Mannheim. Als wäre die Busreise in die Heimat für die SG Flensburg-Handewitt nicht schon lang genug. Und dann verzögerte sich am späten Samstagabend auch noch die Abfahrt des Handball-Bundesligisten aus Mannheim. Um etwa eine Stunde, berichtet Ljubomir Vranjes, der letztendlich der einzige Grund für den längeren Aufenthalt der Norddeutschen auf dem Parkplatz der SAP Arena war.
Elf Jahre stand der Trainer der Rhein-Neckar Löwen einst bei der SG unter Vertrag. Eine ungewöhnlich lange Zeit im Profisport. Und wenn sich dann schon mal die Gelegenheit ergibt, mit einstigen Wegbegleitern und ewig nicht mehr gesehenen Freunden ein wenig Zeit zu verbringen, will man diese seltene Chance auch nutzen. „Schön“ sei das gewesen, sagt Vranjes, der allerdings auf dem Boden sitzen musste. Doch das machte ihm nichts aus, zumal das Ergebnis zuvor ohnehin eher bei ihm als bei den Flensburgern für Freude gesorgt hatte.
„Treten ganz gut auf“
Für die SG dürfte das 29:29 und der damit verbundene Punktverlust bedeuten, dass sie in der nächsten Saison nicht in der Champions League spielt. Die Löwen werteten das Resultat hingegen als Fortschritt, auch wenn der späte Ausgleich der Flensburger zunächst schmerzte. Mit ein wenig Abstand sah Vranjes am Dienstag vor dem Training aber doch das große Ganze: „Die Niederlage gegen Berlin war ein Rückschlag. Ansonsten treten wir aber seit längerer Zeit ganz gut auf. Die Spieler haben sich ein Lob verdient, unser Selbstvertrauen ist gestiegen. Aber – und das sage ich seit Wochen: Wir fangen in jedem Spiel wieder bei null an.“
So auch am Donnerstag (19.05 Uhr/live bei Sky), wenn der HSV Hamburg in die SAP Arena kommt. Der Aufsteiger aus der Hansestadt trumpfte besonders in der Hinrunde auf, gewann im September unter anderem gegen die Löwen. Zuletzt zeigte die Formkurve ein wenig nach unten, die Heimschlappe (24:33) am vergangen Sonntag gegen den SC DHfK Leipzig fiel sehr deftig aus.
„Die Hamburger gehören in die Bundesliga und sie spielen eine sehr gute erste Saison als Aufsteiger. Es ist normal, dass es ein wenig rauf und runter geht“, sagt Vranjes, der im Januar mit den Löwen eine Mannschaft übernahm, bei der es allerdings seit Jahren rauf und runter geht und die sich nach Stabilität sehnt. Ein Sieg über Hamburg würde den gefühlten Aufwärtstrend gewiss bestätigen, eine Niederlage aber auch wieder viel infrage stellen.
Verbessert präsentierte sich gegen Flensburg das Löwen-Sorgenkind Albin Lagergren. „Er hat das gut gemacht“, lobte Vranjes den Linkshänder, bei dem in den vergangenen Monaten weder Leistung noch Körpersprache stimmte: „Er zeigt wieder Freude. Und das ist wichtig.“
Möglicherweise ist der Schwede aber auch nur deshalb glücklicher, weil er die Löwen bald verlässt. Nach Informationen dieser Redaktion hat ihn im Dezember der vorzeitige Abschied seines Landsmanns Andreas Palicka persönlich getroffen. Er hegte schon damals Wechselgedanken, obwohl Lagergren noch bis 2023 vertraglich an die Mannheimer gebunden ist.
Der dänische Erstligist GOG Gudme sucht zur neuen Saison einen Nachfolger für Mathias Gidsel, der zu den Füchsen Berlin wechselt und möchte Lagergren als Nachfolger verpflichten. Kommt es bei den Löwen also zur vierten Vertragsauflösung mit einem Spieler binnen weniger Monate? Für eine Stellungnahme war am Dienstagabend niemand mehr beim zweifachen deutschen Meister zu erreichen.
Neben Palicka hatten zuletzt auch Romain Lagarde und Mamaddou Diocou den Club trotz eines gültigen Arbeitspapiers verlassen – was in dieser Häufigkeit eher selten ist.
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