Handball

Löwen-Juwel Späth: Erst Nationalteam, dann Zukunftsentscheidung

Löwen-Toptalent David Späth reist zur Nationalmannschaft und steht vor der Beantwortung einer wichtigen Frage.

Von 
Marc Stevermüer
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Der 20-jährige Löwen-Torwart David Späth macht in dieser Saison mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. © Sörli Binder

Mannheim. Die Geschichte von der Schnelllebigkeit des Sports kann David Späth recht gut erzählen. Weil er sie selbst erlebt hat. Im Guten wie im Schlechten. Im September 2020 steht er plötzlich im Tor des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen und entsprechend im Rampenlicht. Mit gerade einmal 18 Jahren. Eine große Zukunft wird ihm damals prophezeit. Und eine große Zukunft wird ihm auch heute noch prophezeit. Doch zwischen damals und heute liegt eben auch eine extrem schwere Zeit.

Ein Ende 2021 erlittener Kreuzbandriss setzte ihn monatelang außer Gefecht. Und der in Kaiserslautern geborene Späth wusste nicht, in welcher Verfassung er zurückkommt. Oder ob die Löwen weiterhin auf ihn setzen. Doch nun hat der Pfälzer sowohl die Verletzung als auch die Selbstzweifel hinter sich gelassen. Er ist zurück. Und zwar nicht irgendwo, sondern auf der großen Bühne: der Bundesliga. Mit guten Leistungen, was ihm nun sogar einen Lehrgang mit der A-Nationalmannschaft beschert hat. Von Sonntag bis Dienstag wird er im Training beim Team von Bundestrainer Alfred Gislason weilen.

Ich werde Vollgas geben und Spaß haben.

„Ich werde Vollgas geben und Spaß haben“, verspricht Späth, der am Donnerstag beim 34:24-Sieg der Löwen über die HSG Wetzlar in der zweiten Halbzeit zwischen den Pfosten steht. Die Berufung für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) kommt für ihn „überraschend“. Es sei aber eine „große Ehre“, sich in diesem elitären Kreis präsentieren zu dürfen. Zumal das Signal dahinter unmissverständlich ist. Beim DHB hat man den 20-Jährigen längst auf dem Schirm. Spätestens für die Heim-WM 2027.

Alle trauen ihm viel zu

Momentan bilden Andreas Wolff vom polnischen Topverein KS Kielce und Späths Club-Kollege Joel Birlehm das Duo in der deutschen Mannschaft. Bei den Löwen steht neben dem 25-jährigen Birlehm außerdem noch der routinierte 33-jährige schwedische Weltklassekeeper Mikael Appelgren unter Vertrag, der die anstehende DHB-Reise seiner beiden Vereins- und Positionskollegen ein wenig als Auszeichnung für sich wertet. Wenn auch mit einem Augenzwinkern: „Ich finde es geil, dass wir alle drei zu unseren Nationalmannschaften fahren und dass Joel so gut bei der Weltmeisterschaft im Januar aufgetreten ist. Das spricht für uns - und für mich als Torwartmentor.“

Klar ist: Alle trauen Späth viel zu. Beim DHB, wie die Einladung zum Training zeigt. Und bei den Löwen, wo Trainer Sebastian Hinze klar und deutlich sagt: „Ich möchte, dass David irgendwann Torwart der Rhein-Neckar Löwen wird.“ Und zwar in einer tragenden Rolle. Weil er den ausgeprägten Ehrgeiz des Torwarts kennt, dessen unermüdlichen Arbeitseifer schätzt und das große Potenzial des aufstrebendes Keepers sieht.

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Auch Ex-Löwen-Keeper Andreas Palicka - mittlerweile bei Paris Saint-Germain unter Vertrag und schwedischer Auswahlkollege von Appelgren - schwärmt: „Ich weiß aus meiner Erfahrung mit David: Er zeigt ein riesiges Interesse und sucht den Austausch. Er will von älteren Torhütern lernen.“

Späth könne auf „jeden Fall Nationaltorwart werden“, legt sich Palicka im Gespräch mit dieser Redaktion fest, gibt aber auch zu bedenken, dass „David immer noch einen langen Weg vor sich“ habe. Einen Weg, auf dem sich Späth nun einer Abzweigung nähert. Es steht eine Entscheidung oder besser gesagt eine Antwort an. Die Frage lautet: Wohin führt sein Weg?

Späth versteht sich prächtig mit Birlehm und Appelgren, er möchte aber „immer spielen“ und langfristig gesehen die Löwen prägen. Was nicht etwa ein forsches Ansinnen, sondern einfach nur logisch ist. Denn alles andere würde dem Wesen eines aufstrebenden Leistungssportlers widersprechen.

Ihm ist aber ebenso bewusst, dass er gerade zwei Toptorhüter vor sich hat. Einsätze können da weder versprochen noch garantiert werden. Es drohen hin und wieder oder sogar häufiger 60 Minuten auf der Bank. Der 20-Jährige weiß das. Auch das hat er schon erlebt. Und diese Erfahrung habe ihn „frustriert“, wie er zugibt. Doch auch hier gilt: Wenn es anders wäre, würde das dem Wesen eines Leistungssportlers widersprechen. Er ist strebsam und wäre ohne diesen Ehrgeiz vermutlich niemals so weit gekommen.

Es ist eine große Ehre, zur Nationalmannschaft zu reisen.

Längst gibt es Vereine, die Späth liebend gerne ausleihen würden. Das könnte eine Lösung sein, von der alle profitieren. Der interessierte Club, weil er einen guten Keeper bekommt. Der umworbene Späth, weil er viel Spielpraxis auf hohem Niveau erhält. Und eben die Löwen, weil sie nach einer Leihe vermutlich einen (noch) besseren Torwart zurückbekommen. Das klingt vielversprechend - und doch ist diese Option nicht die einzig mögliche.

Hinze machte bereits deutlich, eventuell auch in die neue Saison mit dem Torwarttrio gehen. Zumal dann ziemlich sicher Europapokalspiele dazukommen, in denen sich Späth beweisen, empfehlen und entwickeln kann. Das bodenständige Talent wägt genau ab, kann sich beides vorstellen: einen Abschied auf Zeit oder einen Verbleib. „Ich vertraue dem Trainerteam voll und ganz. Wir werden den besten Plan aussuchen“, sagt der Schlussmann, vor dem wegweisende Wochen liegen.

Am Sonntag reist er erst einmal zur Nationalmannschaft. Geht es nach ihm, soll dieser Besuch nur der Anfang sein. Späth will zurückkehren. Jedoch nicht mehr als Trainingsgast. Sondern als fester Bestandteil des Kaders.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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