Handball

Das sagt Löwen-Chefin Kettemann zu Schwarzers Aussetzer

Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer findet es nicht gut, dass Frauen bei der Handball-WM der Männer pfeifen. Löwen-Chefin Kettemann widerspricht energisch

Von 
Marc Stevermüer
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„Keine Ahnung, wie man da auf die Idee gekommen ist, Frauen bei den Männern pfeifen zu lassen“, sagte Christian Schwarzer. © Stratenschulte/dpa

Kattowitz. Die Empörung ist groß. Im Verband. In der Liga. Und im Nationalteam. Nachdem der ehemalige deutsche Handball-Nationalspieler Christian Schwarzer sein Unverständnis darüber geäußert hatte, dass Schiedsrichterinnen bei der Männer-WM pfeifen, reißt die Kritik an ihm nicht ab.

„Komplett deplatziert“

„In unserer aufgeklärten Welt sollten Faktoren wie Geschlecht oder Herkunft nicht mehr relevant sein“, sagte Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen und Mitglied im Präsidium der Handball-Bundesliga, dieser Redaktion: „Schade, dass wir heute immer noch darüber sprechen müssen.“ Noch deutlicher wurde Andreas Michelmann. „Es ist schade, dass sich so ein großer Nationalspieler derart ins Abseits manövriert“, sagte der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) und missbilligte gegenüber dem „SID“ Schwarzers Entgleisung ausdrücklich: „Ich finde diese Aussagen absolut aus der Zeit gefallen und komplett deplatziert.“

Keine Ahnung, wie man da auf die Idee gekommen ist, Frauen bei den Männern pfeifen zu lassen.
Christian Schwarzer Êx-Handball-Nationalspieler

Im Podcast „Erhellendes von Blacky Schwarzer“ hatte Schwarzer, von 2007 bis 2009 bei den Rhein-Neckar Löwen unter Vertrag, nur wenige Tage nach der erfolgreichen Premiere von Maike Merz und Tanja Kuttler als erstem weiblichen deutschen WM-Gespann gesagt: „Keine Ahnung, wie man da auf die Idee gekommen ist, Frauen bei den Männern pfeifen zu lassen.“ Und weiter: „Ich hätte es nicht gemacht, weil die können bei den Frauen pfeifen, und die Männer pfeifen bei den Männern.“ Außerdem behauptete der 53-Jährige „von vielen anderen, ob’s Trainerkollegen sind oder Spieler“, zu wissen, „die da auch nicht so ganz begeistert von sind“.

Kohlbacher: „Sie pfeifen gut“

Axel Kromer reagierte darauf weder mit Fassungslosigkeit noch Entsetzen. Sondern eher so, als habe der DHB-Sportvorstand mit nichts anderem gerechnet. Als habe er fast schon erwartet, sich wieder einmal zum Ex-Nationalspieler äußern zu müssen. „Die meisten wissen, dass Christian Schwarzer und ich in den letzten Jahren nicht häufig einer Meinung waren. Das setzt sich heute fort“, blieb Kromer gleichermaßen sachlich wie souverän.

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Im polnischen WM-Vorrundenspielort Kattowitz stärkten die deutschen Nationalspieler am Wochenende den Schiedsrichterinnen geschlossen den Rücken. Kreisläufer Jannik Kohlbacher von den Rhein-Neckar Löwen sagte dieser Redaktion mit Blick auf Kuttler und Merz: „Ich finde die beiden sehr sympathisch, sie pfeifen gut. Ich habe nichts zu beanstanden und unterstütze die beiden auch gerne.“

Mannschaftskapitän Johannes Golla widersprach Schwarzer ebenfalls. „Für mich macht es keinen Unterschied, wer die Spiele leitet. Es pfeifen zwei deutsche Frauen auch in der Bundesliga und hier bei der WM. Wir hatten sie auch im Testspiel gegen Island. Das war eine sehr angenehme Kommunikation auf dem Spielfeld, sehr respektvoll. So wünscht man sich das auf dem Feld.“

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Die Geschwister Kuttler und Merz reagierten gelassen auf Schwarzers Kritik. „Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern, das darf er natürlich auch tun. Mehr müssen wir dazu nicht sagen“, lächelte Merz die Sätze des ehemaligen Nationalspielers mehr oder weniger weg. Für sie gesprochen hatten schon genügend andere.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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