Mannheim. Die Mannheimer Adler hatten allen Grund, sich bestens gelaunt auf die Rückreise in die Quadratestadt zu machen. Hatte die Mannschaft von Cheftrainer Pavel Gross doch innerhalb von drei Tagen zwei Mal unter Beweis gestellt, dass sie weiß, wo das gegnerische Tor steht – und vor allem, wie man den Puck darin unterbringt. Zunächst machten die Blau-Weiß-Roten in Lausanne mit dem 5:2 alles für das Achtelfinale in der Champions Hockey League klar. Am Freitag legten sie ein 5:2 bei der Düsseldorfer EG nach.
Und es gab noch einen weiteren Grund für erleichterte Mienen. Vor der Partie gegen die Rheinländer war bekannt geworden, dass ein Gericht in Schweden Defensivmann Thomas Larkin freigesprochen hatte. Wer dachte, der 30-Jährige würde das Urteil als persönlichen Triumph auskosten, kennt den Italo-Kanadier nicht. „Ich bin froh, dass mir geglaubt wurde, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat“, erklärte Larking gegenüber dieser Redaktion. Verhandelt wurde vor dem Bezirksgericht in Gävle ein Vorfall, der sich vor fast vier Jahren ereignet hatte. Larkin war in einem Spiel der Champions Hockey League gegen Brynäs IF mit Stürmer Daniel Paille zusammengeprallt. Dem Adler wurde von der schwedischen Staatsanwaltschaft Absicht und damit Körperverletzung unterstellt. Zudem forderte Paille Schadenersatz, da der Kanadier aufgrund der Folgen einer schweren Gehirnerschütterung seine Karriere beenden musste.
„Ich kenne die Wahrheit seit vier Jahren. Ich wollte Daniel Paille nicht verletzen. Was da in Gävle passiert ist, wollte niemand, ich am allerwenigsten. Es tut mir leid, was ihm passiert ist“, sagte Larkin. Er habe nach dem Vorfall psychologische Hilfe in Anspruch genommen, seine Familie und er seien übelst attackiert worden, sogar Morddrohungen habe er erhalten.
Nun hat das Gericht nach Analyse der Fernsehaufnahmen und Expertengutachten festgestellt, dass Larkin kein Vorsatz zu unterstellen sei, sondern es sich um einen Unfall gehandelt habe. Als Eishockey-Profi habe Paille damit rechnen müssen, dass er von Gegenspielern verletzt werden könne. „Eishockey ist eine schnelle Sportart. Du verletzt doch niemanden absichtlich“, machte Larkin klar und lieferte die Begründung gleich mit: „Es kann doch immer sein, dass Du in der kommenden Saison in der gleichen Mannschaft spielst. Wir sind doch Menschen und sollte auch so miteinander umgehen.“
Dem schwedischen Justizsystem zollte er Respekt. „Auch wenn es lange gedauert hat, war es gut und wichtig, dass alle Seiten gehört wurden. Jetzt freue ich mich, dass es hoffentlich bald endgültig vorbei ist“, verwies Larkin auf die mögliche Berufung. Angesichts der präzisen Feststellungen des Gerichts in der Urteilsbegründung ist davon eher nicht auszugehen.
Nachdem der Adler-Verteidiger am Mittwoch in Lausanne noch krank gefehlt hatte, meldete er sich für Düsseldorf gesund zurück. Angesichts der Ausfallliste in der Abwehr durchaus wichtig. Denn Denis Reul, Ilari Melart und Mark Katic mussten passen. Die sechs verbliebenen Defensivmänner und ihre Stürmerkollegen zeigten gegen die DEG eine starke Leistung. „Das war ein super Spiel. Besonders unsere ,young guns‘ haben das klasse gemacht. Es freut uns alle“, erklärte Larkin und meinte mit den jungen Wilden vor allem die vierte Offensivreihe mit Florian Elias (19), Luca Tosto (20) und Valentino Klos (21).
Zu Recht. Klos hatte in der 14. Minute geschossen, Elias abgefälscht und das 1:0 für die unter Druck stehenden Adler besorgt. Denn die DEG war bis dahin spielbestimmend gewesen. „Es war ein hartes Stück Arbeit“, wusste auch Elias. „Mein Treffer hat uns in Führung gebracht, aber Düsseldorf hat schnell den Ausgleich geschossen“, schilderte der Förderlizenzler das Geschehen im ersten Drittel. „Wir haben aber danach unsere Chancen genutzt und gewonnen“, stellte Elias fest – und seine Reihe hatte daran ihren Anteil. Denn das 2:1 von Borna Rendulic bereiteten Klos und Elias vor (23.).
„Es war sehr positiv, dass wir unsere Chancen genutzt haben“, war Klos die Erleichterung, dass der Knoten geplatzt war, anzumerken. „Wir sind mit Rückenwind aus dem Spiel gegen Lausanne gekommen. Zwar wussten wir, dass die DEG eine laufstarke Mannschaft ist, aber wir sind mehr gelaufen und haben auch in der Höhe verdient gewonnen“, analysierte der gebürtige Lauterer selbstbewusst.
Genau diese Einstellung, unerschrocken die Zweikämpfe zu suchen, aggressiv ins Forechecking zu gehen, hatte Chefcoach Gross bereits im Vorfeld der Partie an den Talenten gelobt. Angesichts des engen Programms war er „froh, in Lausanne und Düsseldorf gewonnen zu haben“. Und der 53-Jährige verriet, dass er sich in einem Punkt getäuschte habe: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir sieben Tore und noch mehr große Chancen sehen werden. Aber das war gut für die Zuschauer.“ Gross war angesichts der großen Disziplin der Düsseldorfer davon ausgegangen, mit einem 2:1 nach Mannheim zu fahren. Er hatte aber nichts dagegen, dass Andrew Desjardins (2) und Matthias Plachta ihre Torbilanzen aufpolierten.
Bereits am Sonntag haben die Adler die nächste Gelegenheit, nachzulegen. Ab 17 Uhr geht es gegen den ERC Ingolstadt. Die Schanzer hatten am Freitag eine 3:6-Heimniederlage gegen Tabellenführer München quittieren müssen. Beste Voraussetzungen für eine packende Partie. Zumal den Adlern mit einem Erfolg der fünfte DEL-Heimsieg in Folge winkt.
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