Mannheim. Ein 45-minütiges Telefonat hat für Klarheit gesorgt - zumindest vorerst. Nachdem Adler-Gesellschafter Daniel Hopp Trainer Pavel Gross für dessen öffentliche Corona-Kritik deutlich in die Schranken gewiesen hatte (diese Redaktion berichtete am Donnerstag), ist es am Silvestertag zur angekündigten Aussprache gekommen. "Wir haben ein sehr ruhiges und konstruktives Gespräch geführt, um die bestehenden Differenzen aus der Welt zu schaffen. Das ist uns auch gelungen, worüber ich sehr froh bin", wird Hopp auf der Homepage des Clubs zitiert. Und der 41-Jährige ergänzt: "Damit hat sich für mich das Thema erst einmal erledigt." Gross zeigt sich ebenfalls erleichtert: "Ich bin froh, dass wir über das Thema gesprochen und unsere Meinungen auf einer sachlichen Ebene ausgetauscht haben. Wir schauen jetzt gemeinsam nach vorne und konzentrieren uns auf das Sportliche, schließlich geht’s um den Erfolg der Adler."
So weit, so gut. Es bleiben allerdings Fragen offen. So bietet schon Hopps Wortwahl Interpretationsmöglichkeiten. Das Thema habe sich für ihn "erst einmal" erledigt, heißt es. Das bedeutet im Umkehrschluss: Es ist nicht ausgeschlossen, dass es wieder auf den Tisch kommt. Zumindest ist es wohl ratsam, dass beide nach Hopps Rückkehr aus den USA noch einmal intensiver den Austausch suchen. Und völlig unklar bleibt auch, warum Hopp und Gross nicht schon viel früher den Dialog gesucht haben, sondern erst dann, als bereits ein Imageschaden entstanden war.
Zudem liegt bei den Adlern viel mehr im Argen. Der Bericht dieser Redaktion vom 30. Dezember, auf den sich der Club in seiner Mitteilung vom Samstag bezieht, hatte mehrere Ebenen. So soll das Verhältnis zwischen Gross und Sportmanager Jan-Axel Alavaara beschädigt sein, was sich wiederum negativ auf die Transfertätigkeiten auswirkt. Wenn an diesen Informationen nichts dran wäre, hätte es dazu ein Dementi geben können - oder wird es nun auch zu einer Aussprache zwischen Trainer und Sportmanager kommen? Klar ist: Gross und sein Co-Trainer Mike Pellegrims stehen wie Alavaara bis 2024 unter Vertrag. Ob diesen alle Parteien erfüllen werden, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.
Gross muss sich auch an sportlichen Maßstäben messen lassen. Auch das 4:5 am Donnerstag bei den Bietigheim Steelers nach einer 4:1-Führung nach zwei Dritteln musste aufgearbeitet werden. Wie konnte sein Team nach soliden 40 Minuten derart einbrechen? Dass zehn Spieler ausfielen und die Adler nur drei Reihen ins Rennen schicken konnten, machte sich im Schlussabschnitt negativ bemerkbar. Die Spieler wirkten platt, nur so ließen sich die individuellen Fehler in der eigenen Zone erklären.
"Das darf uns als ambitionierte Mannschaft nicht passieren. Wir haben den Fokus verloren", sagte Matthias Plachta nach der zweiten Niederlage in Folge. Und Nigel Dawes, der die Mannheimer mit seinen zwei Toren lange wie die sicheren Sieger aussehen ließ, betonte: "Die Steelers haben uns für unsere Fehler bezahlen lassen."
In Köln müssen die Adler am Sonntag (14 Uhr) sicherlich smarter auftreten als zuletzt. Es ist gut möglich, dass sich an der Aufstellung im Vergleich zur Partie am Donnerstag in Bietigheim etwas ändern wird. Das kann aber in beide Richtungen gehen, wie Adler-Sprecher Adrian Parejo auf Nachfrage dieser Redaktion erklärte. Will heißen: Es ist nicht ausgeschlossen, dass jemand aus dem Lager der zuletzt verletzten oder angeschlagenen Spieler ins Team zurückkehrt. Genauso kann es allerdings sein, dass neue Ausfälle dazukommen. Wie sich die Mannschaft auch zusammensetzen wird: Nachdem die Adler auf den dritten Tabellenplatz in der DEL zurückgefallen sind, müssen sie eine Reaktion zeigen. Einfach werden ihnen das die Haie nicht machen, die ihrerseits nach dem 4:8 in Straubing Wiedergutmachung betreiben wollen.
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