Die Adler Mannheim fliegen derzeit in hohen Sphären. In der Champions Hockey League haben sie die K.o.-Runde erreicht, in der Deutschen Eishockey Liga eilen sie von Sieg zu Sieg. Das 3:2 am Sonntag bei den Krefeld Pinguinen war bereits der sechste Erfolg in Serie, die Tabellenführung ist der verdiente Lohn. Und dennoch hat der Mannschaft von Trainer Pavel Gross ein wesentlicher Bestandteil gefehlt - bis zum vergangenen Wochenende, bis mit David Wolf der emotionale Anführer der Blau-Weiß-Roten nach einer langen Verletzungspause aufs Eis zurückkehrte.
Rückblick: Im Frühjahr 2021 wähnen sich die Adler auf einer Mission. Nachdem die Play-offs 2020 der Coronavirus zum Opfer gefallen waren, ist der Erfolgshunger der Meister von 2019 groß. Die Mannheimer waren durch die Hauptrunde gepflügt und hatten sich eine hervorragende Ausgangsbasis für die K.o.-Runde verschafft. Von der Pole Position starteten sie in die heiße Phase des Titelrennens, doch gleich im ersten Viertelfinalspiel gegen die Straubing Tigers passierte das, was unter keinen Umständen hätte passieren dürfen: Nach einem Check von Jeremy Williams kommt Wolf unglücklich auf dem Eis auf. Er hält sich das Handgelenk und fährt schnurstracks in die Kabine. Der Außenstürmer weiß sofort, dass es das für ihn für eine lange Zeit gewesen ist. „Alles hing auf halb acht. Und man muss schon sagen, dass diese Verletzung eine ziemlich komplizierte Sache war“, erinnerte sich Wolf im Sommer an die Szene vom 20. April, die für seine Mannschaft nicht folgenlos bleibt. Ja, die Adler ziehen gegen Straubing den Kopf noch einmal aus der Schlinge, doch im Halbfinale ist gegen Wolfsburg Endstation. Es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob es mit Wolf anders gelaufen wäre, Fakt ist aber: Ein Mann wie Wolf, der Energie bringt, der checkt, Torgefahr ausstrahlt und seine Teamkollegen mitreißen kann, hätte den Mannheimern mit Sicherheit nicht geschadet.
Das alles ist Schnee von gestern. Wolf lebt im Hier und Jetzt. Und das, was er von den Adlern gesehen hat, als er noch zuschauen musste, hat ihm gut gefallen: „Wir wissen, dass wir noch eine lange Saison vor uns haben, wir können aber auf dem bisher Erreichten aufbauen.“
Der 32-Jährige ist froh, dass er nun wieder seinen Beitrag leisten kann. Vor allem beim fulminanten 7:1 gegen die Augsburger Panther am Freitag trumpfte der Sturmtank auf, als sei er nie weggewesen. Wolf erarbeitete sich Chance um Chance - und traf tatsächlich zum 5:1 mit einem sehenswerten Schuss, der über der rechten Schulter von Augsburgs Torhüter Markus Keller einschlug. „Ich hatte gleich zu Beginn einige gute Szenen. Dann bekommst du als Stürmer das Gefühl, dass einer reingehen könnte, wenn du den Puck richtig auf den Schläger bekommst“, sagte der Linksschütze, der sich bei Mark Katic’ Tor zum 7:1 noch eine Vorlage gutschreiben lassen durfte.
Ganz so wie aus einem Guss lief die Partie in Krefeld am Sonntag jedoch nicht. Weder für die Adler noch für Wolf. Das lag aber zu einem großen Anteil am äußerst defensiv eingestellten Gegner, der wenig bis gar nichts für Spiel tat, sondern sich bei Scheibenverlusten sofort zurückzog und nur auf Fehler der Mannheimer wartete. Wolf kommentierte die Taktik der Pinguine in seiner gewohnt launigen Art: „Teilweise war das vogelwild, was die gespielt haben. Einer hat an unserer blauen Linie ein Zelt aufgebaut und nur auf den Puck gewartet. Das hat es unseren Verteidigern nicht gerade leicht gemacht.“
Leicht - das waren auch die vergangenen sechs Monate für Wolf nicht. Statt dem Puck nachzujagen und Tore zu schießen, musste er sich durch die Reha quälen. Große Probleme, die Geduld zu bewahren, hatte er nach eigener Aussage allerdings kaum, weil er eine Familie um sich wusste, die ihn auffing. „Wenn ich mal mit schlechter Laune von der Reha zurückgekommen bin, hat mir meine Frau Enny Mut zugesprochen. Es ist schön, solche Menschen an deiner Seite zu wissen“, betonte Wolf, der die Zeit im Kreise seiner Liebsten zu schätzen wusste. So konnte er nicht nur die rasanten Entwicklungsschritte von Jamie, seinem Erstgeborenen, miterleben, sondern genoss auch die erste Zeit mit Charlie, der Ende August das Licht der Welt erblickte.
Der Nationalspieler, der 2018 mit dem DEB-Team die olympische Silbermedaille gewann, weiß aber auch ganz genau, dass auf seine zweite Familie Wochen der Herausforderung zukommen. Weil sich Spieler mit dem Coronavirus infizierten, mussten Partien mit Münchner, Düsseldorfer und Iserlohner Beteiligung abgesetzt werden. „Wir müssen alles dafür tun, um das Virus aus unserer Kabine zu halten“, betonte Wolf und ergänzte: „Für Spieler, deren Kinder in die Kita oder Schule gehen, ist das keine einfache Sache. Wir werden das aber professionell durchziehen.“
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