Eishockey

Fulminante Adler Mannheim sprengen ihre Ketten und stehen im Halbfinale

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Christian Rotter
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Tim Wohlgemuth (l.) erzielte beim 8:3-Kantersieg gegen Straubing einen Doppelpack. © Sörli Binder

Mannheim. Die Seuche, die an seinem Schläger klebte, schien manifestiert. Was er auch versuchte, der Knoten wollte einfach nicht platzen. Und dann bekam Tim Wohlgemuth die nächste Chance auf dem Silbertablett serviert. Doch er konnte die Ketten nicht sprengen – noch nicht. „Ich hatte da schon ein bisschen Panik“, sagte Wohlgemuth zur Szene in der zehnten Minute. „Die Scheibe lag gefühlt ewig unmittelbar vor der Torlinie. Doch statt sie ins Netz zu stochern, habe ich nur die Schiene des Torhüters erwischt. Das hat mir für mich, vor allem aber auch für meine Reihenkollegen leidgetan, denn auch für sie wäre es eine Befreiung gewesen.“

Adler Mannheim

Adler feiern Einzug ins Halbfinale

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Der Karsamstag sollte für den Stürmer der Adler Mannheim allerdings doch noch zu einem Tag der Freude werden. Dank eines fulminanten 8:3 (2:0, 3:1, 3:2)-Siegs im vierten Viertelfinalduell mit den Straubing Tigers zogen die Blau-Weiß-Roten ins Halbfinale der Deutschen Eishockey Liga ein. Und auch die persönliche Leidenszeit des 22-Jährigen ging zu Ende. Wohlgemuth eröffnete in der zwölften Minute nicht nur den Torreigen, auch der letzte Mannheimer Wirkungstreffer zum zwischenzeitlichen 8:1 (52.) ging auf sein Konto. Und so war es auch kein Wunder, dass der Nationalspieler, der vor der Saison vom ERC Ingolstadt in die Kurpfalz gewechselt war, nach der mit 3:1 gewonnenen intensiven Serie erleichtert war:  „Wir haben heute sehr konsequent unser System durchgezogen und die wichtigen Dinge richtig gemacht.“

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Nicht nur Wohlgemuth sprengte die Ketten, sondern die ganze Mannschaft überzeugte mit einer in dieser Saison selten gesehenen Offensivwucht. Nachdem die Adler in den vorherigen drei Viertelfinalpartien nur sechs Tore erzielt hatten – darunter war ein Empty Netter im zweiten Vergleich von Jordan Szwarz –, spielten sie sich vor 10.311 Zuschauern in der SAP Arena in einen Rausch. Den Anfang machte Wohlgemuth, der beim 1:0 von der starken Vorarbeit von Borna Rendulic profitierte. Der Kroate fuhr nicht nur einen Check gegen Mike Connolly knallhart zu Ende, sondern bewies bei seinem Pass auf den Torschützen zudem eine gute Übersicht. Rendulic wertete die ganze Reihe auf, die bis dato hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Dass Nigel Dawes nach drei Spielen Verletzungspause sein Comeback feiern durfte, wirkte sich also doppelt positiv aus: Der Routinier glänzte an der Seite von Szwarz und Nico Krämmer, als sei er nie weggewesen, und der aus dieser Formation gerückte Rendulic harmonierte mit Wohlgemuth und Markus Eisenschmid nahezu perfekt. So war es auch kein Wunder, dass Dawes das bis dahin schwächelnde Powerplay auf ein anderes Level brachte. Nach einem Bullygewinn nahm Mannheims Topscorer der DEL-Hauptrunde die Tigers-Defensive mit einem einzigen Pass auseinander, Krämmer vollendete mit einem platzierten Schuss zum 2:0 (17.).

Die Vorentscheidung war das in einer intensiven Partie noch nicht, die fiel erst zu Beginn des zweiten Drittels. Die Straubinger kamen mit Wut im Bauch aus der Kabine und drängten auf den Anschlusstreffer. Statt heranzukommen, netzten aber die Adler binnen 203 Sekunden dreimal ein. Matthias Plachta mit seinem ersten Play-off-Tor (25.), Andrew Desjardins und erneut Plachta (beide 28.) machten aus der SAP Arena ein Tollhaus. David Elsner (29.) überwand den starken Felix Brückmann zwar zum ersten Mal, doch nach dem Spiel konstatierte Tigers-Trainer Tom Pokel: „Ab dem zweiten Drittel ist eine Lawine über uns zusammengebrochen – und wir konnten sie nicht mehr aufhalten.“

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Mit dem Mut der Verzweiflung mussten die Niederbayern alles nach vorn werfen – und wurden dafür bitter bestraft. David Wolf erhöhte auf 6:1 (43.), Bast, der zweite Rückkehrer, tunnelte den für Tyler Parks ins Tor gerückten Sebastian Vogl zum 7:1 (48.), erst nach Wohlgemuths zweitem Streich (52.) war der Mannheimer Torhunger gestillt. So konnten Mario Zimmermann (54.) und Travis St. Denis (56.) mit ihren Treffern zum 8:3 wenigstens noch ein bisschen Ergebniskosmetik für Straubing betreiben. „Es war wichtig, dass wir offensiv gut funktioniert und die Jungs Selbstvertrauen getankt haben“, betonte Wohlgemuth, der mit seinem Team auf den Halbfinalgegner noch warten muss. Auf wen die Mannheimer treffen, entscheidet sich am Ostermontag, wenn sich Wolfsburg und Bremerhaven ab 14 Uhr zum entscheidenden fünften Viertelfinalduell gegenüberstehen. Gewinnt Wolfsburg, messen sich die Adler in der Serie „Best of Five“ ab Mittwoch mit Titelverteidiger Eisbären Berlin. Setzt sich Bremerhaven durch, wartet in der Vorschlussrunde der EHC Red Bull München auf die Mannschaft von Trainer Bill Stewart. Auf die Feststellung, dass beides hohe Hürden seien, antwortete Wohlgemuth selbstsicher: „Auch Mannheim ist für die anderen ein schwerer Gegner.“ So hört es sich an, wenn die Seuche vom Schläger ist.

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