Mannheim. Leon Gawanke ging es am Freitagabend wie jedem deutschen Fußball-Fan: Als der Spanier Mikel Merino die Elf des Deutschen Fußball-Bundes in der 119. Minute des Viertelfinales bei der Heim-EM aus allen Titelträumen riss, war auch der Verteidiger der Adler Mannheim geknickt. Gawanke ist ein großer Fußball-Fan, der gebürtige Berliner hält es mit dem Zweitligisten Hertha BSC, der in der neuen Saison die Rückkehr in die Bundesliga anpeilt.
Insofern verwunderte es nicht, dass die vergangenen Wochen für den 25-Jährigen ein Fest waren. Gawanke verfolgte die packenden Partien des Teams von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht nur auf der heimischen Couch.
Gawanke: Interessiere mich sehr für Fußball
In der Vorrunde war er bei den Siegen gegen Schottland und Ungarn live im Stadion dabei und saugte die Stimmung auf. „So ein Turnier im eigenen Land ist etwas Besonderes, das passiert nicht alle Tage. Ich habe selbst zehn Jahre Fußball gespielt und interessiere mich sehr für diesen Sport“, sagt Gawanke.
Seine Freizeit verbrachte der Nationalspieler zuletzt also mit dem EM-Schauen. Dabei erholte er sich auch von den Strapazen seines Alltags. Denn während seine Teamkollegen in Mannheim schon eifrig dabei sind, in Form für die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu kommen, arbeitet Gawanke meist allein in der Reha daran, wieder fit zu werden.
Gawanke verpasste wegen Verletzung auch WM in Tschechien
Die vergangene Spielzeit war für den Offensivverteidiger äußerst bitter zu Ende gegangen. Und das nicht nur, weil er mit den Adlern im Play-off-Viertelfinale an den Eisbären Berlin scheiterte. Im fünften Duell mit dem späteren Meister zog sich Gawanke eine Schulterverletzung zu, wegen der er auch die WM in Tschechien verpasste. „Nach einem Check bin ich unglücklich in die Bande gekracht. Ich habe einen Schmerz gespürt. Als es nach ein, zwei Wochen nicht besser wurde, habe ich den Arzt aufgesucht“, erzählt Gawanke. Er wurde erfolgreich operiert und sagt nun: „Bei meiner Reha liege ich im Zeitplan. Es wird besser und besser. Ich hoffe, dass ich zum Saisonstart fit bin.“
Während seine Teamkollegen längst ins Sommertraining eingestiegen sind, spult der 25-Jährige individuell Einheiten ab. „Manchmal ist das schon eintönig. Ich weiß aber, wozu ich das mache. Auf lange Sicht wird sich die ganze Schufterei auszahlen“, betont Gawanke, der am Samstag eine Abwechslung in seinem Alltag sichtlich genoss. Beim Udo-Scholz-Fest an der SAP Arena ging er auf Tuchfühlung mit den Fans, schrieb Autogramme und nahm die besten Genesungswünsche entgegen. Denn alle Adler-Anhänger wissen: Um in der nächsten Spielzeit oben anzugreifen, benötigt die Mannschaft von Trainer Dallas Eakins einen kerngesunden Gawanke.
Gawanke ist ein wichtiger Leistungsträger bei den Adlern Mannheim
Fußball, der Sport mit der Kugel, mag Gawankes Hobby sein, mit dem Sport mit der Scheibe verdient er aber sein Geld. Und das seit Ende der vergangenen DEL-Hauptrunde in Mannheim. Bei den Adlern schlug der Rechtsschütze voll ein. Und das nicht nur wegen seiner starken Punkteausbeute. Gawanke erzielte in acht Vorrundenspielen ein Tor und gab neun Assists. In den sieben Play-off-Partien steuerte er sechs Punkte (zwei Treffer, vier Vorlagen) bei. Doch der spielstarke Verteidiger wusste auch mit seinem Körperspiel zu überzeugen und ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg.
Ich freue mich aber, dass ich bei den Fans gut ankomme, das pusht mich. Nächste Saison muss ich das bestätigen
Gefeiert wurde er auch, als er sich den Berliner Stürmer Lean Bergmann nach dessen provokantem Torjubel gegenüber den Adler-Fans schnappte. So war es kein Wunder, dass Gawanke die Herzen der Mannheimer Fans im Sturm eroberte. „Natürlich wollte ich von Anfang an eine Duftmarke setzen. So etwas kann man aber nicht planen, dahinter steckt harte Arbeit. Ich freue mich aber, dass ich bei den Fans gut ankomme, das pusht mich. Nächste Saison muss ich das bestätigen“, sagt Gawanke, der trotz guter Leistungen in den Organisationen der Winnipeg Jets und San Jose Sharks nie eine echte Chance auf einen NHL-Einsatz bekommen hatte. „Das Kapitel Nordamerika ist für mich durch“, betont der 25-Jährige, der Anfang April seinen ohnehin langfristig ausgerichteten Vertrag bei den Adlern um zwei Jahre bis 2029 verlängerte.
Gawanke weiß, dass er viel Geduld braucht
„In Europa gibt es nicht viel Besseres als die Adler. Die ersten Monate bei diesem Club haben mir jedenfalls großen Spaß gemacht“, sagt Gawanke, der es kaum abwarten kann, wieder Seite an Seite mit den Teamkollegen an den neuen Zielen zu arbeiten. Gawanke weiß, dass er auch Geduld haben muss: „Zunächst werde ich beim Bankdrücken im Vergleich mit den Jungs wahrscheinlich den Kürzeren ziehen. Wichtig ist aber, dass ich wieder bei 100 Prozent bin, wenn es darauf ankommt.“
So sieht es auch Kristian Reichel, der neu in Mannheim ist. Der in Tschechien geborene Stürmer mit deutschem Pass kennt Gawanke aus gemeinsamen Zeiten in der Organisation der Winnipeg Jets. Obwohl im Eishockey-Geschäft ein Kommen und Gehen herrscht, haben sich die beiden nicht aus den Augen verloren, als Gawanke in Nordamerika weiterzog und sich dem Club aus San Jose anschloss.
„Bevor ich den Vertrag in Mannheim unterzeichnet habe, habe ich mich bei Leon erkundigt. Wir sind richtig gute Buddys“, sagt Reichel. Der 26-Jährige kann es kaum erwarten, mit Gawanke gemeinsam auf Punktejagd zu gehen. Bis die DEL-Saison am 20. September mit einem Heimspiel gegen Schwenningen beginnt, muss der Verteidiger noch viel Schweiß in der Reha lassen. Doch er weiß ja, wofür er all die Strapazen in Kauf nimmt.
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