Mannheim. Die Verabschiedung nach fünf gemeinsamen Wochen Tennis-Bundesliga fiel im Lager von Grün-Weiss Mannheim nach dem geglückten Klassenerhalt emotional aus. Hinter den Spielern und Betreuern liegt eine schwierige Saison. Doch letztlich meisterten die Mannheimer die zwischenzeitlich prekäre Lage und beendeten die Saison - mit zuletzt vier Spielen ohne Niederlage - noch auf Rang fünf.
Herr Marzenell, wie war die Stimmung nach dem Klassenerhalt?
Gerald Marzenell: Nach dem tollen Sieg in Aachen waren alle glücklich. In der Kabine haben Daniel Steinbrenner und jeder Spieler noch zwei, drei Sätze gesagt. Da hat man gemerkt, dass da viel Wehmut mit dabei war, dass es fast ein Jahr dauert, bis wir uns in der Konstellation wiedersehen. Alle würden am liebsten nach ein paar Wochen weiterspielen.
Gerald Marzenell: Teamchef des Bundesligisten Grün-Weiss Mannheim
- Geboren wurde Gerald Marzenell am 6. Februar 1964 in Mannheim. Der 60-Jährige lebt in Feudenheim.
- Der Teamchef des Bundesligisten Grün-Weiss Mannheim spielte selbst 16 Jahre für den Tennisklub und wurde dabei zweimal Meister.
- Als Teamchef gewann Marzenell bereits sechs Meistertitel, zuletzt 2018, 2019 und 2021.
- Diese Saison war bereits seine 27. Spielzeit als Teamchef von Grün-Weiss.
Lange steckte Grün-Weiss im Abstiegskampf. War es die nervenaufreibendste Saison seit langem?
Marzenell: Zuletzt war es 2013 ähnlich. Wir hatten damals, wie jetzt auch, eine tolle Mannschaft und einen super Teamgeist, aber wir haben die Spiele nicht gewonnen. Wir hatten das eine schlechte Spiel gegen Augsburg, das wir gewinnen mussten. Dann hätten wir bis zum Ende um die ersten drei Plätze mitspielen können. So wurde es die anstrengendste Saison seit 2013, wo wir uns am letzten Spieltag gerettet haben. Diesmal haben wir den Riesenschritt am vorletzten Spieltag beim 3:3 gegen Bredeney gemacht.
Haben Sie viel darüber nachgedacht, was für Auswirkungen ein Abstieg haben könnte?
Marzenell: Nein, nicht eine einzige Sekunde war das in unserem Kopf drin. Wenn man über so was innerhalb der Saison nachdenkt, dann verliert man nicht nur den Fokus auf den Moment, sondern auch Energie. Das bringt nichts. Man muss sich zu 100 Prozent auf die Aufgabe konzentrieren und diese so gut wie möglich lösen.
Ein Blick an die Spitze. Ist der TC Großhesselohe zurecht Meister?
Marzenell: Ja, auf alle Fälle. Sie waren seit 2018 vorne mit dabei und nahe dran am Titel. Jetzt haben sie verdient die Meisterschaft gewonnen und alle haben es ihnen gegönnt.
Wie war der Zuschauerzuspruch bei den Heimspielen?
Marzenell: Wir haben fast die Zuschauerzahlen wie vor der Corona-Pandemie. Sonntags waren um die 2000 Zuschauer da, und als Dominic Thiem gespielt hat, waren etwas über 3000 Menschen auf der Anlage.
Was macht den Reiz der Bundesliga für die Spieler aus?
Marzenell: Für ihren Lebensunterhalt spielen die Jungs auf der Tour. Und bei uns spielen sie, weil sie es lieben. Zudem sind es gute Matches vor vielen Zuschauern, was sie auf der Tour nicht haben. Viele spielen dort vor 30, 40 neutralen Zuschauern und hier machen 2000 oder 3000 Leute Stimmung für einen. Das macht den Spielern Spaß und gibt ihnen auch Selbstbewusstsein. Wenn sie erfolgreich spielen, nehmen sie den Schwung mit zu den Turnieren.
Welche Spieler waren in dieser Saison die Leistungsträger?
Marzenell: Bernabé Zapata Miralles hat von seinen neun Einzeln sieben gewonnen. Dazu waren für mich Dominik Koepfer, Max Rehberg und Andrea Pellegrino überragend. Auch Daniel Rincon hat voll eingeschlagen.
Was hat Sie in dieser Saison neben dem Platz berührt?
Marzenell: Federico Delbonis hat am Sonntag das letzte Match seiner Karriere gespielt. Er war elf Jahre bei uns. Das war ein Gänsehaut-Moment, als er das Doppel gewonnen hat. Dazu kommen unser Teamspirit und unsere Motivation, die nicht zu überbieten ist.
Wird es weitere Veränderungen geben?
Marzenell: Da werde ich in den nächsten Wochen drüber nachdenken und Gespräche führen. Ich bin kein Freund davon, viel zu ändern, wenn es gut läuft. Wir haben gute Spieler und ein intaktes Gefüge, da gibt es nichts zu korrigieren. Die Spieler geben immer alles.
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