Mannheim. Diese Szenerie hatte wahrlich etwas Skurriles, sie war vielleicht sogar nur schwer zu verstehen. Die Spieler der Rhein-Neckar Löwen standen vor ihren Fans und erhielten am Sonntag von 13 200 Zuschauern in der ausverkauften SAP Arena aufmunternden Applaus. Wohlgemerkt nach der nächsten deutlichen Abreibung.
Diesmal setzte es ein 26:35 (13:17)-Debakel gegen die SG Flensburg-Handewitt. Und nachdem die Anhänger in der Halbzeitpause noch ein Banner mit der Aufschrift „Charakter zeigen“ in die Höhe gehalten hatten, klatschten sie nun, wofür sich die Profis des Handball-Bundesligisten artig bedankten.
Am Samstag sind Rhein-Neckar Löwen beim Tabellenletzten
Hin und wieder verbindet in der Krise eben auch die gemeinsame Angst. Und zwar die Angst vor dem Abstiegskampf, der dem taumelnden Pokalsieger nach wie vor droht. Erst recht bei einer weiteren Niederlage am Samstag (20.30 Uhr) beim Tabellenletzten HBW Balingen-Weilstetten, der zuletzt zweimal gewann. Und damit mehr Punkte holte als die Löwen seit Anfang Dezember.
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Dies nur mal so zur Einordnung der aktuellen Verfassung des zweifachen Deutschen Meisters, der sich gegen Flensburg lange Zeit achtbar schlug. Auch wenn er für einen Sieg nie ernsthaft infrage kam. Ein 1:8-Lauf vom 22:26 (49.) zum 23:34 (57.) sorgte letztlich sogar für die nächste krachende Klatsche.
„Wir machen lange Zeit ein gutes Spiel. Es ist dann hart, mit solch einem Ergebnis nach Hause zu fahren. Das ist frustrierend für uns alle“, sprach Trainer Sebastian Hinze diesen Satz, den man in den vergangenen Wochen immer wieder von ihm gehört hatte. Erneut klappte es nicht mit einer konstant guten Leistung über 60 Minuten.
Wir müssen sehen, was die Jungs über weite Teile des Spiels auf die Platte gebracht haben. Darauf können wir aufbauen.
Der Trainer wollte trotzdem nicht alles schlechtreden. Er klang sogar ein wenig optimistisch, was dann irgendwie genauso skurril wirkte wie der Applaus nach dem Schlusspfiff: „Wir müssen sehen, was die Jungs über weite Teile des Spiels auf die Platte gebracht haben. Darauf können wir aufbauen.“
Am Samstag in Balingen zählen trotzdem nur zwei Zähler. Und eigentlich auch am Dienstag (20.45 Uhr) im Heidelberger SNP Dome gegen die TSV Hannover-Burgdorf. Es geht um wichtige Hauptrundenpunkte in der European League. Allerdings gewannen die Niedersachsen am Sonntag mit 28:27 gegen Champions-League-Sieger SC Magdeburg, der gerade als beste Mannschaft der Welt gilt.
Rhein-Neckar Löwen: Wieder trifft nur Kirkeløkke
„Wenn man solche Fehler begeht, wird man bestraft. Und wir erlauben uns in gewissen Phasen Sachen, die wir uns vorher nicht erlauben“, rätselte der gute Torwart David Späth nach der Niederlage, warum die Löwen in bestimmten Situationen komplett den Kopf verlieren: „Wir waren zwischendurch auf ein Tor dran.“ Das war beim 16:17 (34.).
Am Ende waren sie dann aber doch ganz weit weg von der SG. Wenn man einmal vom neunfachen Torschützen Niclas Kirkeløkke absieht. Er war wieder einmal mit Abstand bester Löwen-Feldspieler - und trägt ab Sommer das Flensburger Trikot.
Davidsson sorgt bei den Rhein-Neckar Löwen für gute Impulse
Die Statistik der ersten Halbzeit zeigte einmal mehr, woran es bei den Löwen krankt. Zehn technische Fehler, eine Angriffseffektivität von 43 Prozent - das sind Zahlen des Grauens. Hätten die Mannheimer dank des früh eingewechselten Späth (7 Paraden, Fangquote 35 Prozent) nicht das Torwartduell in der ersten Halbzeit für sich entschieden (SG-Keeper Kevin Møller: 5 Paraden, 28 Prozent), wäre der Rückstand schon nach 30 Minuten deutlicher gewesen. Doch selbst das 13:17 war schon eine hohe Hypothek.
Bezeichnend war die Phase zwischen dem 7:9 (16.) und 7:10 (19.). Nach Ballgewinnen hatten die Badener dreimal die Chance, den Rückstand zu verkürzen. Doch ihnen gelang es nicht, sich eine klare Torchance herauszuspielen. Immerhin lief mit der Hereinnahme von Gustav Davidsson das Offensivspiel ein wenig flüssiger. Doch wenn die eigene Fehlerquote mehr als doppelt so hoch ist als die des Gegners, dann helfen auch vereinzelte Lichtblicke nichts. Wenngleich Hinze mit den Unzulänglichkeiten noch einigermaßen leben konnte: „Es waren Fehler, die aus Leidenschaft entstanden sind.“ Gut gemeint ist aber immer noch nicht gut gelöst.
Nach dem Seitenwechsel war das Momentum sogar kurzzeitig aufseiten der Mannheimer, ein 3:0-Lauf brachte sie auf 16:17 (34.) heran. Dann nutzte Jannik Kohlbacher die Chance zum Ausgleich nicht und traf SG-Keeper Møller am Kopf. Folgerichtig kassierte der Löwe eine Zeitstrafe - und danach lief die Partie nur noch in eine Richtung. Zwischen dem möglichen 17:17 und dem 17:22-Rückstand (42.) lagen gerade einmal sechs Minuten und 13 Sekunden. „Kleine Aktionen haben bei uns eine große Wirkung“, sagte Hinze. So geht das allerdings jetzt auch schon seit Dezember.
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