Göppingen. Am Ende wussten die Rhein-Neckar Löwen selbst nicht so genau, ob sie sich freuen oder ärgern sollen. In ihrer Auftaktpartie der Handball-Bundesliga bei Frisch Auf Göppingen führten sie fast die gesamte Partie über, lagen sechs Minuten vor dem Abpfiff sogar mit 26:23 in Front – und mussten schließlich glücklich sein, dass ihnen David Móré eine Sekunde vor dem Abpfiff mit seinem Tor zum 27:27 (12:11)-Endstand noch wenigstens einen Punkt rettete.
„Wenn man die letzte Aktion im Kopf hat, dann ist es ein gewonnener Punkt“, sagte Löwen-Spielmacher Juri Knorr. Sein Gesicht drückte allerdings etwas anderes aus: Unzufriedenheit. Über den aus der Hand gegebenen Sieg. Und über die vielen unerklärlichen Aussetzer.
Späth muss kurzfristig passen
Sein Team erlaubte sich 16 technische Fehler. „Wir haben nicht gut gespielt“, analysierte Knorr, der in der Schlussphase nur noch in der Deckung zum Einsatz kam. Ohne ihn lief im Rückraum allerdings noch weniger zusammen als zuvor. Er selbst hatte für diese Rolle aber Verständnis: „Ich habe heute kein Scheunentor getroffen.“ Vier Tore bei zwölf Versuchen bestätigen das. Im Gegensatz zu Gustav Davidsson warf er aber wenigstens aufs Tor.
Göppingen - Löwen
- Göppingen: Sego, Ravensbergen – Kneule (2), Flodmann (3), Heymann (1), Sarac (4), Poteko (1), Ellebaek (2), Persson (3), Schiller (2/1), Lastro, Hermann, Kozina (3), Malus (2), Schmidt (4).
- Löwen: Birlehm, Appelgren (ab 52. Minute) – Móré (8), Kohlbacher (3), Groetzki (7) – Davidsson, Knorr (4/2), Lindenchrone (4) – Jaganjac, Gislason, Kirkeløkke, Ahouansou (1), Plucnar (n.e.), Zacharias (n.e.), Óskarsson (n.e.).
- Schiedsrichter: Blümel/Loppaschewski.
- Zuschauer: 4400.
- Strafminuten: Gislason (2), Jaganjac (2) – Sego (2), Heymann (2).
- Disqualifikation: Kozina (44./Ellbogenschlag)
- Beste Spieler: Schmidt, Sarac – Birlehm, Móré, Groetzki.
Bei der stets spannenden Frage, welcher der drei Toptorhüter bei den Löwen zu Beginn zwischen den Pfosten stehen wird, wurde Trainer Sebastian Hinze die Antwort notgedrungen erleichtert. Kurzfristig fiel David Späth mit einer von Vereinsseite nicht näher benannten Muskelverletzung aus.
Es begann Joel Birlem im Löwen-Tor – und er wurde zum prägenden Mann der ersten Halbzeit. Der 26-Jährige zeigte unglaubliche 14 Paraden und mit einer Fangquote von 56 Prozent eine Weltklasse-Leistung. Seine Göppinger Kollegen Bart Ravensbergen und Marin Sego wehrten zusammen nur fünf Bälle ab – und trotzdem führten die Mannheimer zur Pause lediglich mit 12:11. Und warum? Sie leisteten sich viel zu viele Fehler. Vor allem die halbrechte Rückraumposition erwies sich als große Schwachstelle. Die ernüchternde Bilanz von Jon Lindenchrone und Niclas Kirkeløkke nach 30 Minuten: sechs Ballverluste, vier Fehlwürfe, kein Tor.
Aber der Reihe nach: Nach einem 0:3-Start (3.) gingen die Löwen dank eines 5:0-Laufs mit 5:3 in Führung (13.). Immer wieder spielten die Badener Linksaußen Móré frei. Göppingen kam im gebundenen Spiel kaum zu hochkarätigen Abschlüssen, weil die Löwen gut verteidigten.
Patrick Groetzki brachte den Pokalsieger mit 10:7 (22.) in Führung und in dieser Phase bot sich den Löwen mehrfach in Ballbesitz die Chance, den Vorsprung auszubauen. Doch der Rückraum strahlte schlichtweg zu wenig Torgefahr aus und entsprechend knapp lagen die Mannheimer zur Pause dann auch nur mit 12:11 in Front.
Von der Unruhe im Angriff ließ sich direkt nach dem Wechsel Davidsson anstecken. Der Schwede verlor innerhalb von zwei Minuten dreimal den Ball – und schon führte Göppingen 13:12 (32.). Trotzdem gingen die Mannheimer wieder mit 16:14 (37.) in Führung, weil Göppingen den Ball noch häufiger als die Mannheimer herschenkte – was wirklich, wirklich schwer war. Immerhin: In dieser Phase stabilisierte sich der zurückgekehrte Lindenchrone mit drei Treffern bis zum 19:16 (42.) für den Pokalsieger.
In einer hitzigen Atmosphäre musste anschließend der neu eingeführte Videobeweis bemüht werden. Göppingens Kreisläufer Kresimir Kozina schlug Halil Jaganjac mit einem Ellbogenschlag nieder und sah die Rote Karte (44.). Die Löwen nutzen die Überzahl und spielten zweimal Patrick Groetzki frei, der mit einem Doppelschlag auf 21:17 (46.) erhöhte. Doch Birlehm zeigte bis dahin nur noch eine Parade, weshalb Mikael Appelgren kam (52.). Doch auch der Schwede fand nicht in die Partie und Göppingen drehte die Partie 18 Sekunden vor dem Abpfiff zum 27:26. Zuvor hatte sich Móré seinen einzigen Fehlwurf erlaubt, danach wurde der 19-Jährige mit seinem achten Treffer zum Retter.
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