Handball

Löwe Schmid wechselt nach Luzern - und träumt von der EM 2024

Von 
Marc Stevermüer
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Nach zwölf Jahren bei den Löwen und vielen Erfolgen ist Andy Schmid ein echter Publikumsliebling beim badischen Handball-Bundesligisten. © Binder

Mannheim. Das grelle Bundesliga-Scheinwerferlicht erlischt im Juni 2022. Die immense Belastung, die vielen Reisen, die Entfernung zur Heimat - all das möchte Andy Schmid, der Weltklasse-Handballer von den Rhein-Neckar Löwen, nicht mehr, weshalb er schon vor einigen Monaten bekanntgab, den zweifachen deutschen Meister am Saisonende in Richtung Schweiz zu verlassen. Damals ließ er noch offen, wie es für ihn weitergeht. Doch nun ist auch diese Zukunftsfrage geklärt. Schmid wird weiterhin Handball spielen - und zwar beim HC Kriens-Luzern, wo übrigens auch seine Schwester Martina in der Geschäftsstelle arbeitet.

„Es geht für mich dorthin zurück, wo alles begonnen hat. Und das fühlt sich gut an. Ich habe zuletzt immer gesagt, dass es an der Zeit ist, nach Hause zu gehen. Und das ist Luzern. Dort bin ich aufgewachsen, dort werden wir als Familie künftig leben. Ich möchte nicht, dass meine Kinder noch in eine andere Stadt fahren müssen, wenn ich ein Heimspiel habe und sie das Spiel in der Halle verfolgen wollen“, sagt Schmid im Gespräch mit dieser Redaktion.

2009 verließ der Spielmacher seine Heimat und wechselte nach Dänemark zu Bjerringbro-Silkeborg, ein Jahr später schloss sich der Rechtshänder den Löwen an und prägte maßgeblich die erfolgreichste und spielerisch attraktivste Zeit des Clubs. Er gewann mit dem Verein zweimal die deutsche Meisterschaft, einmal den DHB-Pokal, dreimal den Supercup und einmal den EHF-Pokal. Außerdem wurde Schmid von 2014 bis 2018 fünfmal hintereinander zum besten Bundesligaspieler gewählt. In dieser Saison läuft es allerdings überhaupt nicht. Die Badener stecken vor der Partie am Sonntag (14 Uhr) beim THW Kiel im Tabellenmittelfeld fest, was Schmid nervt.

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Marc Stevermüer
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„Es ist klar, dass ich mich von den Löwen nicht mit dem Tabellenplatz verabschieden will, auf dem wir momentan stehen. Dafür werde ich bis zum Schluss alles geben, weil mir dieser Verein ganz einfach sehr ans Herz gewachsen ist. Außerdem will ich mit den Löwen noch einmal zum Final Four in Hamburg. Seit dem Pokalsieg 2018 waren wir nicht mehr dort. Es wäre schön, das noch einmal zu erleben“, sagt der Schweizer, der sich allerdings sicher sein kann, dass er unabhängig vom Ausgang dieser Runde als einer der größten Spieler des Vereins in die Club-Geschichte eingehen wird. Entsprechend reißen auch die Lobeshymnen nicht ab.

Großer Respekt, genaue Blicke

„Es gibt nichts, was Andys Bild zerstören könnte. Nichts wird in der Lage sein, all das irgendwie zu schmälern, was dieser Mann für die Löwen aufgebaut, erreicht, gewonnen und ermöglicht hat“, adelt die deutsche Handball-Ikone Stefan Kretzschmar im Gespräch mit dieser Redaktion den Schweizer und regt für alle Kritiker einen kurzen Rückblick an: „Ich weiß, dass der Profisport schnelllebig ist und die Langzeitgedächtnisse bei einigen Menschen leider nicht mehr so ganz funktionsfähig sind. Aber Andy Schmid ist eine absolute Legende. Für die Löwen. Für die Bundesliga. Er ist einer der besten Angriffsspieler, die jemals hier in Deutschland gespielt haben.“

Es war neben seinem außerordentlichen Talent auch sein ausgeprägter Ehrgeiz, der Schmid stets begleitet und genau das aus ihm gemacht hat, was er heute ist und in Zukunft noch verkörpern will. Es geht ihm stets um den maximalen Erfolg, um den höchsten Anspruch, weshalb der 38-Jährige seinen Wechsel in die Heimat keinesfalls als Ehrenrunde vor dem endgültigen Abschied verstanden haben will. „Von mir wurde immer viel erwartet. Aber auch meine Erwartung an mich war immer sehr hoch. Das wird so bleiben. Ich will meine Karriere nicht einfach nur ausklingen lassen und habe sehr großen Respekt vor der Schweizer Liga. Dort werden die Erwartungen an mich wahrscheinlich noch ein bisschen größer sein als zuletzt in Deutschland. Ich war 13 Jahre weg. Viele werden jetzt wahrscheinlich sehr genau auf mich schauen“, sagt Schmid, der noch ein letztes großes Ziel in seiner ansonsten schon so herausragenden Laufbahn verfolgt: „Mein Traum ist es, mit der Schweizer Nationalmannschaft bei der EM 2024 in Deutschland zu spielen.“ Vielleicht sogar im Vorrunden-Spielort Mannheim.

In der SAP Arena hat er fraglos die größten Stunden seiner Laufbahn erlebt, beim HC Kriens-Luzern wird künftig sicherlich alles mindestens eine Nummer kleiner sein. Momentan steht sein künftiger Club auf Rang acht in der Schweizer Liga, in der nur zehn Teams starten. „Mit dem HC Kriens-Luzern ganz oben zu stehen, wird sehr schwierig. Die Kadetten Schaffhausen sind in der Schweiz das Nonplusultra. Aber darum geht es ja nicht nur. Ich möchte dem Verein einfach helfen, den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu gehen. Und natürlich möchte ich mit meiner Rückkehr dazu beitragen, den Handball in meiner Heimat noch populärer zu machen. Da sind wir in den vergangenen Jahren ein gutes Stück vorangekommen“, sagt Schmid, der sein Wissen über den Sport künftig nicht nur auf dem Feld einbringen soll: „Es gibt in Luzern ein neues Hallenprojekt und da werde ich die Möglichkeit bekommen, auch meine Erfahrungen einbringen zu können. In Deutschland habe ich erlebt, dass ein Bundesligaspiel nicht nur ein Bundesligaspiel, sondern auch ein Event ist.“ Oft mit dem Hauptdarsteller Schmid.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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