Handball

Medaillentraum lebt: Deutschland im WM-Viertelfinale - aber Sorgen um Knorr

Die deutschen Handballer gewinnen bei der WM 34:27 gegen Italien und stehen bereits vorzeitig im Viertelfinale. Zur Belohnung gibt es ein Abendessen außer Haus. Aber ohne einen Star.

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Marc Stevermüer
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Juri Knorr fehlte erkrankt dem deutschen Team. © dpa/Stache

Herning/Silkeborg. Nach getaner Arbeit blieben die deutschen Handballer am Donnerstagabend zum Essen nicht im Hotel, sondern gönnten sich zur Feier des Tages ein Menü in der Brasserie Evald in Silkeborg. Gab es auch ein Glas Wein dazu für Alfred Gislason? „Auf keinen Fall“, antwortete der Bundestrainer, nachdem sein Team im WM-Hauptrundenspiel gegen Italien mit 34:27 (15:13) gewonnen hatte. Da anschließend Dänemark gegen die Schweiz siegte, steht die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) bereits vorzeitig in der K.o.-Phase. Zum Abschluss der Hauptrunde trifft der Olympia-Zweite am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) noch auf Tunesien. In sportlicher Hinsicht ist die Partie zwar bedeutungslos, Spielmacher Luca Witzke sieht die Begegnung aber auch als Chance: „Wir wollen die Partie nutzen, um uns weiter einzuspielen.“

Bundestrainer Gislason kündigte bereits an, dass er gegen die Afrikaner einige Stammkräfte schonen möchte. Außerdem ist er „natürlich erleichtert, dass wir weiter sind“. Ernst wird es für den Olympia-Zweiten erst wieder am Mittwoch im Viertelfinale in Oslo. Der Gegner steht noch nicht fest. Aber klar ist: Der Medaillentraum lebt.
Die Deutschen mussten kurzfristig auf Spielmacher Juri Knorr und Linksaußen Rune Dahmke verzichten musste. Das Duo fiel wegen eines grippalen Infekts aus. Beide Spieler wurden im Team-Hotel in Silkeborg in Einzelzimmer umquartiert, um die Ansteckungsgefahr für die anderen Profis zu minimieren.

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„Juri ist ein Weltklassespieler, er fehlt uns natürlich. Vor allem für ihn tut es mir leid. Er hat bis jetzt ein super Turnier gespielt und dass er jetzt ausfällt, ist schade. Hoffentlich kommt er bald zurück“, sagte Torwart David Späth.
Aufgrund der beiden Ausfälle stand Franz Semper erstmals bei dieser Endrunde im DHB-Aufgebot. Der Rückraumspieler war bisher wegen muskulärer Probleme nicht zum Einsatz gekommen. Bundestrainer Gislason reagierte auf den Ausfall von Knorr mit der Nachnominierung von Marian Michalczik. Der 27 Jahre alte Spielmacher vom Bundesligisten TSV Hannover-Burgdorf könnte am Samstag gegen Tunesien erstmals mitwirken.

Trotz des Sieges zeigten die Deutschen gegen Italien in der ersten Halbzeit keine überzeugende Leistung. Nach einem wilden Beginn mit vielen Ballverlusten lag das DHB-Team 4:7 (12.) zurück. Statisch, langsam und einfallslos agierte die deutsche Auswahl im Angriff. Eine Überraschung konnte die offensive italienische Deckung für den Olympia-Zweiten aber eigentlich nicht sein. Es war klar, wie der Außenseiter verteidigen wird. Nur wirkten die Deutschen irgendwie nicht vorbereitet und fingen sich Tore im Gegenstoß. „Wir haben uns schwer getan. Es fehlt immer noch ein bisschen Selbstverständnis“, sagte Witzke.

Mit der Hereinnahme von Nils Lichtlein steigerte sich der EM-Vierte aber im Angriff und legte ein 10:9 (18.) vor. Wer nach der Führung allerdings mehr Leichtigkeit und vor allem Wachsamkeit erwartet hatte, wurde enttäuscht. Nach zwei Zeitstrafen spielte Deutschland in doppelter Unterzahl und Italien gelang es mit zwei Mann mehr auf dem Feld nicht, sich eine klare Chance herauszuspielen. Ein Beleg für die spielerisch limitierte Qualität des Außenseiters. Dass die Italiener aber dennoch die Begegnung offenhielten, sagte viel aus. Selbst nach einem 13:10 (25.) fanden die Deutschen keine Sicherheit. Alles sah nach Mühe, nach Arbeit aus. Für Rechtsaußen Timo Kastening kamen die anfänglichen Probleme aber fast schon erwart: „Die Italiener haben alles aus der Trickkiste geholt. Aber wir sind trotz des schwierigen Einstiegs ins Spiel immer ruhig geblieben.“

Etwas besser wurde der DHB-Auftritt nach dem 15:13-Pausenstand. Der Olympia-Zweite baute seinen Vorsprung schnell auf 20:14 (38.) aus, weil er aufgrund der Paraden von Torwart Andreas Wolff ins Tempospiel kam. Mitte der zweiten Halbzeit stand der deutsche Weltklassekeeper bei 16 Glanztaten, am Ende waren es 18.
Allerdings brauchte das Team auch seine Paraden, um nicht noch ernsthaft in Gefahr zu geraten. Denn trotz Sechs-Tore-Führung fand die Mannschaft im Angriff lange Zeit keine Sicherheit, wenn man einmal von Semper absieht. Der Leipziger kam in der zweiten Halbzeit, spielte befreit auf und erzielte fünf Treffer. „Er hat das sehr gut gemacht“, lobte Gislason.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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