Handball

Die Rhein-Neckar Löwen zwischen Frust und Stolz

Beim 31:31 in Kiel war sicher mehr drin, aber dennoch machen die Rhein-Neckar Löwen nicht nur mit Blick auf die Qualität des Gegners einen Schritt nach vorn.

Von 
Thorsten Hof
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Die Mannschaft der RheinNecker Löwen nach dem 31:31 beim THW Kiel. © PIX-Sportfotos

Kiel/Mannheim. Ein Unentschieden beim bisher ungeschlagenen Rekordmeister THW Kiel – diese Option hätten die Rhein-Neckar Löwen vor der Reise in den hohen Norden sicher sofort unterschrieben. Nach dem 31:31 (16:16) am Sonntagabend und der stundenlangen Busfahrt durch die Nacht zurück Richtung Süden werden die Profis des Mannheimer Handball-Bundesligisten aber sicher etwas anders über dieses Gedankenspiel gedacht haben. Schließlich lieferten die Badener den Zebras nicht nur ein Spitzenspiel auf Augenhöhe, sondern sahen beim 28:25 (52.) und 30:27 (55.) schon wie der Sieger aus, bevor der THW doch noch einmal zurückkam und sich immerhin noch einen Zähler sicherte.

Entsprechend werden die Löwen in den tiefen Sitzen des Mannschaftsbusses darüber gegrübelt haben, warum sie den vermeintlichen Coup noch aus den Händen gaben, welcher Ball vielleicht noch ins Netz hätte gehen müssen, welches Gegentor vermeidbar war.

Löwen-Trainer Maik Machulla: „Am Ende können wir den Deckel draufmachen“

Auch Trainer Maik Machulla wird die Rückfahrt genutzt haben, um am Laptop nochmal genau auf die 60 Minuten zu schauen, war sich aber schon vor der Abfahrt an der Kieler Arena sicher, dass sich die Stimmung nach dem ersten Frust schnell drehen würde. „Das Resultat ist vom Spielverlauf her schon enttäuschend. Am Ende können wir den Deckel draufmachen, verpassen das aber. Ich bin mir dennoch sicher, dass wir nach der Hälfte der Rückfahrt feststellen werden, dass wir stolz auf diesen Punkt und die Art und Weise, wie dieser erspielt wurde, sein können“, sagte der Löwen-Coach. „In puncto Einstellung und Cleverness haben wir uns aber nichts vorzuwerfen, ich bin extrem stolz, dass wir gezeigt haben, dass wir auch auswärts mit einer Top-Mannschaft mithalten können.“

Und nach dem vergangenen Dienstag, als die Löwen in der 2. Runde des DHB-Pokals beim 32:38 gegen die SG Flensburg-Handewitt noch deutlich die Grenzen aufgezeigt bekamen, war so ein Auftritt in Kiel nicht unbedingt zu erwarten. Doch in Kiel konnten sich die Löwen im Gegensatz zum Pokal-Spiel auf eine bärenstarke Torhüter-Leistung von David Späth (16 Paraden) verlassen, der sich mit seinem Nationalmannschaftskollegen Andi Wolff (14) ein absolut packendes Duell lieferte, und fanden bei einer lange Zeit deutlich erhöhten Wurfeffektivität auch im Angriff immer wieder die richtigen Lösungen.

Vor allem die Achse zwischen Spielmacher Dani Baijens und Kreisläufer Jannik Kohlbacher (9 Tore) funktionierte sehenswert, was die Kieler teilweise zur Verzweiflung brachte. „Kohlbacher ist eine Klasse für sich, der auch dann noch die Abwehr hinterläuft, wenn eigentlich dafür kein Platz ist“, zollte THW-Coach Filip Jicha dem Odenwälder Respekt. Und auch Baijens selbst fand die Balance zwischen Spielleitung, Auge für die Mitspieler und eigener Torgefahr (6) noch besser als zuletzt. So war es kein Zufall, dass der Niederländer den Treffer zur ersten Drei-Tore-Führung der Löwen beim 28:25 beisteuerte, das 29:26 nachlegte – und dann entsprechend enttäuscht war, dass es am Ende doch nicht reichte.

Baijens ist vom Weg der Rhein-Neckar Löwen überzeugt

„Am Ende ist das ein Punktverlust. Ich denke, wir hätten die zwei Zähler verdient gehabt“, meinte der Routinier. „Das ging dann einfach zu schnell in Richtung Kiel und wir verwerfen zu viel. Da merkt man vielleicht, dass wir noch nicht so abgezockt sind und noch nicht so lange zusammenspielen“, sagte Bajens, der die Löwen aber dennoch auf dem richtigen Weg sieht. „Wenn wir uns da noch steigern, haben wir alle Voraussetzungen“, sagte der 27-Jährige, der mit dieser optimistischen Einschätzung auf einer Wellenlänge mit Torhüter Späth lag.

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„Wir entwickeln uns sehr gut, die Arbeit mit dem Trainerteam ist überragend. Es braucht eben Zeit und wir müssen die Lehren aus solchen schmerzlichen Situationen ziehen“, verwies der Keeper nicht zuletzt auf die verlorenen Bundesliga-Partien in Hamburg oder Hannover, wobei sich die Begegnung beim THW auf einem ganz anderen Niveau bewegte. Der Respekt der Kieler vor dem Langzeitrivalen aus dem Südwesten tat sein Übriges: „Die Rhein-Neckar Löwen sind eine sehr gefährliche Mannschaft, mit der du immer rechnen musst. Deshalb wussten wir, was auf uns zukommt“, lobte Andi Wolff die Mannheimer.

Doch Späth wäre nicht Späth, wenn ihn der Punktverlust vom Sonntag nicht massiv wurmen würde, „weil wir auf der Zielgeraden waren und es noch verspielt haben. Wir dürfen uns da nicht so aus dem Konzept bringen lassen“, meinte der 23-Jährige, der allerdings auch auf die beruhigende Wirkung der langen Busfahrt setzte. „In ein paar Stunden bin ich wahrscheinlich froh, dass wir das nicht noch verloren haben.“

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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