsigiannis (28 Prozent) nicht, Palicka liegt aber überraschenderweise sogar noch hinter ihm (25 Prozent).

Die Löwen haben also weiterhin ein Problem zwischen den Pfosten, ein anderes hingegen löst sich ein wenig auf. Beim Blick auf die Besetzung der halblinken Position sprach Gärtner vor der Saison von einem „kleinen Risiko“, wenngleich er die Konstellation mit dem zuvor ein Jahr lang enttäuschend spielenden Lukas Nilsson und Nachwuchsmann Philipp Ahouansou ebenso „spannend“ fand. Nilsson hat sich seitdem aber in seiner Leistung stabilisiert (36 Tore, 24 Assists, Trefferquote 59 Prozent), der mit etwas weniger Spielzeit als der Schwede bedachte Ahouansou überzeugt bei nahezu jedem seiner Auftritte. Gegen Lübbecke kam er von Beginn an und bis zum Abpfiff zum Einsatz, am Ende stand der 20-Jährige bei sieben Treffern. „Ich bin zufrieden, aber es geht noch mehr“, sagte der wurfgewaltige Rechtshänder, der auch im erweiterten Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für die EM im Januar steht. Am Dienstag gibt Bundestrainer Alfred Gislason seinen von 35 auf 20 Spieler reduzierten Kader bekannt. Vielleicht sogar mit Ahouansou? „Ich lasse mich überraschen und bin gespannt.“

Ahouansou trumpft auf

Vermutlich wird es aber (noch) nicht für eine Turnierteilnahme reichen, zumal auch Gärtner noch Verbesserungspotenzial sieht: „Philipp ist eine Gefahr für jede Abwehr, aber er muss noch ein bisschen cleverer und spielerisch besser werden.“ Die nackten Zahlen belegen das: 38 Tore bei einer Trefferquote von 68 Prozent sind herausragend für einen Rückraumspieler. Die neun Assists zeigen aber eben auch, woran der gebürtige Hanauer noch arbeiten muss.

Theoretisch könnte auch Patrail auf der halblinken Position im Angriff spielen. Zumindest hat der Este das mal gelernt. Doch momentan werden vor allem seine Abwehrqualitäten gebraucht. Vielleicht schon wieder am Mittwoch (19.05 Uhr) in Nürnberg beim Angstgegner HC Erlangen.

RNL – Lübbecke

  • Löwen: Katsigiannis, Grupe (ab 47. Minute) – Gensheimer (8/3), Kohlbacher (2), Groetzki (7) – Ahouansou (7), Schmid, Kirkeløkke (1) – Patrail, Gislason, Zacharias (5/1), Diocou (1), Knorr (2), Nilsson (n.e.), Lagergren, Horzen (2).
  • Lübbecke: Rezar, Wollert (bei einem Siebenmeter und ab 58. Minute) – Petreikis (2), Strosack (2), Mundus (1), Dräger, Kontrec (4), Mrakovcic (1), Spohn (9), Nissen (1), Speckmann (1), Petrovsky (2), Skroblien, Franke (2).
  • Zuschauer: 750.
  • Schiedsrichter: Grobe/Kinzel.
  • Strafminuten: Kohlbacher (2), Gislason (4) – Dräger (2), Kontrec (4), Franke (2).
  • Beste Spieler: Gensheimer, Ahouansou, Groetzki – Spohn.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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