Grün-Weiss Mannheim: Tennis-Weltstar Thiem hinterlässt Spuren

Mannheim. Für einen Tennisprofi und Weltstar, der in seinem Metier auf dem Platz alles erreicht hat, gibt es auch noch ein zweites Tätigkeitsfeld, das neben dem Court stattfindet. Und in diesem überzeugte Dominic Thiem bei seinem vermeintlich letzten Einsatz für Grün-Weiss Mannheim vollends. Der Österreicher begeisterte das Publikum mit seiner nahbaren Art und Freundlichkeit. Und auf dem Platz sorgte der 30-Jährige durch seinen Punkt im Doppel mit Federico Delbonis dafür, dass der Mannheimer Bundesligist beim 3:3 gegen Rosenheim einen Punkt mitnahm.

Grün-Weiss Mannheim-Teamchef Marzenell über Thiem: „Einer der sympathischsten und besten Sportler der Gegenwart“

„Dominics Einsatz war ein Highlight, besser geht es nicht. Die Zuschauer haben ihn gefeiert, auch wenn er am Ende sein Einzel verloren hat. Dominic ist einfach einer der sympathischsten und besten Sportler der Gegenwart. Wir sind stolz, dass er sein letztes Spiel in dieser Form bei uns in Mannheim gemacht hat“, sagte Grün-Weiss-Teamchef Gerald Marzenell.

Die Zuschauer hatten seit 2018 auf einen Einsatz von Thiem gehofft, der sich nun endlich realisieren ließ. „Ich konnte zwischendurch leider nicht so oft spielen, weil keine Zeit da war. Aber es ist jedes Mal etwas Besonderes hier zu spielen“, sagte Thiem, der in seinem elften Jahr bei Grün-Weiss ist. Am Ende des Jahres wird Thiem, der in seiner Karriere über 30 Millionen US Dollar an Preisgeld erspielt hat, seine Laufbahn beenden. Probleme am Handgelenk der rechten Schlaghand verhindern, dass er wieder an sein früheres Weltklasse-Niveau herankommt.

„Einerseits fühle ich mich gut und voller Energie. Andererseits habe ich 20 Jahre lang jeden Tag sehr, sehr viel gegeben. Also auf den Tennissport bezogen ist der Tank sicher nicht mehr voll. Es ist etwas bitter mit der Verletzung, aber ich habe eine Karriere gehabt, die besser war, als ich es zu träumen gewagt hätte“, gesteht Thiem.

Thiem zieht den Schlussstrich dann Ende Oktober

Zuvor hofft der ehemalige Weltranglisten-Dritte noch auf eine Wildcard bei den US Open, die er 2020 spektakulär in fünf Sätzen gegen Alexander Zverev gewann. Den Schlussstrich unter die Karriere zieht dann das Turnier in Wien Ende Oktober. „Mir werden die ganzen Leute fehlen, die Turniere, das Adrenalin vor und nach einem Match. Das gute Gefühl nach Siegen, das schlechte nach Niederlagen. Aber es gibt auch viel, was mir nicht fehlen wird, wie die Reiserei, die mit der Zeit an die Substanz geht“, erklärt Thiem, der sich nach der Profikarriere noch intensiver um die Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz kümmern will - und um sein Projekt mit Sonnenbrillen. Alles andere würde man sehen, wenn es wirklich vorbei ist.

Auch im eigenen Team hinterließ Thiem einen bleibenden Eindruck. „Dominic ist ein sehr netter und höflicher Typ. Er hat sich jedem direkt vorgestellt, den er noch nicht kannte. Ich bin megaglücklich, dass ich die Chance hatte mit so einem Weltstar ein paar Bälle zu schlagen“, erzählte Tom Siebold, mit 17 Jahren Mannheims Jüngster im Kader.

Thiem lässt sich Hintertür für Rückkehr zu Grün-Weiss offen

Das Bewusstsein, dass auch ein Weltstar nur einer von vielen im Team ist, hat auch Thiem selbst. „Jetzt bin ich noch der Tennis-Spieler, der die US Open gewonnen hat, aber in ein paar Jahren wird das auch niemanden mehr interessieren. Dann bleibt das Menschliche, und das Sportliche wird in weiter Vergangenheit sein“, macht sich Thiem keine Illusionen.

Dass er dennoch Spuren hinterlassen hat bei Grün-Weiss war offensichtlich. Und eventuell war es ja doch nicht sein letzter Besuch. „Es kann schon sein, dass ich in der Bundesliga weiterspiele. Ich glaube nicht, dass es der letzte Auftritt war, aber der Letzte als aktiver Tennisspieler war es auf jeden Fall“, lässt sich Thiem ein Hintertürchen offen. Die Zuschauer würde es freuen.