Mannheim. Wenn von einem waschechten Mannheimer auf der Linksaußenposition der Rhein-Neckar Löwen die Rede ist, denkt eigentlich niemand an Lion Zacharias. Oder zumindest nicht viele. Denn die Begriffe Mannheim, Linksaußen und Löwen stehen eben eigentlich nur für einen Mann, der Uwe Gensheimer heißt. Er ist der Kapitän und die Ikone des Handball-Bundesligisten, doch nun gibt es eben auch Zacharias. Geboren in Mannheim, auf der Linksaußenposition im Einsatz, bei den Löwen unter Vertrag. „Den Vergleich mit Uwe habe ich schon häufiger gehört. Aber mich belastet das nicht“, sagt Zacharias, dessen Vorname auf Englisch tatsächlich auch noch Löwe heißt. Besser und treffender geht es eigentlich kaum, auch wenn der 18-Jährige fest davon ausgeht, dass seine Eltern diese Pointe bei seiner Geburt noch nicht im Sinn hatten. Und doch passt es eben wunderbar: Lion, der Löwe.
Im April des vergangenen Jahres kam er zu seinen ersten Bundesligaminuten. Der damalige Trainer Martin Schwalb wechselte ihn in den Schlussminuten beim Spiel in Lemgo ein, Zacharias erzielte einen Treffer. Seitdem kamen stolze 21 Einsätze dazu, auch wenn der Youngster sicherlich auch vom Verletzungspech der erfahreneren Kollegen profitierte.
Gensheimer machen seit Monaten Achillessehnenbeschwerden zu schaffen, Benjamin Helander fiel zwischenzeitlich ebenfalls aus. Es ist aber durchaus denkbar, dass Zacharias ab Sommer 2023 zur Nummer zwei hinter dem gesetzten Gensheimer im Bundesligakader aufsteigt. Denn vollends überzeugte Helander bislang nicht, der Vertrag des Finnen endet in einem Jahr. Die Zeit bis dahin will Zacharias wiederum nutzen, um sich zu empfehlen.
Deshalb lässt er sich an den Zweitligisten Eulen Ludwigshafen ausleihen, der zuletzt noch überraschend in den Abstiegskampf rutschte. „Ich habe in den zurückliegenden Partien ganz schön mitgefiebert“, sagt der Linksaußen, der in der 2. Liga eine gute Perspektive und Plattform für sich sieht: „Ich hoffe, mich dort zu entwickeln und Erfahrungen sammeln zu können. Der Sprung in die 1. Liga ist schon enorm.“
Das Handball-ABC erlernte der in Sandhofen aufgewachsene Zacharias übrigens nicht wie Gensheimer beim TV Friedrichsfeld, was die Geschichte wahrscheinlich auch zu kitschig gemacht hätte, sondern beim SV Waldhof. Schon als Dreijähriger hielt er erstmals einen Handball in der Hand, weil die „ganze Familie gespielt hat“. Für ihn gab es beim SVW aber irgendwann keine Mannschaft mehr, als er in die D-Jugend aufrückte. Es fehlten schlichtweg Mitspieler und nur der Sprung in die C-Jugend war möglich – also in ein Team, in dem die Kollegen zwei bis drei Jahre älter sind. „Was das Körperliche angeht, war mir das doch zu arg“, sagt Zacharias, der deshalb 2014 zur SG Leutershausen wechselte.
Zacharias wirbelt bei der SG Leutershausen
Als er bei den Bergsträßern wirbelte, fiel sein Talent den Löwen auf – und drei Jahre später ging es in die Nachwuchsschmiede des Bundesligisten, wenngleich der Mannheimer auf einen Wechsel ins Internat verzichtete und einen stressigen Tagesablauf mit der Pendelei nach Kronau in Kauf nahm. Vor allem in den vergangenen Monaten wurde es noch einmal richtig turbulent, weil für ihn an der Max-Hachenburg-Schule die Prüfungen fürs Fach-Abi anstanden.
Morgens ging es in die Schule, „aber meistens nicht bis zum Ende“. Denn um 15 Uhr stand das Training mit den Löwen-Profis an. Dreimal die Woche kamen außerdem die Einheiten mit der A-Jugend dazu. Entsprechend kompakt fasst Zacharias seinen Tagesablauf zusammen: Schlafen, Schule, Handball, schlafen. Und zwischendurch natürlich essen.
„Ich bin froh, dass ich das mit der Schule jetzt bald hinter mir habe“, sagt Zacharias, der gerade erst mit der A-Jugend der Löwen deutscher Meister wurde und in jungen Jahren ein großes Idol hatte: Uwe Gensheimer. „Wenn ich in der SAP Arena bei Löwen-Spielen war, trug ich ein Trikot von ihm und habe Bilder mit ihm gemacht.“ Nun steht Zacharias gemeinsam mit Gensheimer in einer Mannschaft – und wird vielleicht irgendwann sogar sein Nachfolger.
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