Handball

Das sind die Gründe für den Löwen-Einbruch

Für die drei Löwen-Niederlagen in Serie gibt es gute Gründe. Trainer Hinze will aber nicht alles als Erklärung gelten lassen

Von 
Marc Stevermüer
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Frust bei Niclas Kirkeløkke (links) und Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen. © Michael Ruffler/PIx

Lemgo. Die Autogrammjäger versammeln sich am Donnerstagabend rund um den Mannschaftsbus der Rhein-Neckar Löwen. Sie warten vor allem auf Juri Knorr, den Hoffnungsträger des deutschen Handballs, um den sich sofort eine Menschentraube bildet, als er aus der Hallentür kommt. Sonderlich gut gelaunt sieht der 22-Jährige nicht aus, was nach der 30:33-Niederlage beim TBV Lemgo Lippe und dem dritten verlorenen Bundesliga-Spiel in Serie kaum überrascht. Knorr selbst spricht von einem „beschissenen“ Gefühl. Und doch nimmt er sich alle Zeit, um die Wünsche der Fans geduldig zu erfüllen.

Nach einer überragenden Hinrunde und einer ganz starken Weltmeisterschaft steht der Spielmacher gerade exemplarisch für die Situation der Löwen. Der gebürtige Flensburger hängt ein wenig durch. Was zu einem gewissen Teil erwartbar war. Denn in diesem jungen Alter sind Leistungsschwankungen normal. Erst recht, wenn man so viel Verantwortung trägt wie Knorr.

Trainer Sebastian Hinze macht sich deshalb auch keine allzu großen Gedanken. „Vielleicht steckt er gerade in einem kleinen Leistungsloch. Aber er wird da rauskommen.“

Knorrs Auftritt in Lemgo mit sechs Toren bei sieben Würfen kann trotz der Niederlage als Indiz gewertet werden, dass es langsam bei ihm wieder in die andere Richtung geht – was zweifelsohne eine gute Nachricht für die Löwen ist. Denn ihn können sie wie ein paar andere Stammkräfte nicht ersetzen. Es fehlt die Qualität in der Breite. Auch das zeigen die zurückliegenden drei Niederlagen.

Ein paar Meter vom Autogramme schreibenden Knorr entfernt versucht Kapitän Patrick Groetzki, die komplizierte Gesamtsituation des Bundesligisten einzuordnen. „Das fällt mir schwer“, gibt der Rechtsaußen ehrlich zu. Er ärgert sich über die Momentaufnahme mit den Negativerlebnissen, gibt aber zu bedenken, dass man nicht vergessen solle, „was davor passiert ist“.

Die Löwen waren Tabellenführer – und das ziemlich überraschend. Niemand hatte damit gerechnet, sondern eher mit dem, was zuletzt geschah. Auch Groetzki sieht das so: „Wenn man ganz realistisch ist, musste man in Erwägung ziehen, dass solch eine Phase vielleicht mal kommt. Gerade mit so vielen Verletzungen wird es schwierig.“ Sogar sehr schwierig. Die Löwen sind nach einer ganzen Reihe an Ausfällen von Leistungsträgern aus dem Tritt geraten.

Im Lipperland fehlen neben dem seit Monaten verletzten Halil Jaganjac auch Albin Lagergren und Jannik Kohlbacher. „Drei Spieler aus unserer ersten Formation – das ist ein bisschen zu viel. Wir haben es nicht geschafft, das zu kompensieren“, sagt Groetzki, dessen Mannschaft in Lemgo mit gerade einmal zwölf Feldspielern antritt. Darunter mit Robert Timmermeister, Magnus Grupe und Niklas Michalski drei Nachwuchskräfte.

Da bleiben nicht viele Optionen, was insbesondere dann zum Problem wird, wenn die verbliebenen Profis Fehler aneinanderreihen.

Lukas Nilsson und Niclas Kirkeløkke, die in Lemgo für Jaganjac und Lagergren auf den Halbpositionen agierten, sind gewiss nicht die Alleinschuldigen für den Sieben-Tore-Rückstand kurz vor dem Seitenwechsel. Sie dürfen sich aber angesprochen fühlen, als Groetzki einen „verantwortungsvolleren Umgang mit dem Ball“ einfordert. Kirkeløkke leistet sich beispielsweise fünf technische Fehler, die vom Gegner ebenso im Gegenstoß bestraft werden wie die Ballverluste von Nilsson.

Hinze ärgern diese „Fehler, die nicht passieren dürfen“. Der 43-jährige Chefcoach nennt aber keine Namen, sondern stellt lediglich fest: „Die Ausfälle treffen uns – keine Frage. Sie sind auch ein Teil der Erklärung für diese drei Niederlagen. Das ist ganz sicher so. Wir müssen dennoch in dieser Besetzung anders agieren.“

Der Trainer spricht seine Sätze ruhig und bedächtig aus. Seine Worte passen exakt zu seinem unaufgeregten Auftreten. Wenngleich sie mit einem Appell, einer kleinen Aufforderung verbunden sind. Von einigen erwartet er einfach ein bisschen mehr. Vor allem Stabilität. Aber auch das ist natürlich eine Frage der Qualität in der Breite, die bei den Mannheimern ab einem gewissen Punkt schlichtweg fehlt, was ein wesentlicher Unterschied zu den absoluten Spitzenvereinen aus Magdeburg, Kiel, Berlin und Flensburg ist.

Diese vier Mannschaften fangen den Ausfall von Leistungsträgern ohne großen Substanzverlust auf. So weit sind die Löwen nach ihrer – nennen wir es einfach mal: suboptimalen – Personalplanung in den vergangenen Jahren aber noch nicht. Das wissen sie selbst. „Deswegen arbeiten wir an der Struktur des Kaders“, sagt Hinze, der nun bis zum Heimspiel gegen den VfL Gummersbach am Ostersonntag (16 Uhr) Zeit hat, seine Mannschaft aufzurichten. Bis dahin sollten auch Lagergren und Kohlbacher wieder einsatzbereit sein.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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